Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf: Gegen das Vergessen – Zeitzeugen als Licht-Collage
Die Mahn-und Gedenkstätte setzt wichtigen Düsseldorfer Zeitzeugen ein Zeichen. Der Künstler Bernard Langerock porträtiert in seiner Ausstellung mit Licht-Collagen zwölf Menschen, die durch ihr Engagement eine große Rolle für die Mahn- und Gedenkstätte gespielt haben. Bis zum 27. Mai können die Besucher im Julo-Levin-Raum betrachten, wie aus fotografischen Erinnerungen Collagen mit einer besonderen Technik wurden.
Die Erinnerungen der Menschen verblassen mit den Jahren und doch bleiben manche Ereignisse im Gedächtnis wie eine Fotografie erhalten. Der Düsseldorfer Fotograf Bernard Langerock, der von 1998 bis 2016 im Vorstand des Förderkreises der Mahn- und Gedenkstätte aktiv war, hat selber viele der Zeitzeugen noch persönlich erlebt. Ihn beeindruckte das Engagement der Menschen, die die NS-Zeit überlebt hatten und bereit waren, darüber zu sprechen und ihre Eindrücke weiterzugeben. Die Gruppe der Zeitzeugen war vielfältig: Juden, die verfolgt und vertrieben wurden, Menschen aus dem politischen oder kirchlichen Widerstand, Düsseldorfer Bürger und Arbeiter. Durch ihre Interviews und Begegnungen mit der jungen Generation formten sie den besonderen Charakter der Gedenkstätte.
Die Collagen bieten Einblicke in das Leben der Zeitzeugen
Zeitzeugen sterben aus
Mit dem Tod von Henny Dreifuss starb im vergangenen Jahr die letzte der Zeitzeugen, die sich in der Mahn- und Gedenkstätte engagierte. Das war für Bernard Langerock der Anstoß, mit seinen Fotocollagen eine Auswahl von zwölf Zeitzeugen zu porträtieren. Dabei versuchte er Erinnerungen, Situationen oder Gegenstände aus den verschiedenen Lebensabschnitten der Zeitzeugen zu einer Collage zu formen. Nicht als klassisches Porträt, sondern bewusst durch Überlagerungen und zum Teil durch verschwommene Ansichten. Für ihn ein Prozess, ähnlich dem der menschlichen Erinnerungen. Er erreichte dies durch die parallele Projektion verschiedener Archivbilder auf eine lichtspeichernde Platte. Gedruckt wurden die Licht-Collagen auf Zellstoffbögen, neben denen das Leben der Zeitzeugen in Kurzform vorgestellt wird.
Eine Auswahl von 12 Düsseldorfern
Zu sehen sind die couragierte Maria Wachter aus dem kommunistischen Untergrund, ihr Gerresheimer Genosse Willi Kutz, der Journalist und Arbeitersportler Hermann Laupsien, der jüdische Pfadfinder Hans-Joachim Baum, der katholische Kirchenmann Carl Klinkhammer, der Antifaschist Willi Eulenberg, die aus dem israelischen Exil zurückgekehrte llse Neuberger, Erich Eckstein, der mit einem Kindertransport nach England hatte entkommen können, die Kommunistin Klara Schabrod, der „Retter der Stadt“ Aloys Odenthal, der tapfere Befehlsverweigerer und Wehrmachtssoldat Josef Schiffer, der in Italien bis heute als „der gute Deutsche“ verehrt wird, und schließlich Henny Dreifuss, Agentin bei der französischen Résistance.
Dr. Bastian Fleermann, Geschäftsführer der Mahn- und Gedenkstätte, freut sich, dass durch die Licht-Collagen von Bernard Langerock die Erinnerung an zwölf Zeitzeugen wach bleiben. Ihn begeistert die tiefgründige und höchst individuelle Darstellung. „Das „Erbe der Zeitzeugen“ ist uns Schatz und Verpflichtung zugleich“, betont Fleermann.
Reiner Pennekamp ist der Vorsitzende des Förderkreises
Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte
Ermöglicht wurde die Ausstellung durch den Förderkreis der Mahn-und Gedenkstätte. Es ist eine Art Geburtstagsgeschenk, denn vor 20 Jahren gründete sich der Kreis, der mittlerweile rund 340 Mitglieder hat und dessen Ziel es ist, die Arbeit der Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer der NS-Zeit in Düsseldorf zu fördern. Zwar erhält die Mahn- und Gedenkstätte Zuschüsse der Stadt und des Landes, aber ohne den Förderkreis wäre die Finanzierung der Mitarbeiter und vieler Projekte nicht möglich.
Seit der Wiedereröffnung der Mahn- und Gedenkstätte 2015 sind die Besucherzahlen stiegen. Nach dem Besucherrekord im Jahr 2016 von 30.000 verzeichnete man im vergangenen Jahr 34.000 Gäste. Dabei ist der Eintritt für alle frei und durch den Förderkreis können die Führungen für Schüler kostenfrei angeboten werden. Reiner Pennekamp, Vorsitzender des Förderkreises, wirbt um weitere Mitglieder, die sich mit einem Jahresbeitrag von 16 Euro gegen das Vergessen engagieren.