Integration in Düsseldorf: Mit dem Farbroller im Ausländeramt
Im Ausländeramt waren die 25 jungen Männer mit Fluchtgeschichte schon öfter und verbanden damit meist keine positiven Erinnerungen. Dort wird über ihren Aufenthaltsstatus entschieden. Das Projekt „Hispi goes Ehrenamt“ ließ sie den Wartebereich und die Flure am Sonntag (6.5.) vollkommen anders erleben. Denn sie kamen mit Abdeckmaterial und Farbe und sorgten für einen neuen Anstrich. Eine Überraschungsaktion für die Mitarbeiter der Behörde und die Kunden, die nun in frischer Umgebung zusammentreffen.
In den Gägen, wo sonst die Asylbewerber warten, war Malermaterial ausgebreitet
Das Ausländeramt gehört zu den Bereichen der neuen Leiterin des Amtes 54 „Migration und Integration“, Miriam Koch, und hat seine Räume an der Willi Becker Allee. Viele Asylbewerber kennen den Warteraum und die langen Flure, in denen sie auf ihre Sachbearbeiter warten. Dass diese Bereiche eine Verschönerung nötig hatten, sah man auf den ersten Blick. Das war auch dem Hispi-Team aufgefallen und Miriam Koch wurde begeistert, die kurzfristig Abdeckmaterial und Farbe besorgte.
Talaat AlHamed (2.v.l.) und Karin Jungjohann (3.v.l.) mit einem Teil der Helfer
Hispi – das Lernhaus ist eine Abkürzung und steht für „Hilfe bei der sprachlichen Integration“. Derzeit befinden sich die Hispi-Räume noch in dem ehemaligen Gebäude des Gesundheitsamtes auf dem Schulgelände an der Lacombletstraße in Düsseltal. Die ehrenamtlichen Helfer der Initiative vermitteln den Asylbewerbern die Deutsche Sprache in verschiedenen Anforderungsprofilen. Nun gibt es ein neues Projekt:„Hispi goes Ehrenamt“. Dabei engagieren sich die Teilnehmer ehrenamtlich, vertiefen ihre Deutschkenntnisse und integrieren sich.
25 jungen Männer nutzten diese Chance am Sonntag (6.5.) und griffen unter Anleitung von Malermeister Werner Josten erst zu Kreppband und Abdeckplanen und dann zu Pinsel und Farbrolle. Josten koordinierte die Aktion gemeinsam mit Talaat AlHamed. Nicht alle hatten vorher schon Erfahrung mit Farbe und Anstrich, aber sie waren hoch motiviert und so strahlten viele Meter Flur bereits am Mittag in frischem Weiß. In kleine Teams aufgeteilt klebten sie zuerst die Böden und Kanten ab, bevor die Farbe aufgetragen wurde. Im Wartebereich schoben sie die Stühle zur Seite, auf den sie schon viele Stunden zugebracht hatten und sorgten für frisches weiß an den Wänden.
Malermeister Werner Josten (re.) ist selbst in vielen Bereichen ehrenamtlich aktiv und untersützte die Aktion gerne. Auch an der Roßstraße hatte re bereits gemeinsam mit Asylbewerbern renoviert
Hispi-Leiterin Karin Jungjohann war begeistert über den Einsatz der Helfer. Fast alle sind regelmäßig Schüler bei Hispi und so kamen zwischen den Farbeimern immer wieder Gespräche auf. Denn die Ausländerbehörde weckt bei den Aktiven oft negative Erinnerungen. Sie sind Asylbewerber mit Aufenthaltserlaubnis, -gestattung, oder Duldung und kennen die Flure und Aufenthaltsbereiche des Amtes 54 in der Willi Becker Allee sehr gut. Viele von ihnen sind alleine in Düsseldorf und haben ihre Familien in der unsicheren Heimat zurückgelassen.
Über 400 Quadratmeter Wandfläche wurden verschönert
Bei Hispi lernen sie nicht nur die Deutsche Sprache. Mit dem Projekt bekommen sie auch die Chance, ihre Sprachkenntnisse anzuwenden und gleichzeitig etwas Gutes zu tun. Denn die Teilnehmer im Hispi wollen sich einbringen und freuen sich über die Möglichkeit des ehrenamtlichen Engagements. Das geschieht in Gemeinschaftsaktionen, wie der am Sonntag, aber auch bei der Begleitung hilfsbedürftiger älterer Bürger. „Wir begleiten unsere Teilnehmer in das Ehrenamt. Die Einsatzmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Menschen und ihr Bedarf“, beschreibt Jungjohann das Projekt, dass durch das Hispi-Team koordiniert wird, damit die gegenseitigen Erwartungen und Wünsche auch passen.
Hispi – zieht um
Ab September wird „Hispi das Lernhaus“ in Räume am Worringer Platz umziehen. Die Sprachkurse gibt es weiter, aber auch andere Formen der Integration werden verstärkt. In Zusammenarbeit mit KRASS, ArrivalAid, den Medizinstudenten der HHU und anderen Organisation wird das Angebot ausgeweitet und auch Raum für Treffen geboten. Ein großer Teil des Engagements basiert auf Spenden und so werden dringend noch Sponsoren gesucht, die sich in den neuen Räumlichkeiten einbringen möchten. Karin Jungjohann träumt von einem Smartboard, aber auch Möbel für die zusätzlichen Räume fehlen noch. Wer Hispi dabei unterstützen möchte, kann sich hier per Mail melden.