Düsseldorf hat eine Lücke in der Marathon-Strecke: Kenianer auf Abwegen
42,195 Kilometer bis zum Lorbeerkranz. Der musste an diesem Sonntag in Düsseldorf hart verdient werden. Bei Kilometer 8 lotste ein Streifenwagen der Polizei die beiden Führenden, Gilbert Yegon und Richard Mutal, in die Irre: Sprich auf einen ein Kilometer langen Umweg. Dennoch lagen sie am Ende vorn. Yegon gewann in 2:13,55 Stunden. Mutal kam mit 13 Sekunden Rückstand ins Ziel. Angesichts der Panne – was für eine Leistung! Ab Kilometer 30 aus Sicht der Spitze verwandelte ein Wolkenbruch mit Hagelkörnern den Sonntagslauf in Wassersport. Wind blies den Läufern ins Gesicht. Dennoch rannte die Weißrussin Volha Mazuronak als beste Frau einen neuen Düsseldorfer Streckenrekord bei den Damen: 2:25:25 h.
Regen und Hagelkörner sorgten nicht für eine miese Stimmung der Läuferinnen und Läufer. Nur dan der Strecke fehlten viele Fans.
Es war kein guter Tag für Metro-Marathon Düsseldorf-Renndirektor Jan H. Winschermann. Eigentlich summte er in einem Nobel-Elektroauto allen voran. Trotzdem gerieten die in Düsseldorf raren Kenianer durch eine Lücke in der Streckenabsperrung auf Abwege – da wird es für den Rest des Jahres viel zu klären und zu erklären geben. Hendrik Pfeiffer begleitete die schnellsten deutschen Läufer hinter der Spitzengruppe auf dem Rad. Er erzählte im Ziel von der surrealen Szene, als die beiden Kenianer und ihre Pace-Maker, ihre Antreiber, plötzlich von rechts auf die Laufstrecke einscherten. Wenigstens das klappte reibungslos.
Deutsche Marathonmeisterin: Fabienne Amrhein (MTG Mannheim) mit 2:32:35 h.
Eine Premiere gab es bei den Startnummern des Düsseldorfer Marathons. Die mit den normalen vierstelligen Nummern. Und dann jene mit einem roten Querbalken und fünfstelligen Ziffern auf dem Trikot. Am Rhein wurde erstmals die Deutsche Marathon Meisterschaft entschieden. Bei den Herren holte sich Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) den Titel als Dritter des Gesamtklassements mit 2.15:20. Zur besseren Einordnung: Es war sein erster Marathon-Wettbewerbslauf. Schnellste deutsche Frau über die Marathon-Distanz war Fabienne Amrhein (MTG Mannheim) mit 2:32:35 h.
Eine Zeit knapp über der vier Stunden-Marke trug ihn auf Rang 1471 der Gesamtwertung: Düsseldorfs schnellster Oberbürgermeister Thomas Geisel.
Die Familie Geisel machte vom Start weg den Veranstaltern klar, dass der in diesem Jahr gestrichene Halbmarathon keine gute Idee war. Oberbürgermeister Thomas Geisel zog durch. Mit der Startnummer 2018 und in einer Zeit von 4:05:17 h belegte er Platz 1471 der Gesamtkonkurrenz. Ehefrau Vera Geisel stieg bei Kilometer 10 aus, Schwester Katharina Geisel begnügte sich mit einem Halbmarathon – beide tauchen in der Schlusswertung als Abbrecherinnen auf.
Wenn es im Zuge der Deutschen Marathonmeisterschaften schon mehr Messstationen in Düsseldorf gibt, wenn Zeit-Chip und eine verbesserte App ein metergenaues Tracking jedes einzelnen Läufers zulassen, dann sollten auch Zwischendistanzen vorab gewählt und mit einer offiziellen Schlusszeit absolviert werden können.
Berechtigte Frage aus den Zuschauerreihen am Straßenrand – hier: das Ratinger Tor.
Und: Zwischen den in allen Pressemitteilungen genannten Läuferzahlen und den tatsächlich auf die Strecke gehenden gibt es in allen Disziplinen enorme Unterschiede von mehreren tausend Personen. Die Veranstalter sollten nicht dem Fehler der Diesel-Hersteller erliegen und bei den Fakten anfangen zu schummeln. Dazu ist der Metro-Marathon zu gut und zu wichtig.
Und Moses teilte das Meer der Läuferinnen und Laufer…
Gehörten zu den dieses Mal sehr wenigen “Kostümierten” im Läuferfeld: Bettina und Joey
Auch für das normale Publikum, dass vielleicht nicht die schnellsten Zeiten erläuft, aber wie Moses (Franzose im Lendenschurz mit der Startnummer 2143) oder wie Bettina (1907) und Joey (3777) als Lauf-Hippies ihr Ding auf den Düsseldorfer Asphalt brachten.
Braucht kein Feuerwehrauto, um zum Brandort zu kommen: der Düsseldorfer Feuerwehrmann Christian Ruda lief den Marathon in kompletter Schutzausrüstung, seine Kollegen absolvierten die Staffel. So kamen fast 1900 Euro für die Palliativstation der Düsseldorfer Uni zusammen.
Und auch ein Team der Feuerwehr Düsseldorf startete wieder beim Metro Marathon, diesmal für einen guten Zweck. Dabei lief Christian Ruda die gesamten 42,195 Kilometer in kompletter Schutzausrüstung inklusive Atemschutzgerät und Helm. Seine Kollegen Malte Ammernick, Patrick Rauscher und Thomas Barzen teilten sich die Strecke als Staffel – ebenfalls in kompletter 25 Kilo schwerer Montur. Als Unterstützung wurden sie auf dem Fahrrad von Ingo Hansen und Torsten Mühlberg begleitet.
Alle liefen zusammen für das Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Düsseldorf und erreichten mit der gelaufenen Strecke eine Spendensumme von 1.860 Euro.
Dass Düsseldorf ab 8 Uhr gesperrt war – gehört dazu, wenn eine Stadt rennt und nicht pennt. Die Fans reiben Franzbranntwein auf den Muskelkater – und tüfteln bereits an den Trainingsplänen zur Vorbereitung des Metro-Marathons 2019.