Düsseldorf unter keinem guten Stern: Kulturdezernent Lohe im Zwielicht
Mit einer Mail hat der Düsseldorfer Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (CDU) vergeblich versucht, einen von ihm angerichteten Scherbenhaufen zu kitten. Dabei geht es um den von Nazis vertriebenen Kunstgaleristen Max Stern und beschlagnahmte Gemälde, die heute offenbar in den Kellern und an den Wänden Düsseldorfer Museen zu finden sind. Lohe war laut einem Zeitungsbericht Oberbürgermeister Thomas Geisel in den Rücken gefallen. Angeblich von der Stadt eingeladene kanadische Experten hätten längst abgesagt. Dennoch habe Oberbürgermeister Geisel wider besseres Wissens vor der Presse versucht, den Eindruck zu erwecken, als stünde eine Antwort noch aus.
Ein Lügner?
Der Oberbürgermeister – ein Lügner? Das war – zugespitzt – die Schlagzeile am Freitag, die sich auf Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (CDU) berief. Der behauptet nun, er sei in der Rheinischen Post, Düsseldorfer Lokalteil, vom 27. April „verkürzt dargestellt“ worden. Ja, es sei richtig, die Experten Philip Dombowsky, Archivar des Max-Stern-Instituts, und Professor Catherine MacKenzie, beide aus Kanada, hätten per Mail ihre Mitarbeit abgesagt. Letztere habe sogar die Verwendung ihrer Forschungsergebnisse untersagt. Aber, so schreibt Lohe an report-D: „Es besteht seitens der Stadt Düsseldorf die Hoffnung, die Fachexperten durch klärende Gespräche (ggf. in Kanada) für das Symposium und die Ausstellung gewinnen zu können.“
Das wäre verwunderlich. Die Ausstellung „Max Stern – von Düsseldorf nach Montreal“ war von Februar bis Juli 2018 im Stadtmuseum geplant. Die jüdische Gemeinde in Montreal beteiligte sich mit 50.000 Euro. Internationale Museen wollten Bilder nach Düsseldorf entleihen. Als der dörfliche Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (CDU) die Ausstellung überraschend absagte – und die Stadt dies ebenso ungeschickt wie undiplomatisch mit „aktuell laufenden Restitutionsgesuchen“ begründete, beschwor dies Kritiker aus aller Welt herauf.
Internationale Kritik
Die „New York Times“ schrieb von einem „Aufruhr“, den Düsseldorf ausgelöst habe. Der Präsident des World Jewish Congress, Ronald Lauder, bezeichnete Düsseldorfs Begründung als „absurd“. Die Süddeutsche Zeitung sieht in Düsseldorf seither das Synonym für einen Raubkunst-Skandal. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung machte „Düsseldorfer Missstände“ als wahren Grund für die überraschende Absage aus. Nach dieser Lesart war die Leiterin des Stadtmuseums, Dr. Susanne Anna mit der Max Stern-Ausstellung völlig überfordert und habe auf Nachfrage lediglich eine sechsseitige Skizze zum Projekt vorgelegt. Andere Düsseldorfer Museumsleiter verbreiten dies dem Vernehmen nach genüsslich – um ihr eigenes Haus als Ausstellungsort ins Gespräch zu bringen.
Operation "Ehrenrettung"
Weil es nach einem solchen Kulturdesaster eigentlich keine zweite Chance gibt, war das Oberbürgermeisterbüro am Donnerstag (26.4.) extrem nervös, als es die Operation „Ehrenrettung“ versuchte. Es solle ein Seminar an der Universität und eine Ausstellung geben. Die Tagung im November 2018 im Haus der Universität werde unter dem Titel „Leben und Wirken des jüdischen Kunsthändlers Max Stern in Geschichte und Gegenwart“ stehen. Die Ausstellung sei für Herbst/Winter 2019/2020 geplant und werde von Gastkurator Dr. Dieter Vorsteher aus Berlin konzipiert. Die dumpf vor den Kopf gestoßenen kanadischen Experten – angeblich von Düsseldorf liebevoll eingeladen, sagt der Oberbürgermeister. Und sein Kulturdezernent behauptet nur wenige Stunden später, die Koryphäen hätten längst abgesagt.
KOMMENTAR
Ein von den Christdemokraten benannter Kulturdezernent, der Düsseldorf derart schadet, gehört entlassen.