Düsseldorf: Aktionstag auf der Schadowplatz für Unfallopfer
Unfallopfer sind nicht nur all jene Menschen, die bei einem Unfall körperliche Schäden erlitten haben. Auch Zeugen und Angehörige können Opfer sein. Für sie gibt es Hilfestellungen, über die am Samstag (14.4.) auf dem Schadowplatz informiert wurde: beim Tag des Unfallopfers
Natürlich war auch Maskottchen Lookie, der Verkehrslöwe der Stadt Düsseldorf, auf dem Schadowplatz und verteilte Westen und Reflektorbänder an die Kinder
Der Verein "subvenio", die Ambulanz für Gewaltopfer beim Düsseldorfer Gesundheitsamt, die Verkehrswacht und die Polizei gestalteten am Samstag gemeinsam den Tag des Unfallopfers auf dem Schadowplatz. Dabei ging es auch um Prävention. Besucher konnten an verschiedenen Ständen ihr Reaktionsvermögen und ihre Hör- und Sehfähigkeiten testen. In einem Simulator war es möglich, in einem Smart zu erleben, wie sich ein Überschlag anfühlt.
Erst flog Stuntman Christian …
... dann zeigte Renate Amon, wie Erste Hilfe geleistet werden sollte
Stuntman Christian Hebenstreit stürzte am Samstag mehrfach über die Motorhaube des Unfallfahrzeuges, das die Polizei präpariert hatte. Doch nach seinem Sturz war er in guten Händen, denn Renate Amon leistete Erste Hilfe. Die 76-Jährige ist aktiv bei der Ausbildung von Ersthelfern bei der Johannitern und bei subvenio.
Norbert Wesseler wies auf die "Opfer auf den zweiten Blick" hin, die Angehörigen oder Zeugen, die auch ihne blutenden Wunden in die Opferrolle geraten können
Der Verein subvenio wurde im Jahr 2009 von Stefanie Jeske gegründet – aus eigener schlechter Erfahrung. Sie möchte den Opfern das anbieten, was ihr damals fehlte: Beratung und Unterstützung in einer Krisensituation, die für alle plötzlich und unerwartet kommt und viele Aktionen erfordert. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin verletzen sich jährlich rund zehn Millionen Menschen in Deutschland bei Unfällen. Es sind Unfälle bei der Arbeit, in der Schule oder im Verkehr, zu Hause oder in der Freizeit. Nicht immer werden die Ereignisse als Unfall erfasst und Verursacher erfasst.
Auf der Bühne befragte Moderator Martin Tazl (rechts) Stefanie Jeske von subvenio (mitte) und Ulrich Pasch von der Ambulanz für Gewaltopfer (links)
Neben medizinischen Folgen können Unfälle langwierige Verfahren mit Versicherungen, Unfallgegnern und Behörden die Folgen sein. Oft sind die Opfer und ihre Angehörigen überfordert, kennen ihre Rechte nicht und scheuen die Konfrontation. Subvenio bietet den Opfern Beratung und Unterstützung. Der Verein agiert Deutschlandweit und finanziert sich komplett aus Spenden.
Auch die Ambulanz für Gewaltopfer beim Düsseldorfer Gesundheitsamt vermittelt Hilfe bei traumatischen Erfahrungen. Am Informationsstand auf dem Schadowplatz konnten Interessierte im Gespräch mehr über die Arbeit erfahren.
Die Polizei hatte ihr Equipment auch mit zum Schadowplatz gebracht
So kann es ein großer Unterschied für ein Opfer sein, wodurch ein Unfall verursacht wird. Stürzt man beispielsweise durch ein Tier, verletzt sich am Bein und trägt bleibende Schäden davon, ist es ein ganz anderer Sachverhalt, als wenn man durch Gewalteinwirkung eines Angreifers am Bein Verletzt wird. Auch wenn die Schäden vielleicht die gleichen sind, ist ein zivilrechtliches Verfahren ganz anders als ein strafrechtliches Verfahren nach einer Gewalttat.
Das Opferschutzgesetz in Deutschland unterscheidet auch danach, ob an einem Unfall ein Fahrzeug beteiligt war. Beim aktuellen Fall in Münster, bei dem ein Mann mit seinem Fahrzeug in eine Menschengruppe vor einem Lokal gefahren war, wurde eine Ausnahmeregelung getroffen. Damit haben die Opfer Anspruch auf Leistungen nach dem Opferschutzgesetz, trotz des PKWs. Stefanie Jeske von subvenio würde sich wünschen, die Hilfe für Opfer nicht zu klassifizieren. Nach ihren Vorstellung soll allein das Leid eines Opfers gesehen und notwendige Hilfe zur Verfügung gestellt werden, egal wodurch der Unfall verursacht wurde.
Natalie Liepe-Linde kämpft immer noch mit den Folgen ihres Unfalls und um ihr Recht
Dass die Unfallopferhilfe nicht alle Menschen erreicht, zeigte Natalie Liepe-Linde im Gespräch mit report-D auf. Die 65-Jährige war nach eigenen Angaben vor fünf Jahren im Düsseldorfer Hautbahnhof von einer drogenabhängigen Person die Treppe hinuntergestoßen worden und hatte schwere Verletzungen erlitten. Trotz vielen Versuchen wartet sie bis heute vergeblich auf Schmerzensgeld oder anderen Hilfen. Selbst die Einstufung ihrer Behinderung mit dem Kennzeichen für Gehbehindert, konnte das Opfer, dass sich nur mit Krücke oder Rollator fortbewegen kann, bisher nicht erreichen. Im Gespräch am Informationsstand wird ihr vermittelt, das in ihrem Fall keine Hilfe möglich ist – was die Grenzen der Unfallopferhilfe aufzeigt.