Düsseldorf Gerresheim: Ein Frühstück gegen das Vergessen
Die Initiative „Gerresheim Süd verbinden“ organisiert seit fünf Jahren einmal im Monat ein Frühstück für die Nachbarschaft. Die Senioren genießen den Treffpunkt im Pfarrheim der St. Katharina Gemeinde. Am Freitag (26.1.) wurde im Anschluss noch das Poliertuch geschwungen. Denn genau vor dem alten Pfarrhaus liegt der Stolperstein des Pfarrers und Widerstandskämpfers Franz Boehm.
Der Stein befindet sich zwischen den Bürgersteinplatten vor dem Pfarrhaus an der Katharinenstraße. Franz Boehm hatte hier seine erste Pfarrstelle ab 1917. Er kam im Konzentrationslager Dachau ums Leben.
Joachim Federhen, heutiger Pfarrer an St. Katharina, polierte den Stein am Vortag des Holocaust-Gedenktages persönlich. Begleitet wurde er dabei von rund 60 Senioren, die sich zum Gerresheimer Nachbarschaftsfrühstück im Pfarrheim getroffen hatten. Vielen von ihnen war die verwitterte Messingplatte des Stolpersteins zuvor noch nie aufgefallen.
Von und für Nachbarn: Gerresheim Süd verbindet, Foto: privat
Doch die Treffen der Initiative „Gerresheim Süd verbinden“ sorgten nicht nur für schönen Glanz. Seit fünf Jahren sind die Initiatoren im Gespräch mit den Bewohnern des Stadtteils und bilden ein Sprachrohr für die Menschen, die sich oft von Gerresheim abgeschnitten fühlen. Das Viertel südlich der Bahngleise gehört zwar zu Gerresheim, liegt aber fast näher an Vennhausen. In der Siedlung leben viele ehemalige Mitarbeiter der Glashütte, etliche von ihnen sind mittlerweile im Rentenalter.
Nach dem Motto „von Nachbarn, für Nachbarn“ kommen bei den Treffen oft Themen hoch, die den Bürgern Probleme bereiten. So wurde auf Betreiben der Initiative ein Wartehäuschen an der Haltestelle Knuppertsbrück errichtet, ein Matschweg plattiert und irgendwann vielleicht auch ein ganz großer Wunsch erfüllt: einen barrierefreien Weg unter den Bahngleisen.
Man kennt sich und ist jemand krank, fällt es sofort auf beim Nachbarschaftsfrühstück auf der Katharinenstraße
Die Teilnehmer am Nachbarschaftsfrühstück bezahlen einen Beitrag, mit dem dann auch noch Gutes ermöglicht wird. Denn bleibt nach Abzug der Kosten Geld über, geht das an das Gerresheimer Netz gegen Armut, die damit Gutscheine für Bedürftige finanzieren.