SPD im Dilemma – Schulz in Düsseldorf auf Werbetour für Koalitionsverhandlungen
Nach Dortmund war am Dienstagabend (16.1.) Düsseldorf Station für SPD-Chef Martin Schulz. Er ist auf Werbetour, denn am Sonntag (21.1.) soll auf einem Sonderparteitag darüber abgestimmt werden, ob die SPD auf Grundlage des Sondierungspapiers in die Koalitionsverhandlungen mit der CDU geht. Doch die Parteibasis und besonders die Jusos wehren sich dagegen. Für sie ist eine große Koalition keine Option. Ob Martin Schulz die Delegierten überzeugen konnte, wird sich am Sonntag zeigen.
Lautstark demonstrierten rund 50 Jusos vor dem Hotel, wer allerdings mit Protest der breiten Parteibasis gerechnet hatte, wurde enttäuscht
Erneuerung mit GroKo?
Nach den Jahren in der großen Koaltion sehen viele SPD-Mitglieder die Zeit für eine Erneuerung gekommen. Eine Entwicklung, die in einer gemeinsamen mit CDU und CSU kaum möglich wäre, da sind sich die Mitglieder der SPD-Jugendorganisation, Jusos, sicher. Sie sind enttäuscht von dem, was ihr Parteichef als „wie haben viel erreicht“ verkauft. Deshalb demonstrierten die Düsseldorfer Jusos am Dienstag vor dem Hotel, in dem die rheinischen Delegierten sich mit Martin Schulz, Michael Groschek, Andrea Nahles und Svenja Schulze trafen.
Die SPD-Delegierten des Niederrheins und Mittelrheins waren gekommen
Über drei Stunden wurde über das Sondierungspapier und seine Inhalte diskutiert, zum Teil auch emotional und kontorvers, wie Schulz anschließen im Interview bestätigte. Die Jusos seien der Stachel im Fleisch der SPD und da dürfe man auch anderer Meinung sein. Er habe aber auch gespürt, dass die rheinischen Delegierten seine Argumente aufgenommen hätten und er so eine gewisse Nachdenklichkeit bei ihnen erreicht habe. Auch die Gewerkschaften und verschiedene andere Verbände hatten Schulz die positive Bewertung von Koalitionsgesprächen signalisiert.
Als eine der wenigen Delegierten griff Barbara Hendricks und machte ihren Standpunkt klar: Sie ist für Koalitionsverhandlungen
Wie die Abstimmung am Sonntag in Bonn laufen wird, bleibt abzuwarten. NRW ist einer der Mitgliederstärksten Landesverbände und eine Entscheidung gegen die Groko in NRW hätte Signalwirkung. Die Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt und Berlin haben sich bereits gegen die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen ausgesprochen. Dass die Diskussionen international Beachtung finden, zeigte das große Medieninteresse in Düsseldorf, bei dem auch ausländische Vertreter waren.
Michael Groschek war bei den Sondierungsgesprächen dabei und findet, es sollte nun in Koalitionsverhandlungen gehen
SPD-Landesvorsitzender für NRW ist Michael Groschek. Er führt die Dikussion über das Sondierungspapier nicht nur mit den Delegierten. Sein Sohn Jesco ist Mitglied bei des Jusos und er spricht sich klar gegen Koalitionsverhandlungen aus. Ob nun familiär ausgetestet wird, wie man den jeweils anderen überzeugen kann, ist sicherlich bis Sonntag Thema im Hause Schulz.