Studie zur Bundestagswahl der Uni-Düsseldorf: Themen oder Optik – wonach die Wähler entscheiden
Die Soziologen der Heinrich-Heine-Universität (HHU) verfolgen es seit 15 Jahren: Der Erfolg bei den Bundestagswahlen hängt auch von der Schönheit der Kandidaten ab.
Christian Lindner kam auf Platz 30 im Ranking der schönsten Bundestagswahlkandidaten
Es sind komplexe Algorithmen die der Soziolgoge Prof. Dr. Urich Rosar und sein Team seit 2002 anwendet und die Bundestagswahlen analysiert. Das eindeutige Ergebnis: Es gibt einen Zusammenhang von Attraktivität und Wahlerfolg. Sowohl bei Erst- wie auch bei der Zweitstimme ist der Zusammenhang erkennbar.
„Wenn politische Inhalte stärker zählen sollen als sachfremde Faktoren, dann müsste bei den Kandidaten und Wählern das Bewusstsein für diese subtilen Einflüsse des Aussehens verstärkt werden“, so Prof. Dr. Ulrich Rosar, Dekan der Philosophischen Fakultät der HHU, bei der Präsentation der Studienergebnisse am Mittwoch (10.1.).
Die Studie verfolgt die Entwicklung zur Bedeutung der Persönlichkeit des politischen Personals bezüglich der Wahlentscheidung seit Jahrzehnten. Rosar sieht die abnehmende Bedeutung großer gesellschaftlicher Konflikte und die fehlende Bindekraft zwischen gesellschaftlichen Gruppen und Parteien als Ursache. Wahlentscheidungen werden häufiger kurzfristig getroffen, die Wechselbereitschaft der Wähler ist gestiegen und umfassende Informationen zu den politische Inhalten fehlen oft. Da nehmen die Wähler die Sympathie und Attraktivität offentsichtlich wichtiger als die Inhalte der politischen Aussagen.
Es gibt klare Erkenntnisse darüber, was an einem Menschen als schön angesehen wird
24 Studierende der HHU haben die Fotos von 1786 Bundestagskandidaten und -kandidatinnen zur Wahl im September 2017 angeschaut und sie mit Punkten von „Null“ für wenig attraktiv bis zu „Sechs“ für sehr attraktiv bewertet. Die Kandidaten kamen von den Parteien CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Bündnis‘90/Die Grünen und Die Linke. Von den Portraitfotos wurden alle Merkmale auf Parteien und Orte entfernt. Rund 2,5 Stunden investierte jeder der 24 Studierenden, die nicht wussten, worum es bei der Bewertung ging. Die bekannteren Politiker wurden zum Schluss bewertet, aber auch diese wurden nicht immer erkannt. Insgesamt wurden somit 42.864 Attraktivitätsbewertungen vorgenommen, die in die Analyse eingingen. Prof. Dr. Ulrich Rosar betonte, dass die Auswahl der Bewerter keinen Einfluss auf das Ergebnis hatte. Die Attraktivität eines Menschen sei immer ein Merkmal der beurteilten Person und nicht der Beurteiler.
Nur der Bekanntheitsstatus der Spitzenpolitiker zeigte einen größen Einfluss als die physische Attraktivität. Christian Lindner (FDP) ist unter allen männlichen Kandidaten mit 3,43 Punkten von 6 möglichen Skalenpunkten der attraktivste prominente Politiker auf Bundesebene (Platz 30 unter den männlichen Politikern). Platz eins in Deutschland belegte Jan Ralf Nolte (AfD) Wahlkreis Waldeck, mit 4,88 Punkten.
Sarah Wagenknecht (Die Linke) ist mit 4,08 Punkten die attraktivste bundesweit bekannte Kandidatin (Platz 52 unter den Politikerinnen). Die 19-jährige Celine Erlenhofer (Die Linke) aus Dortmund belegte mit 5,33 Punkten bundesweit den ersten Platz.
Angela Merkel (CDU) kommt auf 1.04, Martin Schulz (SPD) auf 1.67, Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) auf 2.13 und Alice Weidel (AfD) auf 3.25 Punkte.
Paula Elsholz und Philipp Tacer erzielten die höchsten Werte bei den Düsseldorfer Bundestagskandidaten
In Düsseldorf ermittelte die Studie Philipp Tacer (SPD) mit 3,42 Punkten als attraktivsten männlichen Kandidaten. Paula Elsholz (Bündnis 90/Die Grünen) siegte bei den Düsseldorfer Kandidatinnen mit 4,33 Punkten.
Es zeigt sich außerdem, dass die Wahlbeteiligung durch eine höhere Attraktivität der Kandidatinnen und Kandidaten positiv beeinflusst wird. Männer unter den Direktkandidaten haben tendenziell niedrigere Attraktivitätswerte als Frauen.