Düsseldorf verlängert die Straßenbahnlinie 701 bis zum ISS Dome
Diese Bahn hat zehn Jahre Verspätung. Mindestens. Allein deshalb waren gestern alle stolz darauf, dass die Straßenbahnlinie 701 endlich die letzten zwei Kilometer macht und mit lautem Bimmeln vor dem ISS Dome hält. Das kostete seit 2005/2006 viel Geduld und noch mehr Nerven, weil es Düsseldorf versäumt hatte, wichtige Grundstücksfragen zu klären. Doch nun ist es vollbracht. 30 Millionen Euro hat das Projekt gekostet.
Natürlich hatten sich zur feierlichen Streckeneröffnung alle ihre Sonntagsanzüge angezogen. Oberbürgermeister Thomas Geisel sprach nicht nur im Namen der Düsseldorfer EG und ihrer Fans, sondern auch für die vielen Firmen im Gewerbegebiet rund um die Theodorstraße. Deren Mitarbeiter und Kunden haben es nun auch leichter, zu Autohäusern, Möbelhändlern, Küchenzentren und Unternehmenszentralen zu kommen. Ganz ehrlich: Die Fahrt mit den ersatzweise eingesetzten Bussen war beschwerlich.
Erinnerungen an die Bremstraße
Dennoch wollte der Geschäftsführer der Düsseldorf EG, Stefan Adam, nicht nachkarten. Der bisher als Provisorium pendelnde Busshuttle habe gut funktioniert. Aber Adam erinnerte daran, dass im legendären Eisstadion an der Brehmstraße Fans mit der Straßenbahn bis vor die Tür gefahren waren. So soll es künftig auch am ISS Dome sein. Hallenchef Manfred Kirchenstein hofft auf Rückenwind für das mitunter maue Vermietungsgeschäft für große Events und Mega-Konzerte. Da war der fehlende Gleisanschluss bisher ein Vermarktungs-Hindernis.
Mit einem Konvoy historischer Straßenbahnen wurde der Gleisanschluss des ISS Dome gefeiert
Rheinbahnvorstand Klaus Klar lobte den Verwaltungschef: „Oberbürgermeister Thomas Geisel steht zu seinen Versprechen: Der ÖPNV wird weiterentwickelt und die 701-Strecke wurde konsequent und klug umgesetzt.“
Die neue Straßenbahntrasse zweigt an der Gleisschleife am S-Bahnhof Rath ab. Sie teilt die Wendeschleife und läuft dann parallel zu den Gewerbebauten östlich der Wahlerstraße und westlich der Kleingärten. Dann kreuzt sie ein Anschlussgleis der Röhrenwerke Vallourec und verläuft zwischen Wahlerstraße bis Am Hülserhof in der Mitte der vierspurig ausgebauten Theodorstraße. Schließlich rollen die Züge in die Wendeschleife der neuen Endhaltestelle am ISS Dome.
Möglichst geringer Flächenverbrauch
Die Trasse wurde so gewählt, um möglich wenig Privatflächen verbrauchen zu müssen und die Kleingärten möglichst wenig anzutasten, teilt die Stadt mit. Es gibt drei neue Haltestellen: Wahlerstraße, ISS Dome und Am Hülserhof. Am S-Bahnhof Rath muss der neue Haltepunkt in den nächsten Tagen noch ausgebaut werden.
Am Sonntag konnten die DEG-Fans den feinen Zug zu ihrer Arena schon mal ausprobieren. Wer allerdings ein wenig übermütig am Hauptbahnhof in eine historischen Straßenbahnen eingestiegen war, musste sich am ISS Dome noch gedulden, bis Prominente und Fotografen den historischen Straßenbahnmoment festgehalten hatten. Bei manchen sorgte der Extrahalt ohne Ausstieg auf freier Strecke für Verstimmungen.
Daten und Fakten
Fast 40 Tonnen Erde wurden bewegt.
4400 Meter Gleis verlegt, inklusive zweier Weichen, einem Gleiswechsel und 4200 Beton- und Holzschwellen.
Es entstanden zehn Bahnsteige mit Licht, Schildern, Wartehäuschen, Sitzen, Grünpflanzen und Videoüberwachungsanlagen.
90 Maste tragen 4400 Meter Fahrleitung.
62 Meter Lärmschutz wurden an Engstellen aufgestellt.
Rund 14.000 Meter Kabelrohre, 1650 Meter Entwässerung und Drainage sowie 3000 Meter Wasser- und Stromleitungen wurden im Boden verbuddelt.
Fotos: Ute Neubauer