Düsseldorf: Mutter eines toten Siebenjährigen erhebt schwere Vorwürfe gegen Notfallpraxis
Haben Ärzte und Helfer in der „Notfallpraxis der niedergelassenen Ärzte“ (NFP) an der Florastraße übersehen, dass ein sieben Jahre alter Junge eine Blutvergiftung hatte? Schickten sie ihn mit Paracetamol-Tabeletten gegen das hohe Fieber von 41 Grad nach Hause und unterließen weitere Untersuchungen, so wie es die Mutter auf Facebook schreibt? Der Junge ist am zweiten Weihnachtsfeiertag nach Angaben der Mutter und des EVK Düsseldorf in den Universitätskliniken Düsseldorf gestorben.
AKTUALISIERUNG, 1.1.2018, 21 Uhr: Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat nach Auskunft eines Sprechers Ermittlungen von Amtswegen aufgenommen. Die Notfallklinik will laut Medienberichten die Ärzte ausfindig machen, die Mutter und Kind behandelt haben. Nur diese hätten auch die Unterlagen zu dem Vorgang.
Verzweifelte Mutter
Das ebenfalls involvierte Evangelische Krankenhaus, EVK, in Düsseldorf Bilk bestätigt die Facebook-Angaben der verzweifelten Mutter, die ihren Namen mit „Sharara Hakimi“ in Facebook angibt, durch eine eigene Pressemitteilung. Es scheint sich also nicht komplett um Fake-News aus sozialen Netzwerken zu handeln. Sondern um einen ernsten Fall, dem Polizei und Staatsanwaltschaft wegen unterlassener Hilfeleistung mit Todesfolge und das Düsseldorfer Gesundheitsamt nachgehen sollten.
Report-D hat das NFP am 30.Dezember um Stellungnahme gebeten. Per Mail. Per Fax. Es gab überhaupt keine Antwort. An einem Wochenende scheint sich niemand verantwortlich zu fühlen. Telefonisch haben sich die Notfallmediziner von der Wirklichkeit ohnehin komplett abgekoppelt und lassen eine Bandansage laufen. Ohne die Möglichkeit, um einen Rückruf zu bitten.
"Ein Virus"
Die Facebook-Schilderung der Mutter ist – natürlich – bestimmt von Trauer und Schmerz, innerhalb von fünf Tagen ihren Sohn zu verlieren. Es handelt sich nicht um eine um Sachlichkeit bemühte Schilderung. Die Mutter brachte ihren siebenjährigen Sohn nach eigenen Angaben mit 41 Grad Fieber zu den Notärzten an der Florastraße. Laut dieser Schilderung sei die Diagnose „ein Virus“ gewesen. Das Mittel der Wahl: Paracetamol.
Weiße Zunge, Atembeschwerden
Nach zwei Tagen voller Schmerzen des Kindes, so die Mutter auf Facebook, sei sie erneut bei den Notfallärzten gewesen. Die Zunge sei weiß gewesen und das Kind habe kaum Luft bekommen. Die Mutter habe darum gebeten, das Blut des Kindes zu untersuchen. Das sei als „nicht nötig“ abgelehnt worden. Zudem habe das Kind blaue Flecken am Körper gehabt. Die Erklärung im Notarztzentrum laut Schilderung der Mutter: „Das kommt vom Virus.“
Der Tod
Der anschließend befragte Hausarzt verwies Mutter und Kind direkt an das EVK, so der Facebook-Text. Auch dort habe man zwei Stunden warten müssen, heißt es. Der Junge habe sich erbrochen, und der Auswurf war schwarz. Ebenso der Stuhl des Jungen.
Das Evangelische Krankenhaus, EVK, verweist in seiner Presseerklärung auf die Notfallpraxis.
Die Pressesprecherin des EVK Düsseldorf, erklärt auf Anfrage von report-D:
„Wir bedauern sehr den Tod des Jungen und verstehen die Trauer und den Schock seiner Familie und seiner Angehörigen. Der Junge kam am Morgen des 26.12.2017 als akuter Notfall in unser Krankenhaus. Bei uns wurde er entsprechend medizinisch behandelt, dann in die Uniklinik verlegt, wo er am frühen Abend verstorben ist. Zugewiesen wurde er durch die Düsseldorfer "Notfallpraxis der niedergelassen Ärzte" (NFP), die Praxisräume am EVK angemietet hat. Die NFP ist eine eigenständige Organisation, so dass wir keine Aussagen über den Verlauf, die medizinische Diagnostik und Medikation vor der Einweisung bei uns machen können und uns derzeit Informationen fehlen, die zur Klärung beitragen könnten.“