Düsseldorf Silvester: Unfallchirurg mit eindringlichem Appell zu Knallern und Raketen
An diese Silvesternacht erinnert sich Prof. Dr. Joachim Windolf genau: „Bei uns wurde ein Junge mit einer schweren Verletzung an der Hand eingeliefert. Sein Vater hatte ihn bei einer Art Mutprobe dazu gebracht, den Böller so lange wie möglich brennend in der Hand zu halten. Er ist in der Hand des Jungen explodiert“, berichtet sich Direktor der Klinik für Unfall- und Handchirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD). Eindringlich warnt er vor dem explosiven Jahreswechsel: „Feuerwerkskörper sind unberechenbar, können jederzeit explodieren und erheblichen Schaden anrichten. Die Folgen dieses Abends wird der Junge sein Leben lang spüren.“
Prof. Dr. Joachim Windolf, Direktor der Klinik für Unfall- und Handchirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf.
Durch unsachgemäßes Anzünden, illegal importierte oder selbstgemachte Feuerwerkskörper und Leichtsinn endet die Silvesterfeier für viele Menschen in der Notaufnahme: Gerade im Bereich der Hände, des Brustkorbs und des Gesichts kommt zu zahlreichen Verbrennungen und Verletzungen durch Böller. Windolf warnt: „Werden Feuerwerkskörper leichtsinnig genutzt, können Unfälle schwere bis irreparable Schäden auslösen. Bei Verletzungen sollte man unverzüglich einen Spezialisten aufsuchen.“
Bei einem Unfall direkt zum Handchirurgen
Vor allem Handverletzungen durch Böller und Feuerwerk können die Lebensqualität langfristig einschränken. Neben Verbrennungen und offenen Wunden bis hin zu Amputationen, sind dies vor allem durch den Explosionsdruck der Feuerwerkskörper ausgelöste Gewebeschäden. „Diese Verletzungen sind besonders tückisch, da im ersten Moment das Ausmaß der Verletzung nicht sichtbar ist. Durch die Druckwelle der Explosion kann es zu Verletzungen der feinen Gewebestrukturen in den Händen gekommen sein“, erklärt Prof. Windolf. „Als Folge schwillt das Gewebe im Verlauf weiter an und dies führt zu einer zusätzlichen Druckerhöhung, die schließlich die Durchblutung der Hand gefährdet. Man spricht dann von einem sogenannten Kompartmentsyndrom. Wenn das nicht behandelt wird, können die Finger irreparabel geschädigt werden – da reichen die Folgen von einer Einschränkung beim Halten oder Greifen bis hin zu Taubheit und in schlimmen Fällen zur Amputation einzelner Finger.“
Vorsicht bei Knallern und Raketen
Die Experten der Düsseldorfer Klinik für Unfall- und Handchirurgie raten:
– Ausschließlich Feuerwerkskörper im Fachhandeln kaufen und auf das CR-Zeichen und die BAM-Prüfnummer (Bundesamt für Materialprüfung) achten
– Keine selbst gebastelten oder manipulierten Feuerwerkskörper
– Feuerwerkskörper verwenden, die nicht in der Hand gezündet werden müssen (Bsp. Feuerwerksbatterien)
– Feuerwerkskörper nicht am Körper lagern
– Blindgänger/Feuerwerkskörper, die nicht explodiert sind, nicht erneut anzünden
– Keine Feuerwerkskörper unter Alkoholeinfluss
– Feuerwerkskörper gehören nicht in Kinderhand – auf Altersfreigaben achten
Foto: Universitätsklinik Düsseldorf