Düsseldorf Weihnachten: Gottesdienst im Hauptbahnhof und Weihnachtsfeiern für Alleinstehende
Der Augenblick dauert nur wenige Sekundenbruchteile. Eigentlich eilt die Frau schnellen Schrittes durch die Bahnhofshalle in Düsseldorf. Wir haben keine Zeit. Doch das Bläser-Quintett des Fanfarencorps Oberbilk spielt die letzten Takte „Vom Himmelhoch, da komm ich her…“ Und gleich danach erklingt das Lukas Evangelium. Hirten. Engel. Krippe. Da bleibt die Eilige stehen und wischt sich eine Träne von der linken Wange. Ganz plötzlich ist Weihnachten –mitten im Bahnhofsgewusel.
Einen Moment innehalten: Ökumenischer Gottesdienst in der Haupthalle des Düsseldorfer Hauptbahnhofs.
Die vielen kalten LED-Lichter und die flackernden Leuchtreklamen sind bloß Kulisse. Der Ökumenische Gottesdienst am Mittag des Heiligen Abends trägt den Weihnachtsgedanken raus aus den Kirchen – und hinein in den Hauptbahnhof. Die Musik, der Gesang und die Ansprachen von Pastoralreferentin Irmgard Poestges (Katholische Kirche) und Superintendentin Henrike Tetz (Evangelischer Kirchenkreis Düsseldorf) treffen in der halben Stunde am zwölf Uhr mittags viele im Vorübergehen. Sie bremsen jäh und bleiben stehen, hören zu.
Irmgard Poestges (l.) und Henrike Tetz gestalteten den Gottesdienst.
Menschen in den blauen Westen der Bahnhofsmission, darunter deren Leiterin Barbara Kempnich, drücken ihnen das Gottesdienstblatt in die Hand. Und schon beim nächsten Lied singen mehr als 80 Menschen mit. Das macht aus der Bahnhofshalle keine Kathedrale. Aber es ändert die Stimmung. Viele gehen plötzlich auf Zehenspitzen, um nicht zu stören. Ein leicht schwankender Mann fuchtelt mit seinen Armen, so als wolle er alle segnen.
Musiker des Fanfarencorps Oberbilks sorgte für den guten Ton.
Irmgard Poestges und Henrike Tetz schlagen die Brücke von der Reise zur Weihnachtsgeschichte – und von dort auch ein Stück weit zur aktuellen Diskussion über Flüchtlinge. „Übervoll“ lautet ihr Motto. Denn selten war die seit zwei Jahrtausenden immer wieder und wieder erzählte so aktuell wie heute. Viele wollen den Fremden die Tür vor der Nase zuschlagen, zumal diese hochschwangere Maria auch noch ein Kind mitbringt. Noch einen Esser mehr…
Persönlicher Händedruck zum Abschied.
Auch die Hartherzigen werden in das „Vater unser“-Gebet mit eingeschlossen. Die halbe Stunde endet nachdenklich, während Irmgard Poestges und Henrike Tetz vom Podest heruntersteigen und sich unter ihre Zuschauer mischen, jedem die Hand geben und fröhliche Weihnachten wünschen. Mit einer Extra-Runde „Jingle Bells“ vertreiben die Oberbilker Musiker alle düsteren Gedanken. Manche Gäste des Gottesdienstes kommen anschließend noch auf eine Suppe und einen Kaffee in der Bahnhofsmission vorbei. Dort darf sich am 24. Dezember sogar einen Musiktitel wünschen, wenn ihn der Computer denn hergibt.
Auf einen Kaffee und ein Suppe lud nach dem Gottesdienst die Bahnhofsmission ein.
Am Nachmittag und Abend des Heiligen Abends richtete der Bund der Katholischen Jugend, BDKJ, die 55. Weihnachtsfeier für alleinstehende Frauen in der Stadthalle aus (15 bis 18 Uhr). Und die Helfer des Christlichen Vereins Junger Menschen, CVJM, deckten zum 90. Mal die Tische in den Rheinterrassen für die alleinstehenden Männer. Zahlreiche Düsseldorfer Unternehmen unterstützten die Feiern durch Spenden.