Düsseldorf: Auf Doppelstreife durch Hassels 2.0
Auf die Frage, wo denn zwischen den Wohnblöcken die Polizeiwache zu finden ist, kann der junge Mann,nichts sagen, den wir nach dem Weg fragen. Das verwundert nicht, denn die Polizei-Bezirksbeamten der Aussenstelle Hassels haben ihr kleines Büro im Erdgeschoss eines Hochhauses in einer kleinen Mietwohnung.
Bezirksbeamter Polizeihauptkommissar Reiner Baum und Polizeidirektor Thomas Decken, Leiter der Polizeiinspektion Süd, gingen am Dienstag gemeinsam auf Streife
Durch einen langen Gang geht es ins das Büro. Man traut sich nicht so recht, intensiv zu atmen, denn die Luft im Flur ist eine merkwürdige Mischung zwischen Reinigungsmitteln und Undefinierbaren, genauer will man es auch nicht wissen.
Bevor Polizeihauptkommissar Reiner Baum mit dem Leiter der Polizeiinspektion Süd, Polizeidirektor Thomas Decken, auf Doppelstreife geht, wird rasch noch die auf Kipp stehende Balkontür des Büros geschlossen.
Viele anonyme Balkone, aber immer wieder auch ein bunter Fleck
Hassels ist keineswegs ein Kriminalitätsschwerpunkt, berichtet Reiner Baum. Rund 4000 Menschen leben in den Hochhäusern zwischen Futher- und Altenbrückstraße und durch die Dichte, kommt es zu Problemen im ganz normalen Rahmen. Längst nicht alle Delikte werden an sie herangetragen, einiges regeln die Bewohner auch unter sich, weiss die Polizei. Wie der Vorbesitzer hat auch die LEG Immobilien AG einen Sicherheitsdienst in der Anlage beschäftigt, der nach dem Rechten schauen und bei Konflikten vermitteln soll. Für die Sauberkeit sind Mitarbeiter der Firma Wunderknaben im Einsatz. Sie haben viel zu tun, denn neben Sperrmüllbergen finden sich auch immer wieder herrenlose Einkaufswagen im Gelände. Die Bezirksbeamten haben schon versucht im Gespräch mit den Geschäften an der Altenbrückstraße einen Ordnungsdienst zu organisieren, der regelmäßig die Einkaufswagen in die Geschäfte zurückbringt, bisher aber ohne Erfolg.
Die Geschäfte an der Altenbrückstraße dürften einen großen Schwund an Einkaufswagen haben
Gemeinsam mit seinem Chef Thomas Decken geht Reiner Baum durch das Viertel. Vieles habe sich nach der Renovierung verbessert. Die Hausfassaden in der Wohnsiedlung erstrahlen in bunten Farben. Die Wohnungen haben neue Badezimmer, Türen und Anstriche bekommen. Das Quartier soll aber nicht nur von aussen ein neues Image bekommen.
Durch Mietpreiserhöhungen ändert sich auch die Struktur der Bewohner. Waren es früher zum Großteil Menschen, deren Miete vom Amt übernommen wurde, legt der neue Eigenümer LEG nun Wert auf Selbstzahler. 1400 Wohnungen befinden sich in den unterschiedlich hohen Wohnblöcken, derzeit sind etwa 220 leer. Durch Entfernen von Sträuchern und Hecken wurden Angsträume beseitigt und auch die Beleuchtung zwischen den Häusern an den Wegen soll noch verbessert werden.
Die Firma Musterknaben ist von der LEG damit beauftragt das Viertel in Ordnung zu halten
Der Bezirksbeamte weiß, dass die Mentalität der Bewohner sehr unterschiedlich ist. Ansprachen durch die Polizei führen nicht unbedingt zum Erfolg. So gibt es immer wieder Ecken, in denen sich Müll sammelt. Das seien aber nicht nur die Bewohner, erklärt Baum. Er hat schon einen Mann beim Müllabladen erwischt, der dafür extra mit seinem Fahrzeug aus Benrath angefahren kam.
Reiner Baum kennt sein Quartier, sieht aber auch die positiven Veränderungen
Obwohl es Tiefgaragen gibt, bevorzugen die meisten Bewohner die Parkplätze an den Straßen, da sie dafür nicht extra bezahlen müssen. Dadurch stehen die Autos schon mal kreuz und quer, was im Falle eines Brandes die Feuerwehr behindern würde. So greifen auch die Bezirksbeamten schon mal zum Block und schreiben Knöllchen. Durch das Ernst-Lange Haus, das „Zentrum im Viertel“ für Jugendliche, Z4, und Angebote verschiedener Wohlfahrtsverbände wird versucht, den Bewohnern einen Treffpunkt zu bieten. Segensreiche Einrichtungen, meinst die Polizei. Denn ihrer „Klientel“ Aufenthaltsräume zu bieten, in denen sie nicht auf dumme Gedanken kommen, helfe der Gemeinschaft.
Thomas Decken studiert das vielfältige Programm das im Z$ für die Jugendlichen geboten wird