Düsseldorfer Schauspielhaus kobert nach Kräften: Großes Fest zur Eröffnung der Spielzeit
Beim Pokern würde man sagen: „Einen Fünfer zum Sehen!“ Im Düsseldorfer Schauspielhaus wird gepokert – und für einen Fünfer gab es am Samstagabend Häppchen der kommenden Spielzeit zu sehen. Musik, Tanz, Theater – mit dem 24/7-verschmitzt dreinblickenden Intendanten Wilfried Schulz ist ein neues Format auf Düsseldorfs höchster Bühne eingezogen: Man lässt sich für einen kleinen Obolus vorab in die Karten schauen, um danach Theaterkarten verkaufen zu können.
Fünf Euro zum Sehen – Intendant Wilfried Schulz koberte für seine zweite Spielzeit in Düsseldorf
Und Schulz hat für seine zweite Spielzeit Feuilleton-Schlagzeilen-Trächtiges geradezu angehäuft. Elf Uraufführungen und deutsche Erstaufführungen zählen die Theaterkritiker und spitzen schon ihre Federn. Im Februar 2018 kommt David Bowies Musical Lazarus – New York, London, Düsseldorf – solch einen Dreisprung liebt das kleine Fischerdorf am Rhein. Für „This is not America“ werden sogar die Zementsäcke in der Umbaustelle am Gustav-Gründgens-Platz bei Seite geräumt.
„The Quenn’s Men“, eine Komödie nach Shakespeare-Vorbild hat noch in dieser Woche Premiere im Theaterzelt neben den Rheinterrassen. Derbe Gestalten proben den Griff in die Weichteile – der alte William mochte es derb in seinem Theater. Davon konnten sich die Gäste in der Kleinen Bühne im Central – gefüllt bis auf den letzten Platz –überzeugen. Intendant Schulz höchst selbst sagte mit sichtbarer Freude an.
Auslastung 100 Prozent – gutes Omen am Eröffnungsabend im Central. Das Düsseldorfer Schauspielhaus macht Lust auf Theater.
Denn er weiß: Wenn seine Pläne aufgehen, werden sie ihm das Kassenhäuschen stürmen. Für die Fans der kleinen, gelben Reclam-Heftchen – die Puristen – gibt es Orwells „1984“, von Albert Camus „Caligula“, von Ibsen die „Stützen der Gesellschaft“ und aus dem Schaffen Molières „Tartuffe“. Die andere, die wilde, unangepasste Seite der Theaterstraße bietet Dantes „Göttliche Komödie“, gespielt an frischer Luft – irgendwo, rund um den Hauptbahnhof.
Und dann soll auch noch gesungen werden. Brechts „Dreigroschenoper“ entstammt dabei ja noch der modernen Bühnenklassik. In ihrem Geleit dräuen gleich mehrere musikalische Produktion – denn natürlich ruft der Schulz nach mehr, nach mehr Besuchern. Mit 193.800 Zuschauern war D’haus in der zurückliegenden Spielzeit im Schnitt zu Drei Vierteln ausgelastet – ein neuer Rekordwert.
Holt mit Musik das Publikum von der Straße: D’haus.
Mit Lesungen, Blicken hinter die Kulissen, einer Musikbühne vor der Tür, dem Tanz auf der Glasbrücke koberte das Düsseldorfer Schauspielhaus nach Kräften und machte so richtig Lust darauf, der im Vergleich zu all diesen Plänen ziemlich öden Mattscheibe den Rücken zu kehren.