Teurer Leerstand in Düsseldorf: Lösung für die Kämmerei in Sicht?
Die letzten Mitarbeiter waren im Jahr 2014 aus ihren Büros in der Kämmerei, gleich gegenüber dem Rathaus ausgezogen. Es waren Brandschutzbestimmungen, die die weitere Nutzung als Bürogebäude unmöglich machten. Seitdem steht der Komplex leer und kostet viel Geld für Bewachung und Instandhaltung. Nach einem erfolglosen Bieterverfahren Anfang 2017 hat die Verwaltung nun neue Pläne. Ein Erbbaumodell ohne Anmietung durch die Stadt scheint die wirtschaftlichste Lösung, was am Dienstag auch im Bauausschuss mit Mehrheit so gesehen wurde.
Die Kämmerei – beste Lage, aber in die Jahre gekommen
Die Kämmerei mit Kunst am Bau und Denkmalschutz
Kämmerin Dorothee Schneider und Birgit Lilienbecker vom Amt für Gebäudemanagement führten Pressevertreter am Dienstag durch die Räume der ehemaligen Kämmerei. Die Kämmerei, das Steueramt und die Stadtkasse hatten bis 2014 ihre Büros in dem Gebäude. Doch die rund 300 Mitarbeiter mussten ausziehen. Der Bau aus den 50-er Jahren war baufällig geworden und schließlich gab der fehlende Brandschutz den Ausschlag für den Auszug. Große Teile des Gebäudes stehen seit 1987 unter Denkmalschutz, was eine Sanierung erschwert.
Da gibt es heute noch das Besprechungszimmer in der ersten Etage mit Parkettboden, Holztäfelungen an den Wänden und der Möblierung mit dem Charme der 70-er Jahre. Unabhängig davon, was mit dem Gebäude passiert, auch dieser Raum steht unter Denkmalschutz und muss erhalten werden. Birgit Lilienbecker erklärte, dass viele der Möbel sicher eingelagert seien und auf ihre Rückkehr warten würden.
Charme vergangener Jahr mit Original-Staub – steht alles unter Denkmalschutz
Bieterverfahren scheiterte, nun neue Pläne
Doch die Verwaltung hat nach dem misslungenen Bieterverfahren Anfang 2017 ihre Pläne für die Zukunft der Kämmerei geändert. War man zuächst noch auf der Suche nach einem Investor, der die von der Stadt bereits erstellten Pläne realisiert, ist nun klar, dass dieser Weg nicht praktikabel ist. Die möglichen Investoren wünschen sich mehr Freiraum und eigene Gestaltungsmöglichkeiten. Daher beantragt die Verwaltung die ursprünglichen Ratsbeschlüsse zur Zukunft der Kämmerei auszusetzen und neue Wege zu gehen. Denn an Interessenten scheint es nicht zu mangeln. Regelmäßig besichtigen potentielle Investoren die Räume und spätestens beim begrünten Innenhof der Kämmerei herrscht Begeisterung. Die zentrale Lage und die vier unterschiedlichen Flügel des Gebäudes haben ihren eigenen Reiz. Schon bei der Erstellung des Gebäudes war „Kunst am Bau“ ein Thema und vielfältige Kunstwerke stehen nun auch unter Denkmalschutz. Die Nutzung als Bürogebäude konnten sich Interessenten vorstellen, aber auch den Umbau zum Hotel oder die Errichtung eines Working-Spaces für Start-Ups.
An vielen Ecken bröckelt der Putz
Vorlage: Verkauf in Erbpacht
In Vorbereitung auf die nächste Ratssitzung passiert nun eine Verwaltungsvorlage die verschiedenen Gremien, in der Kämmerin Dorothee Schneider darlegt, wie nun endlich Bewegung in die Sanierung und weitere Nutzung des Gebäudes kommen kann. Als wirtschaftlichste Lösung wird nun in der Vorlage der Verkauf des Gebäudes und des Grundstücks in Erbbaurecht dargestellt. Bei einem Bieterverfahren kann die Stadt Einfluss auf das Nutzungskonzept nehmen. Bei Zustimmung des Rates könnte das Verfahren in rund 15 Monaten realisiert werden. Von einem hohen Verkaufserlös will die Kämmerin aber nicht sprechen. Auch der Wegfall der aktuellen laufenden Kosten von fast 2 Millionen Euro pro Jahr, würden schon eine Entlastung der Stadtkasse bedeuten.
Durch die Planungen zum Technischen Rathaus würden dort neue Flächen für die Finanzabteilung der Stadt entstehen, die eine Anmietung von Flächen in der alten Kämmerei überflüssig machen.
Die Mitglieder des Bauausschusses stimmten am Dienstag mit Mehrheit für die Vorlage der Verwaltung mit der Variante der Erbpacht.
Ein Grand-Depart-Radschläger hat seinen Platz im Treppenhaus gefunden – in Zwischennutzung
Zwischennutzung für Kunst und Kultur
Bis das Bieterverfahren abgeschlossen ist, soll zumindest das Erdgeschoss mit der Kassenhalle der Kämmerei einer Zwischennutzung zugeführt werden. Zwar war die Fläche nicht der Metro als Alternativstandort zum Ausstellungspavillon Metro unboxed angeboten worden, aber Künstler können die Räume nun nutzen. Das Amt für Wirtschaftsförderung, KomKuK – Kompetenzzentrum Kultur- & Kreativwirtschaft, hat die L-förmige Kassenhalle, eine etwa 500 Quadratmeter große Fläche, als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum hergerichtet. Da sämtliche Sanitäranlagen sowie Wasserleitungen im Gebäude stillgelegt und versiegelt wurden, sind keine gastronomische Nutzungen oder Veranstaltungen mit Verpflegung möglich. Maximal 200 Personen sind zulässig. Die Anmietung der ehemaligen Kassenhalle ist Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft vorbehalten. Die Nutzungsdauer ist zwischen mehreren Tagen bis zu einem Monat möglich. Die anfallenden Betriebskosten liegen bei 40 Euro pro Tag.
Premiere hatte in der Kassenhalle bereits das einwöchige Projekt "Kunststörer" im Rahmen des Asphalt Festival im Juli 2017. Verhandlungen mit den Organisatoren der ELECTRI_CITY Conference (Oktober 2017), des Photo Weekends (Februar 2018) sowie der Startup-Woche 2018 (13. bis 20. April 2018) laufen bereits.