Düsseldorf: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hat 2139 freie Stellen
Während viele Schüler und Schülerinnen die letzten Tage der Sommerferien genießen, werden im Schulministerium bereits seit Wochen Überstunden gemacht. Denn was die neue Schulministerin Yvonne Gebauer, FDP, vorfand, sieht sie als große Herausforderung.
Im Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung informierte Gebauer am Freitag (25.8.) über die ersten Schwerpunkte. Bei der Unterrichtsversorgung, der Inklusion und der Einführung des G9 sieht die Schulministerin den größten Handlungsbedarf. Doch ohne eine gesicherte Datenbasis können keine Veränderungen herbeigeführt werden, betonte sie und daher sind die Mitarbeiter vorerst mit der Bestandsaufnahme beschäftigt. Gutes soll bewahrt werden, notwendiges herbeigeführt und Neues gewagt werden, so fasste Yvonne Gebauer die Herausforderung zusammen.
Unterrichtsversorgung
Zum Schuljahresbeginn 2017/2018 sind in NRW 5407 Stellen an allen Schulformen ausgeschrieben worden. Doch für 2139 Stellen fand sich bisher kein Personal. Gravierend ist der Mangel an Grundschulen. Dort soll Abhilfe geschaffen werden, indem Anreize für Lehrer der weiterführenden Schulen, Sekundarstufe 1 und 2, geschaffen werden, befristet in der Grundschule zu unterrichten. Der geringere Verdienst dort soll damit versüßt werden, dass es nach den zwei Jahren eine Beschäftigungsgarantie an einer weiterführenden Schule gibt.
Um einen Überblick über den ausgefallenden Unterricht zu gewinnen, soll im neuen Schuljahr das von der Vorgängerregierung entwickelte System der rollierenden Erfassung verschiedener Schulen für jeweils zehn Tage eingeführt werden. Dies wird aber nur ein Zwischenschritt sein, bis zum Schuljahr 2018/2019 eine schulscharfe Erhebung über das gesamte Schuljahr entwickelt ist.
Bisher spricht Yvonne Gebauer nur von Datenerhebung und Analyse der Ist-Situation bei Unterrichtsausfall und Lehrerversorgung. Die im Koalitionsvertrag mittelfristig angestrebte Aufstockung der Lehrerausstattung an den Schulen auf 105 Prozent – aktuell erreichen viele Schulen noch nicht einmal 98 Prozent – ist noch kein Thema. Die Probleme bei der Besetzung der aktuell freien Stellen werden zuerst angegangen. Im Frühjahr 2018 soll eine Kampagne Schulabsolventen motivieren eine Ausbildung mit Ziel Lehramt zu beginnen. Auch Seiteneinsteiger sollen verstärkt berücksichtigt werden, um den akuten Lehrermangel zu beseitigen.
G9 – Abitur nach 13 Schuljahren
Das Abitur nach 13 Schuljahren wird für die heutigen Grundschüler der 3. und 4. Klassen der Regelfall werden. Zwar soll das G9 erst zum Schuljahr 2019/2020 starten, aber auch Schülern die dann in die sechste Jahrgangstufe wechseln, soll das Abitur nach 13 Jahren ermöglicht werden. An Antrag können Gymnasien für den Verbleib in G8 entscheiden.
Der gesteigerte Raumbedarf durch G9 erreicht die Schulen erst im Schuljahr 2026/2027, was den Kommunen ausreichend Zeit gibt, die baulich notwendigen Maßnahmen bis dahin zu realisieren.
Die Gesetzesvorlage zu G9 soll im Sommer 2018 durch den NRW-Landtag verabschiedet werden.
Inklusion
Die neue NRW-Landesregierung will den Rechtsanspruch auf Inklusion weiter fördern, dabei allerdings mehr auf Qualität und weniger auf Masse setzen. So wurde die Mindestgrößenverordnung für Klassen, die zur Schließung zahlreicher Schulen führte, vorerst ausgesetzt. Dies bewahrt für das nächste Schuljahr vier von neun Schulen vor dem Ende. Die Überlegungen zur Inklusion sollen das Wohl aller Schüler beachten und mit Bedacht und in kleinen Schritten umgesetzt werden. In einer Befragung aller Schulen wird aktuell ermittelt, welche Schulen mit welchen Bedingungen unterrichten, denn diese Datenbasis existiert bisher noch nicht.