Düsseldorf: Rettung im Hafen in letzter Minute – Feuerwehr muss bei Wasserschutzpolizei einbrechen – KOMMENTAR: Sicherheit versenkt
AKTUALISIERUNG 21.15 Uhr: Wie die Düsseldorfer Polizei soeben report-D mitgeteilt hat, ist der ca. 40 Jahre alte Mann, den die Feuerwehr aus dem Hafenbecken gezogen und wiederbelebt hatte, am Sonntag im Krankenhaus gestorben.
Gewissermaßen in letzter Sekunde ist am Sonntag (28.5.) ein leblos im Rhein-Hafen treibender Mann von der Düsseldorfer Feuerwehr kurz vor vier Uhr aus dem Wasser gezogen und wiederbelebt worden. Nur wenige Minuten später wäre der Bewusstlose tot gewesen. Der Skandal: Weil die für den Rhein zuständige Polizei nachts nicht da ist, verloren die Retter wertvolle Minuten. Wie Einbrecher mussten sie über eine verschlossene Tür zum Anleger der Wasserschutzpolizei steigen und diese später aufbrechen.
Erschreckend: Rettungspersonal hat bei der Wasserschutzpolizei keinen Zutritt. Die Retter müssen wie Einbrecher über ein Tor klettern.
Nachdem Notruf gegen 3.30 Uhr in der Leitstelle der Feuerwehr einging: „Im Hafenbecken treibt ein Mensch leblos an der Wasseroberfläche!“ – alarmierten die Wachhabenden alle verfügbaren Kräfte Das Feuerlöschboot setzte sein Beiboot ab, das seinen Suchscheinwerfer anknipsten. Fünf weitere Boote kreisten im Hafenbecken und auf dem Rhein. Ein Polizeihubschrauber mit Nachtflugerlaubnis und Wärmebildkamera kreiste über dem Hafen. An Land fuhren die Wasserretter, der Notarzt und Sanitäter vor – 15 Fahrzeuge insgesamt, so die Feuerwehr.
Alle sind im Einsatz – nur die Wasserschutzpolizei nicht
Quälend lange Minuten fanden die Retter nichts. Dann entdeckten sie die leblos dahintreibende Person. Nun musste es schnell gehen. Noch auf dem Boot begann die Wiederbelebung. Der Ponton der Wasserschutzpolizei war am nächsten. Hier legte das Boot mit dem Bewusstlosen an. Einmal auf festem Grund konnte die Wiederbelebung forgesetzt. Zuvor mussten Notarzt und Sanitäter mit der gesamten Notfallausrüstung über eine verschlossene Stahlgittertür klettern. Die Wiederbelebung gelang. Der Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Vor zehn Tagen bereits haben Feuerwehr, die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), die DRK Wasserwacht und Wasserschutzpolizei in einer gemeinsamen Pressemitteilung gewarnt: “Im Rhein herrscht Lebensgefahr“. Darin wurden Zahlen genannt: 2016 rückte die Feuerwehr Düsseldorf 38 Mal aus, um Menschen aus dem Rhein zu bergen. Hierbei wurde 24 Menschen das Leben gerettet. Fünf Personen mussten noch am Ufer wiederbelebt werden.
Vom Hotelschiff ins Wasser gestürzt
Im laufenden Jahr waren zum Zeitpunkt der Mitteilung bereits neun Einsätze zur Personenrettung. Dabei mussten drei Menschen, einer davon nach Reanimation, zur weiteren Versorgung ins Krankenhaus transportiert werden. Am Dienstag, 9. Mai, rückte die Feuerwehr nach einer Meldung „Personen im Hafenbecken“ aus. Von einem Hotelschiff an der Kesselstraße war ein Gast in das Hafenbecken gestürzt. Bevor die Einheiten der Feuerwehr den Einsatzort erreichten, konnte der Mann aus dem Wasser gerettet werden. Mit einer Unterkühlung wurde er zur weiteren Behandlung vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus transportiert.
KOMMENTAR
Sicherheit versenkt
Wie gefährlich und absurd die Sparvorschläge der Duisburger Polizeipräsidentin Elke Bartels 2015 waren, die Wasserschutzpolizei Düsseldorf aufzulösen und die Zuständigkeit in Duisburg zu bündeln, haben seither zahlreiche Rheinunglücke bewiesen. Oberbürgermeister Geisel protestierte damals heftig gegen die Schließung der Wasserschutzpolizei Düsseldorf. Ebenso SPD-Chef und Bundestagsabgeordneter Andreas Rimkus und der Düsseldorfer und Neusser Hafenmeister Helmut Baur. Ihre Bedenken wurden ungehört versenkt.
Schaumkrone auf der Sparwelle
Doch die Ereignisse an diesem Sonntagmorgen setzen der vom glücklosen Noch-NRW-Innenminister Ralf Jäger gebilligten Sparwelle die Schaumkrone auf. Da treibt ein Mann leblos im Hafenbecken. Alle sind im Einsatz: Feuerwehr, Polizeihubschrauber, Notarzt und Sanitäter. Natürlich nicht die Wasserschutzpolizei, denn deren Boot und deren Wache ist nachts nurmehr Kulisse in Düsseldorf. Unglücke haben sich seit 2015 gefälligst nach den Dienstzeiten zu richten.
Misstrauen der Behörden untereinander
Mehr noch: Die Polizei vertraut der Feuerwehr nicht einmal den Schlüssel an, damit der Anleger genutzt werden kann. Da müssen Notarzt und Sanitäter wie Einbrecher über das Stahlgitter-Tor klettern, später wurde einfach das Schloss geknackt. Vorschlag, liebe Polizeisparfüchse: Da das Schloss ohnehin ersetzt werden muss, könnte man ein Zahlenschloss montieren und die Nummer für den Zutritt in einem versiegelten Umschlag in der Feuerwehrleitstelle deponieren. Nach einmaligem Benutzen kann der Code ja geändert werden, wenn die Polizei nicht einmal der Feuerwehr mehr traut.
Noch besser wäre es, die Wasserschutzpolizei nach Düsseldorf zurückzuholen. Denn gerade erst wurde von Schwarz und Gelb im Landtagswahlkampf versichert, dass man an der Sicherheit für die Bürger nicht sparen wolle. Dirk Neubauer
Fotos: Patrick Schüller