NRW-Premiere im Düsseldorfer Cinema: Rückkehr nach Montauk von Volker Schlöndorff
„Ich bin offen für persönliche Fragen“, versprach Volker Schlöndorff bei der NRW-Premiere seines neuen Films „Rückkehr nach Montauk“ am Donnerstag (11.5.) im Cinema. Der 78-jährige nahm sich reichlich Zeit, um geduldig über die Vorbereitungen und Dreharbeiten seines wohl persönlichsten Werks zu plaudern.
Am Morgen hatte Regisseurin Margarethe von Trotta bei einer Pressekonferenz zur Verleihung des Helmut-Käutner-Preises verraten, dass sie „Rückkehr nach Montauk“ erst kürzlich auf einem Festival in Italien gesehen habe und ihr der Film „sehr gut gefallen hat“. Was wie Lob unter Kollegen klingt, kann auch auf einer privateren Ebene gelesen werden. Schlöndorff und von Trotta waren 20 Jahre verheiratet und ein wenig sind die Trennungserfahrungen des Paars in den Film mit eingeflossen.
Das Drehbuch der anderen
Nach der NRW-Premiere von „Rückkehr nach Montauk“ im Cinema stellte Schlöndorff klar „Wir lesen jetzt nicht die Drehbücher des anderen oder so“. „Aber wir wissen, was der andere macht und wenn sich die Gelegenheit ergibt, schauen wir uns die Filme dann auch an.“ Schlöndorff hielt am Freitag die Laudatio für von Trotta beim Empfang im Rathaus. Was diese „nach all den Jahren“, immerhin doch „erstaunlich“ findet.
Nach der NRW-Filmpremiere im Cinema stand der Regisseur für Fragen zur Verfügung
Verpasste Chancen und eine alte Liebe
„Rückkehr nach Montauk“ erzählt eine Geschichte von verpassten Chancen und Wunschvorstellungen, die an der Realität scheitern. Schriftsteller Max Zorn (Stellan Skarsgård) reist für eine Buchvorstellung nach New York. Begleitet wird er von seiner Lebensgefährtin Clara (Susanne Wolff). Im Big Apple trifft Max auch seine alte Liebe Rebecca (Nina Hoss) wieder. Die ist inzwischen erfolgreiche Anwältin und alles andere als angetan von dem Wiedersehen mit ihrem Verflossenen. 17 Jahre sind seit ihrer Trennung vergangen. Während die Erinnerung in ihr alte Wunden aufreißt, wird er von der realen Rebecca auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, die er in all den Jahren zu einer Traumfrau idealisiert hat. Allein Max’ junge Assistentin Lindsey (überzeugend gespielt von Newcomerin Isi Labrode) zeigt dem Autor sein rücksichtsloses und egoistisches Verhalten auf, mit Rebecca wieder da anknüpfen zu wollen, wo sie einst aufgehört haben, obwohl er längst mit Clara eine Beziehung hat.
„Deutsche Fassung berührt mich mehr“
Gedreht wurde der Film in englischer Fassung im Frühjahr in Manhattan und an den endlosen Stränden von Montauk. „Als ich die deutsch synchronisierte Version gesehen habe, musste ich mir eingestehen, dass es mich tiefer berührt, wenn die Schauspieler in ihrer Muttersprache zu hören sind“, gibt Volker Schlöndorff zu. Der 78-jährige lässt sich Zeit, seine Geschichte zu erzählen, setzt auf lange Kameraeinstellungen, Großaufnahmen und Dialoge. „Nina Hoss meinte zu mir, wo gibt es das noch, dass man ohne Rückblenden allein über die Dialoge erzählt“, plaudert der Oscar-Preisträger aus der Vorbereitungsphase.
Die Idee stammt von Max Frisch
Die Idee zum Film kam durch die Max Frisch Novelle „Montauk“. Der Schriftsteller verarbeitet darin das Scheitern einer Beziehung durch die Begegnung mit einer jüngeren Frau, die zu seiner Geliebten wird. Frisch und Schlöndorff waren gute Freunde. Der Regisseur hatte dessen „Homo Faber“ mit Sam Shepard verfilmt. Doch die Arbeit am Stoff zog sich und veränderte sich zudem mit der Zeit. „Irgendwann war klar, dass der Film so eigenständig wird, dass er nur noch die Grundzüge mit dem Buch gemeinsam hat“, resümiert Schlöndorff. Das Drehbuch schrieb er zusammen mit Colm Tóinbin. „Wir haben beide unsere Erfahrungen und Erlebnisse mit einfließen lassen“, so Schlöndorff.
Nach einer Reihe historischer und politischer Arbeiten, ist dieser zeitgenössische Stoff wohl Schlöndorffs persönlichster Film geworden.
Die Blechtrommel im Filmmuseum
Mit Düsseldorf verbindet der Regisseur ein ganz besonderes Requisit. „Hier im Filmmuseum steht die Original-Blechtrommel, die wir damals am Set verwendet haben“, verrät der gebürtige Wiesbadener. Für seine Adaption des Günter Grass Romans „Die Blechtrommel“, erziehlt er 1979 die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes und 1980 den Academy Award (auch Oscar® genannt).
„Rückkehr nach Montauk“ läuft in den Düsseldorfer Filmkunstkinos.
Fotos: R. Zimmer