Düsseldorf ehrt Margarethe von Trotta mit dem Helmut-Käutner-Preis
Mit 14 gab‘s ein Fahrrad. Endlich. Margarethe von Trotta radelte fortan zu ihren Lieblingsstellen bei Düsseldorf Kaiserswerth am Rhein. Dort machte die Schülerin des Theodor-Fliedner-Gymnasiums ihre Hausaufgaben und sah auf den Strom. „Das hat mir damals sehr geholfen.“ Und es bindet sie als Erinnerung noch heute an den Rhein, an Düsseldorf. Am Freitag (12.5.) kommt ein Grund hinzu: Die 75-jährige Regisseurin, Autorin, Schauspielerin, bekommt den 15., mit 10.000 Euro dotierten Helmut-Käutner-Preis.
Aus der Begründung der Jury: „Margarethe von Trotta ist eine der wichtigsten Regisseurinnen des deutschen Kinos: Mit ihren Biografien widerspenstiger Frauen in Filmen wie „Rosa Luxemburg“ oder „Rosenstraße“ hat sie den deutschen Film seit den siebziger Jahren geprägt und eine nachfolgende Generation von Regisseurinnen und Regisseuren inspiriert. Sie hat mit ihren Filmen immer wieder Bruchstellen der Historie aufgesucht. In Werken wie „Die bleierne Zeit“, „Hildegard von Bingen“ oder „Hannah Arendt“ zeigte sie sich zugleich als profunde Chronistin deutscher Gesichte und als Persönlichkeit, die den gesellschaftspolitischen Diskurs nachhaltig beeinflusst.“
Gegen die Jungs durchsetzen
Margarethe von Trotta und der Stolz der Herren, die die Preisträgerin präsentieren.
So müssen Experten sprechen. Margarethe von Trotta sieht’s mit einem Schmunzeln. Keinem Schmunzeln von oben herab, aber sie hat ausdauernd kämpfen müssen gegen die Jungsbande der Fassbinders, Schlöndorffs. Da ging‘s knallhart darum, wer das Geld bekam und das Sagen hatte. Am Freitag kommt Volker Schlöndorff, mit dem die Auszuzeichnende zwischen 1971 und 1991 verheiratet war und hält die Laudatio. „Das ist schön, dass wir das hinkriegen“, sagte Margarethe von Trotta.
Volker Schlöndorff sagt über die Preisträgerin: Die Rolle, die ich ihr damals angeboten hatte, war im Baal, an der Seite von Rainer Werner Fassbinder. In ihren Szenen hatte ich gespürt, zu welcher Hingabe sie fähig war…Sie war intelligent, schlagfertig, eine wirklich erwachsene Frau, dabei verletzbar wie das kleine Mädchen mit der Schleife im Haar, das sie mir auf einem Foto zeigte.“
Titelzwist im Abspann
Beinahe vergessen der Streit darum, was bei „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ im Abspann stehen sollte. Von Trotta hatte einen Teil der Regiearbeiten übernommen und am Drehbuch maßgeblich mitgeschrieben. „Ach, zwei Regisseure – das macht sich nicht so gut. Wir schreiben bei Ihnen „Dramaturgie“ hin.“ Wie zum Ausgleich stand sie dann in manchen internationalen Fassungen des Films als alleinige Regisseurin da.
Die "Quotenfrau" lächelt insgesamt – Margarethe von Trotta und Oberbürgermeister Thomas Geisel
Bevor Margarethe von Trotta heute den 15. Helmut-Käutner-Preis entgegennimmt, lässt sie charmant, aber bestimmt den Oberbürgermeister wissen, dass sie erst die vierte Frau in der Reihe der Preisträger ist. Der so angesprochene weist darauf hin, dass er „leider“ nicht in der Jury sitzt. Sie dankt dem Land NRW artig für die stets großzügige Förderung ihrer Filmprojekte. Und sie bewegt vorsichtig ihr nächstes Wunschprojekt im Kopfe hin und her. Einen Film über die Psychoanalytikerin und Autorin Margarete Mitscherlich („Die Unfähigkeit zu trauern“, 1967) würde sie gerne machen. Aber der Plan entsteht gerade erst.
Die Käutner-Preisträger
2015: Ulrich Tukur, Schauspieler und Musiker
2013: Christian Petzold, Regisseur
2010: Christoph Schlingensief, Film-, Theater-, Opern- und Fernsehregisseur,
Aktionskünstler
2007: Dieter Kosslick, Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin
2004: Wim Wenders, Filmregisseur
2001: Hannelore Hoger, Schauspielerin
1999: Rudolf Arnheim, Kultur- und Medienkritiker
1995: Hanns Eckelkamp, Filmproduzent und Verleiher, Enno Patalas,
Filmkritiker und –kurator, Wolf Donner, Filmpublizist
1993: Hildegard Knef, Schauspielerin und Autorin
1990: Wolfgang Kohlhaase, Drehbuchautor und Schriftsteller
1988: Ulrich Gregor, Co-Direktor der Internationalen Filmfestspiele
Berlin, sowie Hilmar Hoffmann, Gründer der westdeutschen Kurzfilmtage
Oberhausen, Kulturdezernent der Stadt Frankfurt, Präsident der
Goethe-Institute
1986: Bernhard Wicki, Film- und Fernsehregisseur, Schauspieler
1984: Wolfgang Staudte, Film- und Fernsehregisseur
1982: Lotte Eisner, Filmhistorikerin und –publizistin