Düsseldorfer Jonges geben Preis für Bildende Künstler an Tony Cragg
Vor geraumer Zeit war der schmächtige Mann die Steintreppen emporgestiegen zum Rektorenflur. Links und rechts in den Händen hielt er zwei Einkaufstüten voller Modelle und Arbeitsproben. Die nahm man ihm ab. Eine Sekretärin deutete auf einen Stuhl: „Nehmen Sie doch bitte Platz!“ Da saß Tony Cragg nun, für einige Stunden. „Eigentlich wollte ich schon irgendwo anders hingegen. Aber ich habe mich nicht getraut.“ Irgendwann…
…flogen die schweren Flügel der Türen auf. Menschen eilten raschen Schrittes vorbei, liefen die Treppe runter. Dann war wieder Ruhe. „Ich hörte, wie jemand im Erdgeschoss fragte: ‚Wo ist denn der kleine Brite?‘ Darauf kam wieder jemand die Treppe hinauf und sagte: Herr Cragg, sie fangen am Montag bei uns an.“
Uneitel und bescheiden: Sir Tony Cragg dankte für die Verleihung des Preises
So wird man Professor der Düsseldorfer Kunstakademie. Der Berufene, mittlerweile mit einem Sir geadelt, dankte am Dienstagabend (2.5.) sehr höflich den Düsseldorfer Jonges, an deren Rednerpult er stand. Er dankte aber auch Deutschland, das „mir so vieles ermöglicht hat“. Eigentlich war Tony Cragg, damals noch ohne „Sir“, für ein halbes Jahr gekommen, um seine Deutschkenntnisse ein „biss-schen“ aufzufrischen. Aus ihm wurde ein Schildermaler in Wuppertal, zunächst ein Professor, dann der Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, Schöpfer eines einzigartigen Skulpturenparks in Wuppertal und nun Träger des Preises für Bildende Künstler 2017 der Düsseldorfer Jonges. Die alle zwei Jahre verliehene Auszeichnung ist mit 2500 Euro dotiert.
Hohe akademische Dichte im Saal
Und beschert dem Heimatverein eine enorme akademische Dichte: Allein drei aktive und ehemalige Rektoren der Kunstakademie waren im Henkel-Saal: Professor Karl-Heinz Petzinka, gerade erst vom Senat gewählter neuer Rektor. Stammtischperspektive: Er muss sich noch beweisen. Professor Markus Lüpertz, ganz in schwarz gewandeter Barockfürst mit pompösem Gehstock. Er hielt die Laudatio auf seinen Nachfolger im Rektorenamt, Cragg. Der habe seine Seele und sein Genie eingebracht in die Kunst: „Tony Cragg macht den Fluch des Scheiterns vergessen.“ Der derart in den Kunsthimmel erhobene konterte trocken: „Damals, als ich in Deinem Rektorenbüro gesessen habe, hast Du anders über mich gesprochen.“
Baas Wolfgang Rolshoven dankte Lüppertz für die Laudatio.