Düsseldorf erlebt eine zerschlagene AfD – inhaltsleer und führungslos
Eine in Köln vom rechts-nationalen Flügel zertrümmerte AfD brachte in Düsseldorf knapp 100 Anhänger neben der Kniebrücke zusammen. Viele Gesichter der verbliebenen Fans waren von Pegida und Dügida hinlänglich bekannt. Von protestierenden Bürgern und wütenden Arbeitern war bei der AfD hingegen gar nichts zu sehen. Rings um den Demonstrationsort stellten sich der sogenannten „Alternative“ rund 600 Düsseldorfer entgegen – von den Kirchen über die Gewerkschaft, Parteien, Antifa bis hin zu Künstlern wie Jacques Tilly, der einen AfD-Wolf im blauen Schafspelz als Gegenprotest mitgebracht hatte.
IG-Metall Geschäftsführer Nihat Öztürk (rote Jacke), Düsseldorfs DGB-Chefin Sigrid Wolf und Düsseldorfs SPD-Chef Andreas Rimkus senken die Daumen…
Auf der AfD-Bühne und davor herrschten Inhaltsleere und Ratlosigkeit und Führungslosigkeit. Warum einer Frauke Petry lauschen, die gerade von den eigenen Leuten komplett entmachtet wurde? Warum über die Häme gegen die „linken Schreihälse“ eines Marcus Pretzell klatschen, wenn niemand weiß, ob er morgen noch Parteichef ist? Eine besonders laut rufende Gegendemonstrantin sprach Pretzell direkt an: „Schätzchen, so laut zu schreien macht dich auch nicht attraktiver.“ Wow, von diesem Machismo kann man noch was lernen – so sprechen echte Frauen-Flüsterer.
AfD "Arbeiterführer" ohne Gefolgschaft: Guido Reil aus Essen
Sollte die müllsackblaue Partei jemals einen Kompass gehabt haben – er ist bei den innerparteilichen Zerreißproben kaputt gegangen. Bestes Beispiel ist Guido Reil, sozialdemokratischer Überläufer aus dem Essener Norden. Der Mann, der vergessen hat, was Solidarität ist und sich darin gefällt, stattdessen verbal auf Flüchtlinge einzuknüppeln. Er wird derzeit als Pretzell-Nachfolger aufgebaut, mit dem Habitus eines Arbeiterführers.
Es ist ihm gar nicht mal vorzuwerfen, dass er selbst an sich glaubt. Nur über eine nennenswerte Gefolgschaft, der er eine S-Bahn-Fahrkarte von Essen nach Düsseldorf Wert ist, verfügt er ganz offensichtlich nicht. Obwohl er mehrfach von den vielen, vielen enttäuschten Ruhrgebiets-Malochern trötete, die sich enttäuscht von der SPD abgewandt hätten. Zu sehen war davon niemand. Er kam allein, stand auf der Bühne allein, ging allein.
Oberbürgermeister Thomas Geisel begrüßte die Gegendemonstranten, hintne links: Stadtsuperintendin Henrieke Tetz, hinten recht: DGB-Chefin Sigrid Wolf
Derweil hatten die Gegendemonstranten einen vergnüglichen Nachmittag. Die SPD spendierte Currywurst, jemand anderes den Kaffee, die Stadtwerke verteilten Wasser. Und auf der Bühne beim Apollo gab‘s Musik. Oberbürgermeister Thomas Geisel berichtete in seinem Grußwort an die Gegendemonstranten von der internationalen Anerkennung dafür, wie Düsseldorf die Flüchtlinge empfangen habe. Sie habe dafür gesorgt, dass die Stadt Bühne für ein internationales Theaterfestival sein wird. Stadtsuperintendentin und Sprecherin des „Düsseldorfer Appells“, Henrieke Tetz, die Düsseldorfer DGB-Chefin Sigrid Wolf, Künstler Jacques Tilly – sie alle setzten ihre Akzente gegen die AfD, die irgendwann einpackte und verschwand. Ohne Spuren in Düsseldorf zu hinterlassen.
Enthüllte den Wolf unter dem blauen Schafspelz: Jacques Tilly