Düsseldorf macht der Deutschen Bahn den Hof: Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes
Feierliche Unterschrift: 2017. Entscheidungen: 2018. Baubeginn: 2019. Das ist der Zeit-Rahmen für den neuen Bahnhofsvorplatz. Es geht peu á peu und nicht im ICE-Tempo voran. Mehr als eine Viertelmillion Menschen nutzen Düsseldorfs wichtigsten Verkehrsknoten pro Tag. Die offizielle Skizze zum „Masterplan Areal Düsseldorfer HBF“ zeigt den größten Denkfehler im Projekt: Die Bahnhofsrückseite wird überhaupt nicht mit einbezogen.
Die Drei vom Bahnhofsvorplatz: (vl.) OB Thomas Geisel, NRW-Verkehrsminister Michael Groschek und Bahn-Vorstand Ronald Poffalla. Foto: Stadt Düsseldorf/David Young
Breites Lächeln, breiter Federstrich: Oberbürgermeister Thomas Geisel, NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (beide SPD) und Bahnvorstand Ronald Pofalla setzten schwungvoll ihre Namen unter das Projekt „Unser Bahnhofsvorplatz soll schöner werden“. Noch weiß niemand, wie das aussehen soll. Irgendwie schöner, hauptstädtischer als heute. Darum kümmern sich nun Architekten und Stadtplaner.
Eine lange ToDo-Liste für die Planer
Ihnen hat die Politik eine lange ToDo-Liste geschrieben. Der Verkehr auf dem Bahnhofsplatz und dem Busbahnhof soll besser geregelt werden. Leicht geschrieben, schwer in der Umsetzung: Busse, Straßenbahnen, Autos, Fußgänger, Radfahrer, Taxen, Miet-Räder und Miet-Autos – demnächst auch in elektrischer Variante – müssen wie ein Ballett aufeinander abgestimmt werden. Momentaner Stand: Die vier Rheinbahn-Gleise bleiben wo sie sind. Damit knubbelt sich der gesamte Rest links und rechts vom Bahnhofshauptausgang.
Mobilität braucht Platz
Die neue Mobilität braucht Platz: Car-Sharing und Miet-Fahrräder. Zugleich werden nach wie vor Zugreisende mit dem Auto gebracht. Und: Zugreisende mit Termindruck wollen in ein Taxi springen – auch die Droschken brauchen Platz. Die Stadt träumt davon, den schmalen Nord-Tunnel des Hauptbahnhofs für Radler freizugeben; die Deutsche Bahn ist momentan noch dagegen. Im Süden gäbe es noch einen durchgehenden Gepäcktunnel, bisher ohne Publikumsverkehrs. Die sicherere Alternative? Wenn die Zweiradler mit Tempo egal aus welchem Tunnel kommen, sollte dort keine Reisegruppe stehen.
Ein Wolkenkratzer als Zugabe
Bevor einen das Gewusel ganz schwindelig macht, halten sich die Kommunalpolitiker am neusten Diskussionspunkt der Stadt fest: Wo heute die geschlossene Rheingold-Disko als Lost Place, als vergessener Ort, vor sich hindämmert, möchten die Stadtplaner ein 100 Meter hohes Hochhaus in die Höhe ziehen. Warum? Weil sie es können. Ob da Büros reinkommen oder Wohn-Suiten mit Bahnblick – noch ist alles möglich. Die ersten Stadtteilpolitiker spüren schon, wie diabolische Fallwinde über den schönen neuen Bahnhofsvorplatz pfeifen.