Düsseldorf: Sieg der Ordensgemeinschaft der Armen Brüder vor Gericht wird überschattet von moralischen Anklagen
Der Ordensverein der Armen-Brüder des heiliges Franziskus, Sozialwerke, ist in Düsseldorf aktiv in der Hilfe für Senioren und Wohnungslose. Unter dem Anspruch „Werte wie Barmherzigkeit, Bescheidenheit und Demut sind prägend für das Sozialwerk“ erarbeitet der Verein einen Jahresumsatz von rund 30 Millionen Euro. Der Verlust von 7,5 Millionen Euro durch zweifelhafte Geldanlagen beim Finanzdienstleister Infinius, zog auch noch ein Verfahren des Insolvenzverwalters dieser Firma nach sich. 5,5 Millionen Euro wollte er von den Armen Brüdern haben, was am Freitag (24.3.) vom Gericht abgewiesen wurde. Parallel klagt das Team des Straßenmagazins fifty-fifty gegen die Armen Brüder. Vorerst nur moralisch, aber der Verkauf einer Immobilie, die durch fifty-fifty-Spendengelder finanziert war, soll auch ein juristisches Nachspiel haben
Erleichterung bei den "Armen Brüdern", als der Richter am Freitag die Klage des Insolvenzverwalters der Future Business KGaA abwies. 5.487.458,90 Euro hätten die Armen Brüder nach seinen Vorstellungen zahlen sollen. Geld, das in Form von drei Darlehen an die Tochterfirma der Future Business, Infinius, erst gewährt und später zurückgezahlt wurde. Nach Meinung des Insolvenzverwalters zu Unrecht und so schlug er den juristischen Weg, um das Geld wieder zu bekommen. Der Richter wies die Klage ab, allerdings ist das Urteil noch nichts rechtskräftig. Der Insolvenzverwalter kann beim Oberlandesgericht die Berufung einreichen.
Unternehmen "Arme Brüder"
Was vor Gericht als Etappensieg der Armen Brüder ausging, dürfte so manchen Düsseldorfer verwundern. Eine Ordensgemeinschaft, die spekuliert und mit Millionenbeträgen hantiert. Das klingt wenig nach Klingelbeutel in der Kirche an. Hinter den Armen Brüder steht mittlerweile ein komplexes Firmenkonstrukt mit einem Jahresumsatz von 30 Millionen Euro. Anteile davon durch Spenden generiert. Doch wer auf der Intenetpräsenz der Ordensgemeinschaft nach einem Jahresbericht oder einem Rechenschaftsbericht sucht, wird nicht fündig.
Mangelnde Transparenz
Welche Spendengelder für welche Zwecke verwendet wurden, bleibt verborgen. In Interviews ist die Rede von Transparenz, wo es denn nötig sei. Genau daran hat auch das Straßenmagazin fiftyfifty zu knabbern. Die ehemaligen Partner gehen seit dem Finanzskandal um die verspekulierten Millionen im Jahr 2013 getrennte Weg. Fiftyfifty-Chef Hubert Osterndorf und Bruder Matthäus von den Armen Brüdern hatten 1994 den Trägerverein für das erfolgreiche Straßenmagazin gemeinsam gegründet. Das erklärte Ziel war die Verbesserung der Situation der Wohnungslosen. Um diesen einen Neuanfang zu ermöglichen, sammelte fiftyfifty Spenden für den Kauf von Immobilien, in denen den Menschen Wohnraum zur Verfügung gestellt wurde. Eines dieser Häuser steht in der Lessingstraße, Hausnummer 25. Gekauft wurde es für 500.000 D-Mark von den Armen Brüdern, aber mit Spendengeldern des Straßenmagazins, wie Hubert Ostendorf bekräftig. Leider wurde dies nicht im Grundbuch vermerkt. Aber Anwalt Jasper Prigge ist sicher, dass sich diese Schenkung von damals auch jetzt noch anfechten lässt. Denn das Haus wurde mittlerweile durch die Armen Brüder verkauft. Für 738.00 Euro an eine Immobilienfirma. Nach Angaben von fiftyfifty sind im Laufe der Jahre rund 12,8 Millionen Euro Spendengelder für den Kauf von weiteren Häusern an die armen Brüder geflossen. Nun befürchtet man den Abverkauf auch dieser, mindestens sieben Immobilien.
Auf dem Rücken der Mieter
Als besonders empörend empfindet Ostendorf die Vorgehensweise des Verkaufs. Denn dieser ist nur durch Zufall herausgekommen und komplett hinter dem Rücken der ehemaligen Geldbeschaffer erfolgt. Von Transparenz keine Spur, klagt fiftyfifty. Der Wegfall der Sozialbindung durch den Verkauf bedeutet für die 25 Bewohner des Hauses eine ungewisse Zukunft. Die energetische Sanierung und Renovierung von Immobilien sind auch Bestandsmietern zuzumuten und gegen die anschließen erhöhten Mieten ist kaum eine Gegenwehr möglich. Dass die Armen Brüder das Schicksal der ehemals wohnungslosen Mieter so aufs Spiel setzten, widerspreche vollkommen den Werten, für die die Ordensgemeinschaft wirbt, betonen die Mitarbeiter von fiftyfifty.