Düsseldorf: Unmut durch Umbau der Flüchtlingsunterkunft Rossstraße
Im alten Finanzamt an der Roßstraße hat die Stadt rund 300 Flüchtlinge untergebracht. Das Haus soll auch weiter als Flüchtlingsunterkunft dienen, allerdings werden für die Bewohner Küchen eingebaut, damit auch dort Selbstverpflegung möglich ist. Am Donnerstag (23.3.) war deshalb für die Hälfte der Bewohner der Umzug angesagt, was nicht bei allen auf Zustimmung stieß. Es kam zu einem Polizeieinsatz am Mittag, der notwendig wurde, da eine Gruppe Männer den Umzug nicht akzeptieren wollte.
Das ehemalige Finanzamt an der Roßstraße dient als Flüchtlingsunterkunft
Der Umbau im alten Finanzamt ist bereits seit längerem geplant. Da alle Flüchtlingsunterkünfte in Düsseldorf für die Selbstversorgung der Bewohner hergerichtet werden, fangen nun an der Roßstraße die Bauarbeiten an. Der Brandschutz im Gebäude wird verbessert und daher Türen, Tore und Wände den erforderlichen Brandschutzqualifikationen angepasst und eine Brandmeldeanlage eingebaut. Es erfolgt die Reinigung und Instandsetzung der Abwasserleitungen. Außerdem werden ausreichend Duschen, Toiletten und Waschräume auf den Etagen eingebaut, denn bisher mussten die Bewohner Sanitärcontainer im Hof benutzen. Für die Selbstversorgung erhalten alle Etagen Küchen.
"Wir gehen nicht zu schlim Platz" wehren sich die Männer gegen den Umzug in die Bergische Kaserne
Damit die Räume für die Arbeiten frei sind, müssen 140 Flüchtlinge in andere Unterkünfte umziehen. Wer davon betroffen ist, wurde von der Stadt und der betreuenden Wohlfahrtsorganisation, den Johannitern, informiert. Für die Familien waren Rämlichkeiten in der alten Schule an der Borbecker Straße vorgesehen. Dort sind die Umbauarbeiten mit der Einrichtung von Küchen etc. bereits abgeschlossen. Mit ihrem Gepäck erfolgte der Transport am Donnerstagmorgen. Eine Gruppe männlicher Flüchtlinge, die in die Leichtbauhallen auf dem Gelände der Bergischen Kaserne umziehen sollen, wehrte sich gegen die Verlegung.
Peter Lorch, von Amt für Soziale Sicherung und Integration, versuchte mit seinen Kollegen und später mit Unterstützung der Polizei den etwa 40 Betroffenen den Ablauf zu erklären, was aber wenig Eindruck machte. Viele der Männer hatten sich in den vergangenen neun Monaten in der Roßstraße eingelebt, wohin sie nach dem Brand in der Messehalle verlegt worden waren.
Die Unterkunft mit Leichtbauhallen an der Bergischen Kaserne
Von der Unterkunft in der bergischen Kaserne haben die Männer gehört, dass die Leichtbauhallen wenig Privatsphäre bieten, da die Wohnkabinen für die 48 Menschen pro Halle nach oben offen sind. Dadurch sei es laut, das Licht werde zentral reguliert und das sei wesentlich schlimmer, als nun endlich die Möglichkeit zu haben, selber zu kochen, berichten die Männer. Die Abgeschiedenheit der neuen Unterkunft trägt zusätzlich zu ihren Bedenken bei. Der Weg zur Arbeit, Schule oder Sprachkurs sei zu weit, finden sie.
Immer wieder fuhr am Donnerstag ein Transporter und brachte einzelne der Männer, die sich doch zum Umzug entschlossen hatten, in die Kaserne zur Knittkuhl. Eine Rückkehr in die Unterkunft Roßstraße wurde den protestierenden Männern von den Sicherheitsleuten verwehrt. Eine größere Gruppe schilderte am Mittag, sie würden lieber auf der Straße campieren, als der Umzugsaufforderung zu folgen.
Aktualisierung:
Am Ende hat doch keiner der Männer auf dem Bürgersteig übernachtet. Am Nachmittag waren es wieder einmal die Ehrenamtler die sich die Zeit nahmen Gespräche zu führen und Überzeugungsarbeit zu leisten. Unterstützung der Stadt gab es dabei keine. Ordnungsamt und Polizei kamen erneut mit der Ansage den Bürgersteig zu räumen.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln traten schließlich alle die Fahrt nach Hubbelrath in ihre neue Unterkunft an.
Noch am Nachmittag harrten die Männer vor der Unterkunft aus
Ehrenamt
Unmut über die Organisation des Umzuges und den Wegfall der bisher in der Unterkunft befindlichen Kleiderkammer war in den vergangenen Tagen von verschiedenen Ehrenamtlern zu hören. Durch fehlende Kommunikation kam der Umzug der Kleiderkammer zum Zentrallager am Vogelsanger Weg für alle überraschend. Auch die Bewohner hätten von den Umbauplänen nichts erfahren. Eine Ehrenamtlerin zog die Konsequenzen und gab ihre Ehrenamtskarte mit einem empörten Brief an die Stadt zurück. Obwohl für die weitere Integration der Flüchtlinge Ehrenamtler unentbehrlich sind, klagen viele immer noch über sind mangelhafte Kommunikation und Unterstützung.
In einer Pressemitteilung der Stadt schreibt die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch. "Die Stadt dankt sowohl allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern als auch den hauptamtlichen Betreuungskräften der Johanniter für die bisher dort geleistete Arbeit, insbesondere in der schwierigen Phase der Vorbereitung des Umbaus." Sie hofft auf Verständnis für die notwendigen Umbauarbeiten. "Für die dort untergebrachten Menschen bedeutet die Umstellung eine Verbesserung der Lebensqualität. Für die mit dem Umbau verbundenen Unannehmlichkeiten bitte ich um Verständnis", betont die Füchtlingsbeauftragte.
aktualisiert 24.03.2017 7:40 Uhr