Equal Pay Day Düsseldorf: 10. Geburtstag aber immer noch ein Thema
Unter dem Motto "Feuer und Flamme für Lohngerechtigkeit" versammelten sich am Samstag viele Frauen – und einige Männer – auf dem Heinrich-Heine-Platz im Düsseldorfer Zentrum. Beim Equal Pay Day prangern die Frauen seit zehn Jahren die ungleiche Bezahlung von Frauen an. Durchschnittlich 21 Prozent weniger Lohn bedeuten umgerechnet, dass Frauen erst am 18. März so viel verdienen, wie Männer bereits zu Beginn des Jahres. Er markiert symbolisch den Zeitpunkt, bis zu dem Frauen quasi umsonst arbeiten.
Vertreterinnen vieler Parteien und Organisationen traten für Lohngerechtigkeit ein
Beim Thema „Lohngerechtigkeit“ für Frauen sind sich die Vertreterinnen aller politischen Parteien einig, geholfen hat das aber bisher nicht viel. Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern in Deutschland zwar tendenziell kleiner wird, aber mit 23 Prozent im Jahr 2006 auf 21 Prozent im Jahr 2015 immer noch hoch ist. Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Stephanie Peifer hatte sich zum Equal Pay Day mit ihren Kolleginnen die Schärpen „Gute Arbeit, gerechter Lohn“ umgelegt.
Zu den Flammen-Kostümen gab es auch echtes Feuer in verschiedenen Darbietungen
Die Damen der SPD setzten das Motto mit "Feuer und Flamme für Lohngerechtigkeit" praktisch um und kamen in flammenden Kostümen. Die Mitglieder der Frauenunion, der Katholischen Frauengemeinschaft, der Linken, des Sozialverbands Deutschland und des BPW Clubs waren der Aufforderung der Organisatoren gefolgt und in roter oder schwarzer Kleidung gekommen. Aber auch die roten Regenschirme mit Logo des Equal Pay Days kamen zum Einsatz, da der Himmel anlässlich der ungleichen Bezahlung der Frauen weinte. Dr. Andrea Hellmich, Gruppenleiterin in der Abteilung "Emanzipation" und Leiterin des Referats "Chancengleichheit in der Wirtschaft" des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW ließ es sich nicht nehmen, gemeinsam mit den Frauen zu demonstrieren.
(v.l.) Klaudia Zepuntke, Andrea Hellmich, Sigrid Wolf, Stephanie Peifer und Elisabeth Wilfart beim Equal Pay Day
Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke unterstützte die Aktion in einem der Flammenkostüme. In ihrer Funktion als Bürgermeisterin sei die bei der Aufwandsentschädigung mit ihrer männlichen Kollegen gleichgestellt, betonte sie. Aber schon bei der Berufsausbildung machen sich große Unterschiede bemerkbar. Technische Auszubildende in männlich geprägten Bereichen erhalten oft mehr Ausbildungsvergütung als eher weiblich dominierte Berufe. So war von den 103 Absolventen der Elektro-Innung Düsseldorf nur eine Frau. Die Ausbildungsvergütung der Elektroniker beträgt bereits im ersten Lehrjahr rund 950 Euro. Im Vergleich dazu erhält eine der meist weiblichen Auszubildenden zur Hauswirtschaft gerade einmal 620 Euro. Doch auch nach der Ausbildung ist die Gehaltsdifferenz für Männer und Frauen in vielen Unternehmen existent. Durch mangelnde Transparenz können Vergleiche oft nur bei offener Kommunikation der Mitarbeiter untereinander getroffen werden, was äußerst selten so praktiziert wird. Die ZDF-Journalistin Birte Meier hatte vor Gericht versucht gegen die im Vergleich deutlich bessere Bezahlung ihrer männlicher Kollegen zu klagen. Das Berliner Arbeitsgericht hat Anfang Februar die Klage abgewiesen.
SPD-Ratsfrau Ursula Holtmann-Schnieder im "flammenden" Gespräch mit einer Passantin
Die statistische Einkommenslücke ist für Frauen nicht nur ein Problem während ihrer Zeit als Arbeitsnehmerinnen, auch bei der Rente macht sich das stark bemerkbar. Es geht am Equal Pay Day um die schlechtere Bezahlung, aber auch um die damit ausgedrückte fehlende Wertschätzung der Frauen. Denn Pausen wegen Kindererziehung oder die Reduzierung der Arbeit auf Teilzeit wirken sich langfristig auf Karriere und Einkommen aus.
Bei der Verteilung von Informationen an die Passanten und Passantinnen stießen die Akteure am Samstag aber nicht nur auf Zustimmung. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Düsseldorf Elisabeth Wilfart war ziemlich perplex, als eine junge Frau auf ihre Ansprache mit den Worten „Das ist mir ziemlich egal, ich habe einen reichen Freund“ reagierte.
Die rote Farbe steht für den Equal Pay Day und soll Synonym für die roten Zahlen auf den Gehaltskonten der Frauen sein
Weitere Zahlen zur Situation der Frauen auf dem NRW- Arbeitsmarkt:
• Der Frauenanteil in Führungspositionen der obersten Ebene liegt bei 20 Prozent. In Großbetrieben beträgt er nur 16 Prozent.
• Rund 90 Prozent der Männer arbeiten Vollzeit, aber nur rund 54 Prozent der Frauen.
• Fast 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten sind weiblich.
• 64 Prozent der ausschließlich geringfügig Beschäftigten sind Frauen.
• Das Medianentgelt der Frauen in NRW (2.859 Euro brutto) liegt über 500 Euro unter dem der Männer (3.364 Euro).
Quelle: NRW-Arbeitsministerium