Düsseldorf Itter: „Die Jecke trecke“ – außen Festung, innen Familienkarneval
Nach zwei Runden durch den Stadtteil fällt die Spannung ab von Uwe Linß. Sein erstes Mal als Zugleiter ist gelungen. „Alle Jecke trecke“ – das Motto des Veedelszochs in Itter – ist aufgegangen. 22 Gruppen mit rund 450 Aktiven im Zug brachten den Karneval in jeden Winkel Itters.
Prima Jecken-Wetter – nur Clowns brauchten in Itter einen Schirm
Aufgeregt sammeln viele Dutzend Pänz, was auf sie herniederprasselt: Bonbons, auf Düsseldorfer Platt: „Balkes“, Bälle, Kaugummi, Schokolade. Eine Familie hat sich komplett als Koala-Bären verkleidet und jagt tapsend, aber gemeinsam nach Narrenzoll. Clowns, Magier und Piraten können Kinder von heute nicht allzu sehr erschrecken. Besonders cool drauf,: ein Kurzer im Kinderwagen, der den ganzen Rummel ganz einfach verschläft.
Alle machten mit – eigentlich waren die Grenzen zwischen Zushauern und Aktiven aufgehoben
Gleich mehrere Kitas haben sich dem Zug in Itter angeschlossen – die von St. Nikolaus ebenso wie das Zentrum Kind e.V. Stark unterwegs: die Schützen – Jäger, Grenadiere und Freischütz sind als solche hinter ihren Verkleidungen aber nicht zu erkennen. Der Freundeskreis Himmelgeister Kastanie, die närrischen Frauen aus Himmelgeist samt Tanzgarde und lautstarke Gäste aus Wersten zeigen, dass sich der kleine Zug durch Itter in 24 Jahren einen großen Namen erarbeitet hat. Im nächsten Jahr wird Silberjubiläum gefeiert – da wird die Latte noch ein Stückchen höher liegen.
Mit kurfürstlicher Unterstützung machen die Narren auf den Weg
Inmitten der vielen jungen Familien gab es auch einzelne politische Themen im Zug. Der Hafenalarm tuckerte mit einem eigenen Trecker und dem klaren Nein zu Container-Terminals heran: „Mit dem Container-Hafen gehen wir baden“. Sie hatten sogar einen laufenden und sprechenden Leuchtturm mitgebracht, um der Politik den rechten Weg zu weisen.
Der Familienkreis von St. Joseph Holthausen war vergleichsweise ganz weit vorn. Der Kreis versuchte es à la Donald, dem Präsidenten-Trumpel: „America first, Holthausen second“. Man solle doch bitte schön Holthausener Produkte kaufen. Und außerdem werde man eine Mauer bauen – quer zur Itterstraße – und „Itter wird dafür bezahlen!“
Nach außen sorgten massive Sperren mit 30-Tonnern und Treckern für Sicherheit
Aus Sicherheitsgründen wurde die Sache mit Mauer schon mal versuchsweise getestet. Da Itter zu den von Polizei und Ordnungsamt identifizierten sechs Problemzügen gehörte, riegelten Polizei und schwere 30-Tonner den Stadtteil an der Schnellstraße ab. Besucher wurden abgewiesen. Wer vermeintliche Schleichwege kennt, kam auch dort nicht weiter: Dort standen massive Trecker quer zur Fahrbahn.
Während Itter innen Spaß hatte, gab es sich nach außen als Festung. Karneval in modernen Zeiten.