Düsseldorf Verkehrsbericht 2016: 10.000 Handysünder am Steuer und neun Tote auf den Straßen
Das Handy ist der neue Rausch. Über Alkohol, Marihuana und Co. im Straßenverkehr verliert Frank Kubicki kein Wort mehr. Als der Leiter des Verkehrsdirektion im Düsseldorfer Polizeipräsidium am Montag (20.2.) die Unfallzahlen für 2016 vorstellt, arbeitet er zwei Problemgruppen heraus: Verkehrsteilnehmer jeden Alters, in Autos oder auf Fahrrädern, die wie blöde auf ihren Smartphones herumtippen und dabei im Blindflug auf immer stärker befahrenen Innenstadtstraßen unterwegs sind. Und Senioren, die sechs von neun Düsseldorfer Unfalltote stellen – die übrigen drei fuhren Motorrad oder Roller – aber auch als Verursacher von Autounfällen im Zwielicht der Ermittler stehen.
Generell waren Düsseldorfs Straßen genau so gefährlich wie im Vorjahr: 2016 stehen 30.372 (Vorjahr: 30.224) Unfälle im Polizeicomputer am Jürgensplatz. Im achten Jahr in Folge ist kein Kind in Düsseldorf zu Tode gekommen. Die Zahl der Verkehrstoten ging von 14 auf 9 zurück. Es gab 45 Schwerverletzte weniger als im Vorjahr, aber einen leichten Anstieg bei den Leichtverletzten.
Herr der Unfallzahlen: Frank Kubicki, Leiter der Verkehrsdirektion Düsseldorf
Bei den Unfallschwerpunkten haben sich zahlreiche Veränderungen ergeben: Der Nordstern (Niederrheinstraße, Danziger Straße und B8n) und der Worringer Platz teilen sich Platz 1. Dahinter folgt der bisherige Spitzenreiter: das Mörsenbroicher Ei. Auffällig: Mit gleich drei Kreuzungen (Völklinger Straße, Aachener Straße, Münchener Straße) sprang der Südring in Düsseldorfs blutigste Top Ten.
Das Handy am Steuer, der Blick auf das kleine funkelnde Display – das ahndete die Düsseldorfer Polizei im Jahr 2016 fast 10.000 Mal. 2014 waren es noch 4.000 solcher Verstöße. Fällig werden dann jeweils 60 Euro Geldbuße und ein Punkt in Flensburg.
Schärfere Strafen für Handy-Sünder im Straßenverkehr
Frank Kubicki ist das ganz entschieden und befürwortet eine Anhebung der Straße auf 100 Euro, im Wiederholungsfall und bei besonders Verkehr gefährdenden Verhalten: Fahrverbote. Warum die mittlerweile in vielen Fahrzeugen eingebaute Freisprecheinrichtung nicht genutzt wird? Die Bekloppten tippen Facebook-Nachrichten oder What’s app-Sprüche. Nur zur Erinnerung: Wer bei Tempo 50 eine Sekunde nicht auf die Straße schaut, legt in dieser Zeit 14 Meter blind zurück.
Daneben entwickeln sich Senioren zur Problemgruppe im Straßenverkehr. Wenn sie in einen Autounfall verwickelt sind, dann zu 80 Prozent als Verursacher. Frankl Kubicki nüchtern: „Und hier geht es nicht um Bagatellschäden, wie immer wieder verharmlosend gesagt; sondern um Unfälle mit Verletzten und hohen Sachschäden.“ Generell hat die Unfallzahl mit Senioren gegenüber 2008 um 32 Prozent zugenommen. Und eine Besserung oder gar Einsicht der Alten ist nicht in Sicht.
LKW-Fahrer häufig als Unfall-Verursacher
Zum Verantwortungsbereich der Düsseldorfer Polizei gehört etwas ein Dritte des nordrhein-westfälischen Autobahnnetzes. Hier stachen im vergangenen Jahr Unfälle mit Lastwagen heraus, die um 39 Prozent zusammen. Dabei waren in zwei von drei Fällen die LKW-Fahrer auch die Verursacher der oftmals schlimmen Karambolagen. Bei den Unfalltoten auf Autobahnen blieb Düsseldorf (plus 1) deutlich hinter dem negativen NRW-Trend zurück.
Zusammengefasst: 2016 gab es in Düsseldorf durchschnittlich:
– Alle drei Minuten einen polizeilich festgestellten Verkehrsverstoß
– Alle elf Minuten einen Raser
– Alle 17 Minuten einen Verkehrsunfall
– Alle 77 Minuten eine Verkehrsunfallflucht – Aufklärungsquote bei schweren Unfälle: 80 Prozent