Düsseldorfer Wehrhahnanschlag: Pannen, Freude und noch immer keine Gewissheit.
Unterm Strich ist das der aktuelle Befund, den der ehemalige Chef-Ermittler der Sonderkommission "Ackerstraße" dem parlamentarischen NSU-Untersuchungsschuss des Düsseldorfer Landtags am Dienstag (7.2.) anvertraut hat.
Gab es nach dem Bombenanschlag am Wehrhahn in Düsseldorf vor rund 17 Jahren bei nordrhein-westfälischen Sicherheits- und Justizbehörden Fehler – das wollten die Parlamentarier von dem 58-jährige Kriminalbeamten Dietmar Wixfort wissen. Und: Gibt es irgendwelche Zusammenhänge mit den Taten der rechtsterroristischen Gruppierung NSU?
Nach deren Aufdeckung 2011 habe er "alle Daten akribisch abgeglichen", sagte Wixfort, aber "keine Verbindungen gefunden". Der schon seinerzeit Tatverdächtige Ralf S., der inzwischen (wie berichtet) des Bombenanschlags am Wehrhahn konkret beschuldigt wird und deshalb in Untersuchungshaft sitzt, der sei "im Gegensatz zu den NSU-Tätern nicht konspirativ gewesen". Er gehörte zu den "üblichen Verdächtigen", denn der politisch Rechtsextreme war in Düsseldorf "bekannt wie ein bunter Hund".
Doch Ralf S., die "Spur 81" war für die Kriminalisten "kaum einschätzbar", sagte Wixfort, wörtlich: "Er war nicht einzuordnen. Wir sind nicht an ihn „rangekommen". Wohl auch deshalb hatten Kollegen von Wixfort, die Kriminalbeamten der politischen Abteilung nämlich, bei Ralf S. zunächst nur mal vorbeigeschaut. "Das war keine Durchsuchung", so kritisierte Wixfort es heute nachträglich, "es war ein Stubendurchgang durch die Staatsschützer".
Als die Staatsanwaltschaft danach einen Durchsuchungsbeschluss gegen Ralf S. beantragte, habe sich "der Richter sehr schwer getan", den zu erlassen: "Wir hatten nichts Hartes". Nach den dann lange Zeit ergebnislosen Ermittlungen auch gegen zwei andere Männer ("Wir waren mit unserem Latein am Ende") wechselte Dietmar Wixfort nach Mettmann.
Dort hörte er, Ralf S. habe sich – wie berichtet – mit dem "Wehrhahn"-Anschlag gebrüstet, da "war ich erst skeptisch, sprach- und fassungslos". Doch dann habe er sich gefühlt "als stünde der Mann von der Lottogesellschaft vor der Tür": "Jetzt konnte man nochmal ermitteln". Auf die Frage aus dem Parlament, wie er denn den derzeitigen Verdacht gegen Ralf S. einschätze, sagte Wixfort: "Ich bin sicher, wir haben den Richtigen! Ja!"
Und doch bleibt momentan ein dunkles Umfeld. Denn Wixfort weiß: "Ralf S. hatte Kontakte in die rechte Szene". Sind also, wurde er gefragt, "andere Menschen beteiligt" an dem Bomben-Anschlag vom Wehrhahn? "Diese Frage haben wir uns auch gestellt", räumte Wixfort ein, "die kann ich nicht beantworten". Wörtlich: "Ausschließen kann ich gar nichts!"
Die ebenfalls für heute geplante Zeugen-Vernehmung des Oberstaatsanwalts Ralf Herrenbrück ist aus zeitlichen Gründen auf den 17. Februar 2017 verlegt worden.