Düsseldorf: Mahn- und Gedenkstätte sucht Fotoschätze aus den 1930er und 1940er Jahren
Das Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf hortet Zeugnisse der Stadtgeschichte von 1933 bis 1945: Zehntausende Fotos und Bilddokumente, Briefe, Erinnerungen und Tagebücher, ganze Düsseldorfer Familiennachlässe und -sammlungen sowie mehr als 400 biografische Interviews, die mit Zeitzeugen, Holocaust-Überlebenden aus Düsseldorf, ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen Verfolgten geführt wurden.
Familien-Alben bewahren – deshalb tragen die Mitarbeiter Immo Schatzschneider, Hildegard Jakobs und Dr. Peter Henkel der Mahn-und Gedenkstätte weiße Baumwollhandschuhe, Foto: Stadt Düsseldorf, Ingo Lammert
Alleine aus den deutsch-jüdischen Familien Düsseldorfs werden tausende Fotos verwahrt, digitalisiert und aufbereitet. Dahinter stecken stets Einzelschicksale und Familiengeschichten. Hinzu kommt eine Vielzahl von Dokumenten, die Aufschluss geben über Alltag, Schule und Jugend im "Dritten Reich", über Sport und Hobbies, Kunst und Kultur, das Düsseldorfer Stadtbild, Wirtschaft und Arbeitswelten der NS-Zeit, aber auch über nationalsozialistische Täter aus Partei und Verwaltung, Polizei und Justiz.
Von solchen Alben kann die Mahn- und Gedenkstätte nie genug bekommen.
Das Fahrtenbuch des Düsseldorfers Max Schürmann
Eines dieser Schätze ist das Fahrtenbuch von Max Schürmann: Der 1922 in Düsseldorf geborene Max Schürmann gehörte zu der sogenannten Bündischen Jugend. In seinen Fahrtenbüchern, die er der Sammlung der Gedenkstätte 2015 übergab, hielt er Fotos und schriftliche Erinnerungen an seine Fahrten fest. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren diese eigenmächtigen Fahrten von Jugendlichen verboten.
Max und seine Freunde ließen sich aber davon nicht abhalten und reisten durch Deutschland und Europa: die Ostpreußenfahrt (1934), Besuch von Dänemark und Norwegen (1935), Rivera (1936) sowie nach Lappland (1937). Die letzte Fahrt machte
Im "Offenen Archiv" für Besucher zugänglich
Max mit seinen Freunden im August 1939 nach Paris. Als sie wieder in Düsseldorf waren, begann der Zweite Weltkrieg. Eines der beiden Fahrtenbücher von Max Schürmann wurde als Original in die neue Dauerausstellung eingefügt. In digitaler Form wurde es als Blätteralbum zusätzlich im "OFFENEN ARCHIV" der Gedenkstätte den Besuchergruppen zugänglich gemacht.
Die Kaiser-Wilhelm-/Ecke Charlottenstraße: 1942 vom Krieg gezeichnet.
Weitere Fotoschätze gesucht
Die Mahn- und Gedenkstätte ruft die Düsseldorfer Bevölkerung dazu auf, alte Fotoalben, Dokumente, Briefkonvolute oder Tagebücher nicht wegzuwerfen. Nachlässe oder Sammlungen, vor allem von Fotografien aus Düsseldorf, können bei der Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29, gerne abgegeben werden. Sie werden dort aufgenommen und gescannt und können dann entweder dort bewahrt werden oder sie gehen sofort nach dem Scannen an die Eigentümer zurück. Oftmals wenden sich Familien an das Institut, um Bilder, Alben oder Fotoschätze von verstorbenen Eltern oder Großeltern abzugeben. Auch sie sind herzlich willkommen.
Fotos: (3) Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf