Düsseldorf: Rund 60 Bürger nutzen hochkarätige Expertenrunde im Rathaus
Besorgte Bürger und AfD-Krakeler haben am Donnerstagabend ein umfassendes Gesprächsangebot ignoriert. Im Rathaus warteten auf Einladung des Deutschen Gewerkschaftsbundes vom Oberbürgermeister über den Ordnungsdezernenten, den Polizeichef, die Verantwortlichen von Wohnungsbau, Kultur und Sport, dem Chef der IHK, den Handwerkern – kurz: ein breites Angebot an Experten, um alle Fragen zu beantworten; vor allem zu 7500 Flüchtlingen in der Stadt. 50, vielleicht 60 Bürger kamen. Vor dem Rathaus zischten sich derweil 600 bis 800 Feier-Biester ihren Glühwein.
DGB-Chefin Sigrid Wolf dankte allen Beteiligten für ihr Kommen. Mehr als dieses Angebot, auf kritische Fragen zu antworten, kann man kaum machen. Als erster fand Hausherr OB Thomas Geisel seine Stimme zurück: „Wir hatten alle Zeit, uns den 50 bis 60 Bürgern zu widmen. Wenn noch mehr gekommen wären, hätten wir diese Zeit nicht gehabt.“ Der Mann ist Pragmatiker.
Damit könnte dieser Text enden, wenn nicht bei allen Expertinnen und Experten ein Fragezeichen auf der Stirn deutlich zu sehen war. Thomas Geisel sagte es so: „Donald Trump hat im Wahlkampf gelogen, dass sich die Balken gebogen haben. Und alle Zuhörer wussten das sehr genau. Und sie haben ihn trotzdem zum US-Präsidenten gemacht.“
Lieber ‘ne flotte Lüge als ein ehrliches Wort
Übersetzt nach Düsseldorf: Wer im Gegensatz zu Rechtspopulisten ordentliche politische Arbeit leistet, um das Leben der Menschen besser zu machen – der fühlt sich plötzlich orientierungslos auf dem Holzweg. Denn offenbar kommt man mit ein paar flotten Lügen à la AfD oder Republikaner weiter als mit faktenorientierter Arbeit.
Dabei gab es eigentlich eine Menge zu erzählen. Von geflüchteten Syrern, denen von heut‘ auf Morgen die volle Anerkennung verweigert wird, so dass sie nur ein Jahr bleiben und ihre Familie nicht nach Deutschland holen dürfen. Von Menschen aus Afghanistan, die ungläubig lauschen, wie ihnen ihre Fluchtursache „Heimat“ plötzlich als „sicheres Herkunftsland“ umetikettiert wird. Sie fürchten nun um ihr Leben, wenn sie zurückgeschickt werden. Wir Deutschen lieben es, unserem Selbstbild die Eigenschaft „fair“ hinzuzufügen. Unser tatsächliches Verhalten ist zurzeit ein völlig anderes.
Fünf Jahre dauert eine Integrationen – mindestens
Die Experten aus Jobcenter und Arbeitsagentur sagen, es braucht mindestens fünf Jahre, um einen Flüchtling ins deutsche Arbeitsleben zu integrieren. Und das ist bloß ein Durchschnittswert – also eigentlich nichts wert. Denn natürlich muss ein Mann, der mit zehn in Eritrea die Grundschule nach der dritten Klasse abgebrochen hat, ganz anders betreut werden als ein Ingenieursstudent aus Damaskus. Die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch staunt, wie viele sich hochmotiviert auf diesen Weg machen. Allem Gegenwind zum Trotz!
Düsseldorf muss seine Anstrengungen verdreifachen, preiswerten Wohnraum zu schaffen, um alle neuen Mitbürger auch wirklich zu neuen Nachbarn machen zu können. Allein das ist eine große Aufgabe.
Nun haben Bezirksvertreter das Wort
Und die Polizei muss nicht nur die tatsächliche Kriminalität bekämpfen, sondern auch das Sicherheitsgefühl der Düsseldorfer im Auge behalten. Das Frage-und Antwort-Format an sechs Tischen im großen Sitzungssaal des Rathauses soll nun allen Bezirksvertretungen angeboten werden– zur Nachahmung in den Stadtteilen.