Düsseldorf: Rita Süssmuth besucht Roma-Projekt JUROMA
Junge Roma in Düsseldorf stehen spätestens in der weiterführenden Schule vor der Frage „Oute ich mich als Roma?“. Die Angst vor Diskriminierung ist da. Aber immer mehr junge Roma gehen selbstbewusst ihren Weg. Das Projekt JUROMA, Junge Roma aktiv, hat ihnen dabei geholfen. Über die Aktivitäten informierte sich Rita Süssmuth am Dienstag (15.11.) bei einem Treffen in der Versöhnungskirche der Diakonie.
Vorurteile bekämpfen
„Die „Zigeuner“ wollen nicht Sesshaft werden, die klauen, die Kinder gehen nicht zur Schule, mit denen hat man besser nichts zu tun“ – das sind Vorurteile, die immer noch in manchen Köpfen sind. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Denn mittlerweile lebt die zweite, dritte und vierte Generation der Roma in Deutschland und auch in Düsseldorf. Viele im eigenen Häuschen, mit ganz normalen Berufen und ihren Familien. Um die Vorurteile und Ressentiment gegenüber Roma in Frage zu stellen und jungen Roma die Chance auf eine Lebensperspektive in Deutschland zu ermöglichen, wurde das Projekt JUROMA gestartet.
Unterstützung durch Muliplikatoren und Mentoren
Am Übergang von der Schule in den Beruf werden junge Roma durch Multiplikatoren und Mentoren unterstützt, Regelangebote der Integration zu nutzen, Chancen für Bildung und Berufsbildung wahrzunehmen und ihre Interessen und Fähigkeiten in die Gesellschaft einzubringen. Durch gemeinsame Veranstaltungen mit den Jugendmigrationsdienst der Diakonie und anderen Institutionen erhalten sie neben Beratung auch die Gelegenheit zum Austausch und Gespräch. Gleichzeitig entwickelt sich durch die Zusammenarbeit ein Netzwerk, das das Selbstbewusstsein und die Identität der jungen Menschen stärkt. Die Beispiele von Landsleuten, die erfolgreich eine Ausbildung oder ein Studium begonnen oder bereits absolviert hatten, ist Anreiz für viele junge Roma, den eigenen Lebensweg engagiert zu planen und sich Ziele zu stecken.
Potenziale nutzen
Süssmuth besuchte die Projektteilnehmer und war begeistert über das Engagement. „Was die Menschen auszeichnet sind ihre Potenziale. Der einseitige Blick auf die Defizite wirkt schwächend, nicht stärkend. Ich bin im Verlauf meines Lebens immer weniger bereit, mich mit Verhältnissen und Beurteilungen abzufinden, die ich als diskriminierend und ungerecht erfahre“, erklärte die ehemalige Bundestagspräsidentin. Sie motivierte die Multiplikatoren und Mentoren mit ihren Aktivitäten weiter zu machen, auch wenn das auf zwei Jahre angelegte Projekt im Dezember 2016 endet.
Welche Erfahrungen sie als Roma gemacht haben und auch wie die Eltern zu Schulbesuch, Ausbildung oder Studium stehen, berichten diese jungen Männer
Verein Carmen
Sami Dzemailovski, Vorstand von Carmen e.V., ist zuversichtlich, dass sich die Arbeit fortsetzt. So wurde durch das Projekt in Düsseldorf der Verein Carmen, Internationaler Kultur- und Sport-Verein der Roma, wiederbelebt. Carmen wurde schon vor 35 Jahren gegründet, aber mit der Zeit ließ das Engagement der Mitglieder nach. Das Projekt JUROMA erlebt der Verein einen Zustrom der jungen Roma, die viele Aktivitäten entwickeln, zu denen auch Sport gehört.
Besonders angetan ist Rita Süssmuth von der Mädchengruppe, die sich im Rahmen des Projekts gegründet hat. Sie motiviert alle Projektteilnehmer auch in der Öffentlichkeit von den Aktionen zu berichten und in ihrem Engagement nicht nachzulassen. „Vergessen sie nicht ihre Kultur, denn die Vielfalt macht es auch“, gab sie dem Roma mit auf den Weg.
Projektabschluss
Die große Abschlussveranstaltung des JUROMA-Projekts wird am 3. Dezember gefeiert. Dazu erwarten die Organisatoren mehrere Hundert Teilnehmer.
JUROMA ist ein gemeinsames Projekt von Otto Benecke Stiftung (OBS) und dem Verein Amaro Drom. Finanziell unterstützt wird JUROMA durch die Bundeszentrale für politische Bildung und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.