Die Zukunft des Düsseldorfer Schauspielhauses bewegt immer noch die Gemüter
Die 400 Plätze im Central am Hauptbahnhof reichten nicht aus für die zahlreichen Menschen, die am Samstag (12.11.) mehr über die Zukunft des Düsseldorfer Schauspielhauses erfahren wollten. Zumindest im Zuschauerraum war man sich einig: Man würde auch Geld für den Erhalt spenden.
Herausragender Repräsentant der Nachkriegsarchitektur: Das Schauspielhaus in Düsseldorf, Foto: Karina Hermsen
Das Podium war so besetzt, dass die Fragestellung zur Zukunft des Schauspielhauses eine Klärung hätte erfahren können. Oberbürgermeister Thomas Geisel, Architekt Christoph Ingenhoven, Staatssekretär Bernd Neuendorf, Generalintendant Wilfried Schulz und als Moderator Journalist Michael Köhler.
Geisel als Buhmann
Die Kulisse der Diskussion war das Bühnenbild des Stücks „Der Idiot“ von Fjodor M. Dostojewskij, wie Wilfried Schulz schmunzelnd bemerkte. Er wollte damit aber nichts über die Veranstaltung andeuten. Die Sympathien des Publikums waren von Anfang an auf seiner Seite und ebenso eindeutig waren sie gegen den Oberbürgermeister eingestellt.
Die 400 Plätze in Saal reichten nicht, daher wurde die Diskussion noch auf die Leinwand im Nachbarsaal übertragen
Schon immer ein ungeliebtes Kind der Stadt: das Schauspielhaus
Christoph Ingenhoven zeigte in deutlichen Worten auf, dass das Schauspiel ein herausragender Repräsentant der Nachkriegsarchitektur sei. Aber die jetzt anfallenden Sanierungen seien das Ergebnis jahrelanger Vernachlässigung. Nie hätte das Schauspielhaus den Stellenwert in der Stadt erfahren, den es verdient hätte. Im Hinterhof der Schadowstraße sei auch der Platz vor dem Haus nie einladend gewesen. Durch den KÖ-Bogen II wolle man dem Gebäude endlich die ihm zustehende Aufmerksamkeit als einziges Staatstheater in Nordrhein-Westfahlen geben. Dafür müsse man aber systematisch den Sanierungsbedarf ermitteln und auch festlegen, wofür das Haus in Zukunft stehen solle.
Schulz fordert eine Vision
Damit sprach er Generalintendant Wilfried Schulz aus dem Herzen. Denn auch er fordert eine Vision für das Schauspielhaus, die über die reinen Sanierungsmaßnahmen hinausgehe. Kritiker, die das Central als Spielstätte für ausreichend befinden, verwies er strikt in die Schranken. Denn ein Theater sei nicht einfach ein Raum, in den man eine Bühne stelle. Dazu gehöre deutlich mehr und die aktuelle Ausnahmesituation ginge auf die Knochen der Mitarbeiter und ließe sich nur durch deren Einsatz meistern. Für das Schauspielhaus wünscht er sich immer noch ein klares Bekenntnis für die Spielstätte am Gustaf-Gründgens-Platz.
Betroffene Gesichter auf der Bühne, Empörung im Zuschauerraum
Unklare Kosten
Doch die Ungewissheit der Sanierungsumfänge und die damit verbundenen Kosten machen Thomas Geisel die Entscheidung für das Schauspielhaus schwer. Auch bei der Podiumsdiskussion wies er mehrfach darauf hin, dass der Erhalt schwierig zu bezahlen sei. Das Land NRW beteiligt sich zwar an den Kosten, aber vertraglich ist festgelegt, dass Maßnahmen für die Fassade und das Dach allein von der Stadt zu tragen seien. Die Sanierung der technischen Gebäudeausstattung wird trotz der Kostenexplosion von 6,5 auf 21 Millionen Euro von Land und Stadt gemeinsam finanziert.
Geisel verwies auf die Negativbeispiele der Bau- und Sanierungskostenplanungen, die oft um ein vielfaches höher lägen als ursprünglich kalkuliert. Da gleichzeitig die Verschuldung der Stadt und die Kreditaufnahme von Teilen der Politik als nicht hinnehmbar erklärt würden, warnt Geisel davor, sich in Sicherheit zu wiegen.
Spenden statt Bürgeranleihen
Das Plenum sagte spontan Spenden zu und forderte den OB auf Spenden für das Schauspielhaus zu sammeln, statt Bürgeranleihen zu propagieren. Mit zusätzlichem Engagement der Stadt und der Inverstoren des Kö-Bogens II müsste nach Meinung der Zuschauer die Sanierung der Fassade und des Daches zu schaffen sein. Die Kosten dafür belaufen sich nach Schätzung von Christoph Ingenhoven auf 20-25 Millionen Euro bei Neubau der Fassade und 25-30 Millionen Euro bei der Sanierung der Fassade. Seriöse Aussagen könnten allerdings erst nach genauer Prüfung gemacht werden.
Klare Zahlen für eine Entscheidung
Intendantur, Stadt und Land müssen zuerst genauere Kennzahlen der Arbeitsumfänge und den damit verbundenen Kosten haben, um eine Entscheidung fällen zu können. Doch die Uhr tickt und die bereits zweimal verschobene Rückkehr in die Spielstätte Schauspielhaus könnte noch weiter verschoben werden. 2019 soll der Kö-Bogens II fertig sein, geht es dann auch auf der Bühne weiter?