Düsseldorf gedenkt der Pogromnacht
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland die Synagogen und auch in Düsseldorf wurden zwei Synagogen niedergebrannt. Zum Gedenken an die Reichskristallnacht wurden am Mittwoch (9.11.) Kränze am ehemaligen Standort der Synagoge an der Kasernenstraße niedergelegt und eine Gedenkstunde im Plenarsaal des Rathauses abgehalten.
Brennende Synagoge auf der Kasernenstraße am 10. November 1938, Foto: Stadt Düsseldorf
Pogromnacht
Die zerbrochenen Scheiben der Fenster gaben der Reichskristallnacht ihren Namen. Die Synagogen in Benrath und an der Kasernenstraße fielen den Flammen zum Opfer. Jüdische Geschäfte wurden geplündert und acht Düsseldorfer Juden starben in dieser Nacht. Von den rund 5000 Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf erlebten nur 53 das Kriegsende in der landeshauptstadt. Etwa 2500 war die Auswanderung gelungen, die anderen fanden den Tod in den Lagern.
Zeitzeuge Simha Arom
An der Gedenkveranstaltung im Plenarsaal des Rathauses nahm ein besonderer Gast teil. Professor Simha Arom und seine Frau Sonia waren dafür aus Paris nach Düsseldorf gereist. Simha Arom erlebte die Pogromnacht in Düsseldorf in seinem Elternhaus an der Karlstraße. Er war damals acht Jahre alt. Drei Monate später gelang der Familie die Flucht über Belgien nach Frankreich. Während seine Eltern nach der Deportation nach Ausschwitz starben, überlebte Simha Arom im Untergrund und wurde später ein weltberühmter Musikethnologe.
Zeitzeuge Simha Arom und seine Frau Sonia bei der Gedenkstunde, Foto: Stadt Düsseldorf, Melanie Zanin
Gedenkstunde im Rathaus
Oberbürgermeister Thomas Geisel, Landtagspräsidentin Carina Gödecke, Minister Franz-Josef Lersch-Mense und Dr. Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, drückten in ihren Festreden die große Ehre aus, das ein Zeitzeuge an der Gedenkstunde teilnahm.
Schülerinnen und Schüler des St. Ursula-Gymnasiums gestalteten die Gedenkstunde musikalisch und sprachen über die Aktualität des Themas und den Umgang mit Verantwortung und Zivilcourage. Der Kantor der Jüdischen Gemeinde, Amnon Seelig , sang das Trauergebet.
Plenarsaal und Zuschauertribüne waren zur Gedenkstunde voll besetzt, Foto: Stadt Düsseldorf, Melanie Zanin
Kranzniederlegung
Bereits Mittwochmorgen gab es eine Gedenkfeier mit Schweigeminute am ehemaligen Standort der jüdischen Kaserne an der Kasernen Straße, bei der auch Kränze niedergelegt wurden.
Die Schweigeminute bei der Kranzniederlegung am Gedenkstein an der Kasernenstraße, Foto: Stadt Düsseldorf, Melanie Zanin
Filmvorführung in der Gedenkstätte: "SIMHA"
In der Mahn- und Gedenkstätte wird am Mittwoch (9.11), um 18 Uhr, der Film "SIMHA" uraufgeführt. Zum ersten Mal mit deutschen Untertiteln zeigt der französischsprachige Film das Leben des Zeitzeugen Simha Arom. Regisseur Jérôme Blumberg hat 2013 das filmische Porträt des ehemaligen Düsseldorfers erstellt. Simha Arom und Jérôme Blumberg werden bei der Vorführung des Films anwesend sein.