Düsseldorfer Jonges: Ideen für Flüchtlingsunterkünfte prämiert
Heimat ist den Düsseldorfer Jonges sehr wichtig. Dies verbanden sie in diesem Jahr mit der Ausschreibung zum Förderpreis für Stadtentwicklung und Architektur und stellten die Thematik der neuen Heimat für Geflüchtete in den Mittelpunkt. 22 Entwürfe von Studierenden der Peter-Behrens-School of Arts traten an. Die Jury wählte unter ihnen drei Preisträger und vergab einen Sonderpreis.
Wohnraum für Geflüchtete
Wohnraum zu schaffen, dabei Individualität zulassen und Integration fördern, dies alles sollten die Entwürfe der Studierenden beinhalten. Cornelia Zuschke, Beigeordnete für Stadtplanung, Bauen und Liegenschaften, zeigte sich bei der Preisverleihung im Henkelsaal am Dienstag (25.10.) begeistert über die Kreativität, mit der die Studierenden die Themenstellung bearbeitet haben. Auf unterschiedlichste Art und Weise waren die Entwürfe optimistisch, pragmatisch und gleichzeitig sensibel bezüglich der künftigen Bewohner. Lebenswerte Quartiere wurden aufgezeigt und dabei „mehr Wohnraum auf weniger Stadtraum“ konzipiert. Zuschke bildete gemeinsam mit Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer NRW, Hubertus Brauer, Vizepräsident Ingenieurskammer Bau, Wolfgang Rolshoven, Baas der Düsseldorfer Jonges und Volker Vogel, Jonges Stadtbildpfleger.
1. Preis: Aleksandar Tomic
Aleksandar Tomic möchte das alte Bürogebäude an der Völklinger Straße in ein Wohnhaus wandeln
Den ersten Preis erhielt Aleksandar Tomic, der bereits vor zwei Jahren einen Sonderpreis bei dem Wettbewerb gewonnen hatte. In diesem Jahr überzeugte er mit seinem Entwurf das seit 2010 leerstehende LVB-Gebäude (Landesamt für Besoldung) an der Völklinger Straße zu revitalisieren. Früher haben in dem Gebäude 1000 Menschen in Büros gearbeitet. Durch abgerückte Laubengänge, variable Grundrisse, Wintergärten und Loggien ließ Tomic Wohnraum entstehen, der sowohl für Geflüchtete, als auch für andere Menschen attraktiv ist. Eingebettet in Grünflächen entwickelte er in der unmittelbaren Nachbarschaft auf den Brachflächen neue Wohnhäuser in unterschiedlichen Höhen. Das moderne städtebauliche Konzept für das Gelände an der Völklinger Straße gefiel der Jury und sie honorierte den Entwurf mit 1500 Euro Preisgeld.
2. Preis Marc Maylahn und Dominik Schlebes
Marc Maylahn und Dominik Schlebes sind mit dem Düsseldorfer Flüchtlingsbüro im Gespräch
Die beiden Studenten haben sich ausführlich mit der Situation der Geflüchteten von den Erstaufnahmestellen, über städtische Unterkünfte bis hin zu möglichem eigenen Wohnraum beschäftigt. In Gesprächen mit der Flüchtlingsbeauftragten der Stadt Düsseldorf, Miriam Koch, haben sie die Bedarfe analysiert und danach ihr Konzept ausgerichtet. Bei der Entwicklung von Wohnmodulen in bestehende Wohnstrukturen versuchten die beiden individuelle Unterkünfte statt Massenunterbringung zu entwerfen. Sie wollen keine abgeschottete Containerdörfer, sondern Integration durch kleine Wohneinheiten für Geflüchtete in bestehenden städtebaulichen Strukturen. Die weitgehende Beschäftigung mit den sozialen Themen der Flüchtlinge überzeugte die Jury. Mit dem zweiten Preis erhielten Marc Maylahn und Dominik Schlebes ein Preisgeld von 1000 Euro.
3. Preis Josefine Häming und Martin Herrmann
Martin Herrmann und Josefine Häming schlagen flexible Holzbauten auch für kurzzeitige Nutzung vor
„Willkommen“ nennen Josefine Häming und Martin Herrmann ihr Konzept, das Unterkünfte vorsieht, die modular auch für befristete Zeiträume in Baulücken oder auf freien Bauplätzen entstehen können. Inspiriert wurden die beiden in den Niederlanden, wo Modulbauten aus Holz bereits realisiert werden. Mit Standardkomponenten können die Häuser nach dem Legostein-Prinzip erstellt, variiert, aber auch wieder entfernt werden. So schlagen Häming und Herrmann vor, auch zeitliche befristete Freiflächen kurzfristig zu bebauen und so vorübergehend zu nutzen. Die preisgünstigen Module soll es in unterschiedlichen Größen für bis zu sechs Personen geben. Die Jury spricht von einem Lückenfüller, einem fliegenden Wohnungsbau in Holzbauweise als „angemessene Reaktion für eine temporäre Unterkunft“ und vergibt den dritten Platz, der mit 500 Euro dotiert ist.
Sonderpreis an elf Studierende
Das Studierendenteam baute einen Bus für Flüchtlinge um
Eine ungewöhnliche Idee hat die Jury zur Vergabe eines Sonderpreises in Höhe von 250 Euro bewegt. Berit Wenthaus, Lennart Efsing, Larissa Becker, Johanna Böckmann, Ann-Denis Hinse, Linda Iglesias, Lisa Kentner, Kathrin Leoni, Jennifer Monakow, Katharina Witez und Anna Witte haben gemeinsam einen Gelenkbus umgebaut und ihn zu einem mobilen Spiel- und Lernort für Geflüchtete gemacht. Über 1000 Arbeitsstunden steckten sie in einen 18 Meter langen ausgedienten Gelenkbus und machten ihn im Innenraum wohnlich. Er kann nun als Spielmobil, Treffpunkt, Lernort und Freizeitraum genutzt werden. Im Einsatz ist er an Flüchtlingsunterkunft in Benrath an der Benrodestraße. Betreut wird er nun von den Ehrenamtlern der Caritas. Finanziert wurde das Projekt durch Spenden.
Die Jonges und das Schauspielhaus
Ein gut gelaunter Thomas Geisel sprach auch noch zum Thema Schauspielhaus
Passend zur Thema Architektur und städtebauliche Entwicklung versichert Oberbürgermeister Thomas Geisel unter dem Applaus der Jonges, dass der Abriss des Schauspielhauses keine Planung der Stadt sei. Er freute sich über den breiten Rückhalt, den das Schauspielhaus bei der Bevölkerung hat, betonte aber auch die Notwendigkeit, eine Entscheidung zur Sanierung zu treffen. Dabei sei die Finanzierung das kritische Thema, für das man nun kreative Lösungen suchen müsse.