„Nedaje Afghan“ in Düsseldorf: 300 Menschen protestieren gegen eine Abschiebung ins Chaos
Wer auf die Webseite des Auswärtigen Amtes in Berlin schaut, erfährt unmissverständlich: „Vor Reisen nach Afghanistan wird dringend gewarnt. Wer dennoch reist, muss sich der Gefährdung durch terroristisch oder kriminell motivierte Gewaltakte bewusst sein.“ Für 40.000 afghanische Flüchtlinge in Deutschland soll all dies jedoch nicht gelten. Sie sollen möglichst rasch in jene Zustände zurückgebracht werden, vor denen sie geflohen sind. Dagegen protestierten sie am Samstag vor der Kunstsammlung NRW auf dem Grabbeplatz.
„Nedaje Afghan – Afghanischer Aufschrei“ war die Protestkundgebung überschrieben – zu der nach Angaben der Veranstalter rund 300 Menschen anreisten. Ihr Sprecher, Nabie Gorbani, sagt: „Die Furcht vor einer Rückkehr in einen akuten Kriegszustand, in welchem immer noch tausende Zivilisten sterben müssen und es keine Rechtsstaatlichkeit gibt, lässt uns keine andere Möglichkeit, als für unser Recht auf Leben auf die Straßen zu gehen.“
Eiskalter Handel in Brüssel
Denn Anfang des Monats ist in Brüssel das geschehen, von dem Demoteilnehmer in Düsseldorf sagten: „Wir sind verkauft worden.“ In den kommenden vier Jahren bekommt die afghanische Regierung 15 Milliarden Euro von der EU. Entwicklungshilfe. Im Gegenzug hat sich Afghanistan verpflichtet, bis zu 80.000 afghanische Flüchtlinge aus Europa zurückzunehmen; etwa die Hälfte von Ihnen hat bisher in Deutschland Zuflucht gefunden.
Verzweiflung bei den Betroffenen
In Sprechchören wehrten sich die Teilnehmer der Düsseldorfer Demo gegen einen Rücktransport in das Bürgerkriegsland. Auf Transparenten war von "Deportation" die Rede. Nicht einmal in afghanischen Regierungsgebäuden sei es sicher, hieß es auf Bannern der Demonstrationsteilnehmer.
Lediglich Politiker der Linken solidarisierten sich mit denen, die nun täglich mit der Angst leben müssen, wieder an den Ausgangspunkt ihrer Flucht zurückgebracht zu werden. Von den sogenannten bürgerlichen Parteien war vor der Kunstsammlung niemand zu sehen.