Das Düsseldorfer Schauspielhaus und Oberbürgermeister Geisel: „Ich will Klarheit und keine Diskussion auf Raten!"
Thomas Geisel ist Oberbürgermeister. Keine Abrissbirne. „Um es ganz deutlich zu sagen: Die Gebäude Dreischeibenhochhaus, das nun entstehende Ingenhoven-Tal und das heutige Schauspielhaus sollen erhalten bleiben.“ Der erste Bürger der Stadt verleiht dem Zitat mit einem Faustschlag auf den Tisch Nachdruck. Es geht um die Zukunft des Hauses für das Schauspielhaus.
Konkret: um das Gebäude mit der einzigartig geschwungenen Fassade, in dem sich gerade die Handwerker austoben. Dabei hat die Vorgeschichte der laufenden Arbeiten an der Haustechnik den Oberbürgermeister misstrauisch gemacht: „Erst rief Intendant Beelitz an und sprach von einem Wasserschaden. Dann gab es eine erste Kostenschätzung von 6,5 Millionen Euro durch einen Gutachter. Den Beschluss im Aufsichtsrat haben wir gefasst auf der Basis von 11,3 Millionen Euro Kosten.“ Mittlerweile summieren sich die bereits beauftragten Arbeiten auf rund 21 Millionen Euro auf.
Marode unter Dach und Fach
Nun sollen auch Dach und Fassade des Schauspielhausgebäudes mürbe sein, rostig, dringend sanierungsbedürftig. Plötzlich kommt diese Erkenntnis nicht. Die Bauverwaltung hat die unangenehme Wahrheit jahrelang aufgeschoben, um dem CDU/FDP geführten Rathaus-Stadl die Pointe der Schuldenfreiheit zu bewahren. Diesmal startet die Kostenspirale bei 10 bis 15 Millionen Euro. Eine grobe, erste Schätzung. Ohne Brandschutz. Die Kenner öffentlicher Bauten wissen: Dahinter verbirgt sich eine Menge Raum für Kostensteigerungen.
"Entweder übernimmt ein privater Investor das Projekt oder die Stadt saniert selbst – dann aber auch komplett"
Das weiß auch Oberbürgermeister Thomas Geisel und sagt: „Ich will die Diskussion über das Projekt jetzt führen und nicht auf Raten, wenn jeweils die nächste Kostensteigerung ansteht.“ Aus seiner Sicht gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ein privater Investor übernimmt das Schauspielhaus-Gebäude in Erbpacht, und saniert es komplett – „das kann ein privater Investor möglicherweise besser als eine Verwaltung“. Oder die Stadt beschließt, das Schauspielhaus selbst in Dach und Fach aufzumöbeln. „Dann muss aber auch klar sein, dass wir durchziehen müssen und nicht die Ausgaben irgendwo deckeln können“, warnt Geisel.
"Muss das Sprechtheater am Gustaf-Gründgens-Platz bleiben?"
Seine zweite Überlegung klingt danach, als gebe es schon Interessenten für eine private Lösung. „Wer sagt denn, dass das Sprechtheater immer an der heutigen Stelle sein muss?“ fragt Geisel. Das von der Stadt als Ausweichquartier angemietete „Central“ neben dem Hauptbahnhof sei auch ein spannender Ort für das Düsseldorfer Schauspiel. Und was soll in dem heutigen Schauspielhaus über die dann verweist Bühne gehen? „Ehrungen, Feierstunden, Podiumsdiskussionen, Kongresse“, zählt der OB auf. Kein Wohnen, keine Büros, kein Einkaufszentrum.
"Das muss nun so rasch, aber auch so sorgfältig wie möglich diskutiert werden."
Das klingt so, als hätten Immobilieninvestoren und OB in einer lauschigen Ecke, sagen wir, bei der Immobilienmesse Mipim in Cannes, schon mal die Gedanken schweifen lassen. Dass die Familie des Schauspielhaus-Architekten Bernhard Pfau penibel auf dessen Urheberrecht wacht und nicht einmal den Umbau des Kassenhäuschens erlauben wollte, klammert der OB bis auf weiteres aus.
Entscheidung bis zum Jahresende
Nun soll so rasch, aber auch so sorgfältig wie möglich über die Alternativen für das Schauspielhaus-Haus diskutiert werden. Ende Oktober, Anfang November befassen sich Bauausschuss und Kulturausschuss des Rates mit dem Bauthema. Mitte November soll es eine große Podiumsdiskussion über das Schauspielhaus-Haus geben. Zu Weihnachten dann: eine Ratsentscheidung?