SPD Düsseldorf: Eine Volkspartei auf der Suche nach dem Volk
Nicht jeder mag sein Selfie. Und längst nicht jeder kriegt ein schönes Selbstportrait mit dem Handy hin. Aber sie sehen halt so echt aus – so ungekünstelt, mitten aus dem Leben. Und deshalb setzt die Düsseldorfer SPD jetzt auf Selfies. Das hat ihr die Werbeagentur so verkauft und damit die Arbeit, für die eigentlich sie selbst bezahlt wird, zurückdelegiert an die Auftraggeber. Clever.
Kombiniert wird das Selbstbildnis mit einem Slogan – Beispiel: „Ich mach Hassels“ oder „Ich mach Pempelfort“ oder wenn Blickwinkel und Machtanspruch höhere sein sollten: „Ich mach Düsseldorf“. Garniert mit einem Aufreger aus der Nachbarschaft wollen die Sozialdemokraten: Bürger fangen und endlich wieder eins sein: Volkspartei.
Am 14. Mai 2017 ist NRW-Landtagswahl
Die letzten Wahlergebnisse waren nicht danach. Doch am 14. Mai nächsten Jahres geht es um die SPD-Herzkammer, um das 70 Jahre alte Nordrhein-Westfalen. Im September 2017 dann sind Bundestagswahlen. Da ist es wichtig, dass frisches Blut in den Genossen-Körper strömt, frische Gedanken die Gehirnwindungen blitzblank und auf Angriff putzen und endlich die Knackpunktthemen angesprochen werden. Aber in der richtigen Art und Weise, ermahnt eine Frau mit der Unschuld und dem Feuereifer eines neuen Parteimitglieds. Seit drei Wochen erst ist sie dabei: „Die Afd hat so griffige Slogans, dagegen kann ich unsere Themen echt nur schwer vermitteln.“
130 Düsseldorfer Sozialdemokraten bei der konzentrierten Antragsarbeit
Rund 130 Sozialdemokraten im Haus Gantenberg haben ihr applaudiert, aber nicht zugehört. Das zeigt sich sofort, als es beim Volksparteitag um das wichtigste aller Themen in der Stadt geht: dem Mangel an überhaupt bezahlbarem Wohnraum. Kaum mehr 15.000 Wohnungen in Düsseldorf sind in der Sozialbindung, nicht einmal jede 20. Hütte. Studenten zahlen 279 Euro im Monat in Wersten für zehn Quadratmeter Studentenbude. 24 Euro kalt für den Quadratmeter – das ist Marktwirtschaft. Dafür hat die schwarz-gelbe Rathauskoalition über Jahre gesorgt, dafür sind sie abgewählt worden. Und nun mangelt es an allen Ecken und Enden.
Manchmal braucht es dann doch den Partei-Oldie
Das Problem: Bis es endlich spürbar mehr Sozialwohnungen in Düsseldorf geben wird, die diesen Namen auch verdienen, werden noch zwei, drei Jahre vergehen. Während die Mehrheit im Saal ergeben nickt und sich fügt, zerreißt ausgerechnet ein Partei-Oldie die Lethargie: Jürgen Büssow fordert, dass man NRW-Landes- und Bundesregierung ständig löchern und am Ball bleiben müsse. Für kurze Zeit schlägt das Rednerpult tatsächlich so etwas wie Funken.