100 Jahre Diakonie in Düsseldorf: Von der Würde der Menschen
Das Logo der Diakonie sieht fast so aus wie ein Geschenkpäckchen, was in diesen Tagen zum 100. Geburtstag sehr gut passt. An 180 Standorten kümmert sich die Diakonie in der Landeshauptstadt um die Menschen. Die drei großen Bereiche sind dabei Familien, Senioren und Flüchtlinge.
Pfarrer Karl Euler gründete 1916 das Evangelische Jugend- und Wohlfahrtsamt und legte damit den Grundstein für den Verband, der heute mit über 2500 Mitarbeitern und 1600 Ehrenamtlichen in Düsseldorf unter dem Motto „Wir leben Nächstenliebe. Wir gestalten Zukunft“ arbeitet. Diakoniepfarrer Thorsten Nolting gibt zu, dass er nicht auf die ganzen 100 Jahre Tätigkeit stolz ist. Denn in der NS-Zeit hätte er sich gewünscht, dass die Diakonie sich gegen Zwangssterilisation, Euthanasie gestellt hätte.
Thorsten Nolting, Miriam Koch, Heinz Frantzmann und Elke Wisse bei der Eröffnung des Welcome-Points in Eller
Doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Hilfe dringend gebraucht und der Verband kümmerte sich. Seit ihrem Bestehen passte die Diakonie ihre Aktivitäten den sich ändernden Bedürfnissen der Menschen an. So gibt es heute immer noch die Ehe- und Lebensberatungsstelle für Familien, aber auch eine Beratungsstelle für Internet- und Computerspielsucht, spezielle Förderungen für Kinder mit Autismus und neue Wohnformen für Seniorinnen und Senioren.
Flucht, Alter und Familie sind die großen Bereiche, in denen die Diakonie tätig ist. Schon in den 90-er-jahren kümmerten sich die Mitarbeiter und Ehrenamtler um die damaligen Flüchtlinge in Düsseldorf. Der Zustrom der vergangenen Monate ließ die Kapazitäten der Diakonie an ihre Grenzen stoßen und so arbeitet sie nun gemeinsam mit den anderen Wohlfahrtsverbänden an der Betreuung der Geflüchteten. Neben der Versorgung stehen nun die Fragen der langfristigen Integration auf der Agenda. Menschen mit Fluchterfahrung in Arbeit bringt, ist nach dem Willkommen der nächste wichtige Schritt, weiß Beate Linz, Diakonie-Vorstand für Gesundheit, Soziales und Alter.
Diakonie Projektleiterin Petra Hanschen und Leiterin der WG Monika Möhn in der Küche der Demenz-Wohngemeinschaft in Heerdt
Der demografische Wandel und damit die steigende Zahl der Senioren erfordert neue Wohnformen für die älteren Menschen. Die Wohnquartiere sollen so gestaltet sein, das alle sich wohlfühlen, auch ein Demenzkranker. Die Zentren Plus der Diakonie versuchen dies in den Stadtteilen zu erreichen. So wurde in Hassels eine Wohngruppe in einem Neubau ins Leben gerufen, in der die Bewohner alle eigenständig leben, aber die Gemeinschaft sich gegenseitig unterstützt. In Heerdt wurden zwei Wohnprojekte für Demenzkranke eröffnet.
Rudolf Brune, im Vorstand zuständig für Kinder, Jugend und Familie, arbeitet unter anderem an der Weiterentwicklung der Angebote angesichts neuer Familienbilder. Das traditionelle Bild der Familien ist nicht mehr zeitgemäß, erläuterte er. Alleinerziehende und Lebensgemeinschaften gehörten mittlerweile ebenso zum Alltag von Kindern wie die Vater-Mutter-Kind-Familie.
Viele bunte, gute Wünsche an Luftballons zum Projektstart von „gesund.zeit.raum.“ für Wohnungslose im Shelter
Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland, hob im Festgottesdienst anlässlich des 100. Geburtstags hervor, wie wichtig der Einsatz für Menschen ohne Lobby sei. „Wenn ein anderer Mensch neben ihnen aufsteht und für sie spricht, gibt das diesen Menschen ihre Bedeutung und Würde zurück“, führte er aus. Das gilt für Flüchtlinge genauso wie für Obdachlose, Bedürfte, alte und junge Menschen.
Ute Huneke, Diakonievorstand Adolf-Leopold Krebs und Marita Wenzel beim Geburtstag des TrebeCafés für Mädchen
„Wir wissen, dass wir wahrscheinlich auch in 100 Jahren noch gebraucht werden“, sagt Diakoniepfarrer Thorsten Nolting. „Darum werden wir unsere Arbeit immer wieder neu erfinden.“
Am Samstag, 1. Oktober, wird die Diakonie zu Gast beim Heimspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und dem Karlsruher SC sein. Kinder einer Diakonie-Kita werden mit den Profis ins Stadion einlaufen.