Notfallübung in Düsseldorf: Passagier mit Lungenpest löst Probealarm aus
Hochinfektionstransporte wegen Verdachtsfällen auf Ebola oder Lassa-Fieber gab es in Düsseldorf bereits zwei Mal. Ziel der Krankentransporte war die Sonderisolierstation (SIS) im Universitätsklinikum Düsseldorf, die als einzige Station in NRW für diese Fälle ausgestattet ist. Doch welche Meldeketten vor der Einlieferung ablaufen und wie die Zusammenarbeit der betroffenen Bereiche von Feuerwehr, Polizei, Gesundheitsamt, Uniklinik und feststellender Stelle funktioniert, wurde am Mittwoch (7.9.) in einer Großübung mit Ausgangspunkt Düsseldorfer Flughafen geprobt.
Pilot meldet einen Notfall an Bord
Die Übungssituation startete am Mittwoch um 7:45 Uhr als im Tower des Düsseldorfer Flughafens die vermeintliche Meldung eines Piloten eintraf, dass in einer Maschine aus Zentralafrika eine erkrankte Person sei. Die geschilderten Symptome und die Aussage des Patienten, in Kontakt mit Lungenpest infizierten Menschen gewesen zu sein, ließ den Towermitarbeiter die Alarmierungskette für hochinfektiösen Verdachtsfälle auslösen
Damit wurden Flughafenfeuerwehr, Berufsfeuerwehr, Polizei, Gesundheitsamt und das Behandlungszentrum am Universitätsklinikum informiert.
Die Rettungskräfte betreten das Flugzeug in Schutzanzügen
Meldekette alarmiert die anderen Einsatzkräfte
Nach der Landung und dem Parken des Flugzeugs auf einer Warteposition gingen Feuerwehrkräfte und Notarzt in Infektionsschutzanzügen ins Flugzeug zum Patienten. Die Bundespolizei sperrte den Bereich im Umkreis von 100 Metern ab. An Bord versorgten der Notarzt und Rettungskräfte den Erkrankten und sichteten die anderen Passagiere. Während der Patient mit dem Hochinfektionstransportfahrzeug zur Sonderisolierstation (SIS) der Uni gebracht wurde, erfasste und untersuchte ein Team die Mitreisenden in einem eingerichteten abgeschlossenen Bereich des Flughafens.
Die Besatzung des Hochinfektionsfahrzeug macht sich bereit zur Übernahme des Patienten
Erste Notfallübung aller Bereiche gemeinsam
Die Übung fand unter Realbedingungen statt. Etwa 110 Einsatzkräfte und Statisten nahmen teil. Die Besonderheit war, dass so ein Einsatz von der Alarmierung, über den Transport bis hin zu Übernahme am Zielort Uniklinik ganzheitlich geprobt wurde. Die Schnittstellen standen dabei besonders im Blickpunkt. Flughafen, Feuerwehr und Uniklinik führen regelmäßig Übungen durch, um die Mitarbeiten auf den Ernstfall vorzubereiten. Aber einen so komplexen Probealarm mit alle betroffenen Bereichen hatte es zuvor in Deutschland noch nie gegeben.
"Bei der Komplexität dieser Situation – man bedenke die große Zahl der Mitreisenden im Flugzeug und die Zahl der Einsatzkräfte unterschiedlicher Institutionen – ist es wichtig, so eine Situation von der ersten Sekunde bis zum Abschluss des Einsatzes durchzuspielen. Nur so können wir Schwierigkeiten erkennen und beheben. Denn im Ernstfall kommt noch die psychische Belastung dazu und da muss der Ablauf reibungslos funktionieren", sagte Gesundheitsdezernent Professor Dr. Andreas Meyer-Falcke, der als Beobachter an der Übung teilnahm.
Der Bereich am Flughafen ist abgesperrt und das Rettungsteam übernimmt den Transport
SIS Düsseldorf versorgt ganz NRW
Die Sonderisolierstation der Uni ist 24 Stunden erreichbar, damit jederzeit Verdachtsfälle gemeldet werden können. Patienten mit hochansteckenden und potentiell lebensbedrohlichen Infektionen werden auf der Spezialstation isoliert und unter höchsten Sicherheitsbedingungen versorgt. Der Verbreitung durch Ansteckung von Kontaktpersonen wird durch umfangreiche Schutzmaßnahmen begegnet. Neben spezieller Kleidung wird in den Räumen ein Unterdruck erzeugt. Für den Ernstfall hält die Klinik 2000 Spezialanzüge für das Personal vor, die ständig gewechselt und entsorgt werden müssen, um eine Ansteckung zu vermeiden Prof. Dr. Dieter Häussinger, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Uni, startet bei jedem konkreten Verdachtsfall eine Sondermaschinerie in seiner Klinik. Da eine Entwarnung oder Bestätigung eines Verdachts bis zu zwei Tagen dauern kann, wird währenddessen vom Ernstfall ausgegangen und gehandelt. Dann sind bis zu 25 Pflegekräfte und Ärzte für einen Patienten im Einsatz. Die Klinik drei Hochinfektionspatienten aufnehmen.
Resümee
Das Ende der Übung bestand in der Pressekonferenz, da wie bei einem realen Fall, auch der Umgang und die Sprachregelung mit den Medien getestet wurde
Die beteiligten Bereiche zeigten sich alle zufrieden mit dem reibungslosen Ablauf. Die Kommunikation an einigen Schnittstellen gilt es noch zu verbessern. Die Übung hatte außerdem aufgezeigt, dass die Verfahrensweisen des Vorgehens im Ernstfall auch mit Fluggesellschaften besprochen werden müssen. Alle Teilnehmer werden die Übung intensiv nachbereiten.
Fotos: Landeshauptstadt Düsseldorf