Düsseldorf feiert 70 Jahre NRW: Hitze, Hetze, Happyness
Hamma, Monsta, Culcha – Hauptsache ein „A“ am Schluss – Gangsta- mäßig gut unterhielten die vier Berliner die Düsseldorfer und ihre Gäste am Samstagabend auf dem Burgplatz und versöhnten sie mit einem 37 Grad heißen, langen und nicht immer gelungenen NRW-Tag. Passenderweise heißt einer der Culcha Candela-Hits: „Scheiße, aber happy“. Besser lässt sich die 70er-Sause des Bindestrich-Bundeslandes kaum zusammenfassen.
Seit 70 Jahren auf dem Rummel: NRW als Karussel
Hitzehoch „Gerd“ heizte der Stadt ein, Schatten war knapp. 84 Menschen kippten mit Herz-Kreislaufproblemen in der Hitze um, 30 von Ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Die Wirte des Burgplatzes, Sascha Kreuzberger vom „Goldenen Ring“ und Kerstin Rapp-Schwan vom Schwan, aber auch das D-Town probten den Terrassen-Aufstand, kübelten massiv gegen das Rathaus.
Wirte geben Stadt die Schuld für “wirtschaftlichen Totalschaden”
Ihr Punkt: Das ganze Jahr über sorgen sie dafür, dass Leben in die Altstadt kommt – und ausgerechnet wenn ein Millionenpublikum erwartet werde, müssten sie ihre Tische abbauen. Und Leute von außerhalb machten das Geschäft mit ihren Imbissständen. Dem hielt die Stadtsprecherin entgegen: Die Wirte hätten schon seit einem Monat gewusst, dass sie ihre Außengastronomie abbauen und einlagern mussten. Das Sicherheitskonzept verlangt es so.
Links und rechts des Rheins vergnügten sich derweil die Besucher. Zahlen wollten die Organisatoren am Samstagabend nicht nennen. Da war man von der angestrebten Million noch viel zu weit entfernt. Anders als beim wirklich gut besuchten Japan-Tag war überall – ob auf der Rheinpromenade oder in der Altstadt ein Durchkommen problemlos möglich. Für die Besucher – war das eher angenehm.
Respekt: Jugendspieler des Tischtennisclubs Borussia Düsseldorf spielten Ping-Pong im großen Festumzug
Mit dem großen NRW-Umzug der Schützen, Karnevalisten, Japaner, Tierschützer wurde dann am Samstagnachmittag eine einmalige Chance leichtfertig vertan. Statt den Zug geordnet von der Oberkasseler Brücke durch die Stadt zum Johannes-Rau-Platz zu führen, ließen die Organisatoren die Parade der 2200 Menschen zerfallen. Wann sieht man schon mal Bochumer Knappen auf dem Altstadtpflaster? Oder eine echte Spargelkönigin? Statt den Gruppen Raum und Zeit zu geben, um sich darstellen, wurden sie von den überforderten Klüh-Ordnern zu schnellerer Gangart angetrieben.
Phantasiewesen vor dem Düsseldorfer Rathaus
Von den Düsseldorfern überzeugten die Schuhmacher-Kellner ganz vorn im Umzug, die KG Regenbogen, deren Mitgliedern wenigstens ein Helau über die Lippen kam und die Prinzengarde Blau-Weiß. Andere Düsseldorfer Karnevalisten hatten ihre jecke Stimmung noch tief im Sommerlager eingemottet und blieben stumm.
Brachten Farbe in den NRW-Umzug: Gäste aus Bolivien
Zum Glück brachte die Bolivianer, Japaner und Chinesen mit Drachen und Tänzen Farbe in den großen NRW-Umzug. Währenddessen fielen Fallschirmspringer auf die Rheinwiesen vom Himmel. Die Bundeswehr-Pioniere düsten mit den motorisierten Pontons einer Behelfsbrücke hin und her. Zäh: Das mit Werbezelten gespickte Stück zwischen Schlossturm und Landtag. Dort waren die Anbieter lange Zeit unter sich.
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Oberbürgermeister Thomas Geisel blieb wegen der Hitze die Tanzwette erspart. Sie verabschiedeten an der Reuterkaserne die Tischtennisspieler, die sich zu den Paralympics nach Rio starteten und waren – die staubigen Schuhe am Abend zeigten es deutlich – nahezu überall. Landesmutter Hannelore herzt Umzugsteilnehmer auf dem Burgplatz, quatschten mit Andreas Vogt und Birgit Keßel von „Flüchtlinge Willkommen in Düsseldorf“ und stand plötzlich vor dem Landtag auf der Bühne.
Lockruf der Klimaanlage: Besucher kühlten sich im Parlamentssaal ab
Landtag, Rathaus und Stadttor hatten einen großen Zulauf von Neugierigen (und Menschen, die auf eine Klimaanlage hofften). Dabei stellten die Besucher des NRW-Tages fest: Im Düsseldorfer Rathaus wird authentisch geschwitzt. Dort gibt es keine Klimaanlage.