Düsseldorf hat eine neue Schule: „Masel tov“ für das jüdische Albert-Einstein-Gymnasium
Es ist in NRW das einzige und in ganz Deutschland das zweite jüdische Gymnasium. Nach einem jüdischen Kindergarten und der jüdischen Grundschule folgt nun das Gymnasium der drittgrößten jüdischen Gemeinde in Deutschlands. Aber nicht nur jüdische Kinder können die Schule besuchen, sie steht allen Schülern offen und kostet kein Schulgeld.
Das Albert-Einstein-Gymnasium
Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, hatte mit seinem Team in den vergangenen neun Monaten alle Hände voll zu tun, um die Schule pünktlich nach den Sommerferien an den Start zu bringen. Die Gespräche und Diskussionen mit Land und Stadt gingen über fünf Jahre, denn die Schule muss als anerkannte Ersatzschule nachweisen, dass sie die gleichen Unterrichtsinhalte wie öffentliche Schulen anbietet.
Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann, Schuldirektor Michael Bock, Oberrabbiner Raphael Evers und Oberbürgermeister Thomas Geisel (v.l.), Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf, Melanie Zanin
Die Finanzierung erfolgt durch das Land, aber die jüdische Gemeinde steuert einen großen Eigenanteil bei, um die religiöse Prägung des Unterrichts zu ermöglichen und einen sicheren Rahmen für den Schulalltag zu bieten. So gehört für die 40 Schüler, die am Mittwoch (23.8.) ihren ersten Schultag erlebten, Hebräisch von Anfang an dazu.
Viele Spiele gibt es in der Schule in hebräischer Sprache
Für viele der Kinder ist die Hebräische Sprache schon von der Grundschule bekannt. Für Neueinsteiger wird der Sprachunterricht in drei Levels aufgeteilt, so dass jedes Kind die Möglichkeit hat, die Sprache zu lernen.
Oberrabbiner Raphael Evers brachte die Mesua, eine Schriftkapsel, am rechten Türpfosten der Schule an. Traditionell schräg, da nur Gott die Dinge ganz richtig gerade machen kann
Neubau wird an der Borbecker Straße errichtet
Der Standort der Schule in einem Bürogebäude an der Theodorstraße in Rath ist für die nächsten fünf Jahre das zu Hause der Schule, bis der Neubau an der Borbecker Straße fertig gestellt ist. Die Klassenräume sind sehr modern gestaltet. Grüne Tafeln und Klassenbücher sucht man vergebens. Die Schüler erhalten alle ein IPad und auch die Unterrichtsmaterialien und Notizen werden elektronisch abgelegt. Dagmar Wandt, Leiterin des Düsseldorfer Schulverwaltungsamtes, war unter den Eröffnungsgästen und schaute interessiert die Gestaltung der Schule an. Verantwortlich für die Ausstattung ist alleine die Jüdische Gemeinde.
Die Klassenräume haben mobile Tische und Stühle und können nach Bedarf gruppiert werden. Im Hintergrund ein kleiner Stillarbeitsraum, der über ein Fenster eingesehen werden kann.
Der stellvertretende Schulleiter Pavle Madzirov und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche an der elektronischen Tafel
Schule ist noch im Aufbau
Die vierzig Schüler werden in zwei Klassen von zehn Lehrern unterrichtet, von denen vier selber jüdischen Glaubens sind. Pavle Madzirov, stellvertretender Schulleiter betont, dass alle Konfessionen bei Lehrern und den Schülern möglich sind. Er selber unterrichtet Deutsch und Sport. Bei den fünften Klassen steht im Sportunterricht Schwimmen im Stundenplan und er freut sich, dass es endlich losgeht. Viele Themen werden in der Schule erst festgelegt, wenn die Elternvertretung sich gebildet hat und die erste Schulkonferenz stattfinden kann. Punkte wie Handyverbot, verpflichtende Schulkleidung oder Klassenfahrten werden dort besprochen und festgelegt.
Für vierzig Schüler startete das Schuljahr an der neuen Schule
Die Schule geht als Ganztagsschule mit Abitur nach der zwölften Klasse an den Start. Schulleiter Michael Bock sammelte die Wünsche der Schüler in einer Zeitkapsel ein, die bei der ersten Abiturfeier der Schule im Jahr 2014 geöffnet werden wird.
Die Klezmer-Band kam vom jüdischen Gymnasium in Budapest und begeisterte die Zuhörer
Zur Verpflegung der Schüler wurde ein Speiseraum eingerichtet. Für das koschere Essen sorgt die Gemeinde. Der Schulhof entsteht auf dem ehemaligen Parkplatz im Innenhof des Gebäudekomplexes. Noch ist er karg und farblos, aber das wird sich bald ändern und Farbe und Grünpflanzen sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Von der Straße her sieht man dem Gebäude nicht an, das hier eine Schule untergebracht ist. Der Zutritt ist nur berechtigten Personen gestattet kann nur über eine Sicherheitsschleuse erfolgen. Für Schüler und Eltern ist dies ein beruhigendes Gefühl.
Neben Mitgliedern der Bezirksvertretung waren auch CDU-Kollegen von Pavle Madzirov gekommen, hier mit Angela Erwin und Friedrich G. Conzen