„Zeitenlese – Lesezeiten“: Die neuen Fotoausstellungen in Düsseldorf sind nicht nur für Literaturliebhaber
Allende, Eco, Jellinek, Handke. Ihre Namen und literarischen Werke sind weltbekannt, ihre Gesichter eher weniger. Die Fotografin Isolde Ohlbaum hat über Jahrzehnte hinweg berühmte Schriftsteller vor die Kamera bekommen. In einer Kooperation zeigen das Heine-Institut und die Stiftung Schloss und Park Benrath bis 18. September zwei parallel laufende Ausstellungen mit ihren Fotografien.
Bislang hat das Heine-Institut erst zwei monothematische Ausstellungen mit bekannten Schriftstellern gezeigt. Eine davon war Michael Ende gewidmet. Die gezeigten Fotografien hatte Isolde Ohlbaum gemacht. Ihr Name ist seit vielen Jahren eng mit der Literatenszene verknüpft. Kaum ein bekannter Autor, ob national oder international, der ihr nicht vor die Linse gekommen wäre. Nicht wenige von ihnen hat die inzwischen 62-jährige über Jahre hinweg immer wieder Portraitiert. „Oft sind es Fünf-Jahres-Schritte“, verrät die Wahl-Münchnerin bei der Präsentation ihrer neuen Ausstellung im Heine-Institut.
Michael Ende gab den Ausschlag
Michael Ende fehlt zwar in der Schau, aber er gab den Ausschlag für die Kuratoren von „Zeitenlese – Lesezeiten“ Isolde Ohlbaums Werk in einem größeren Rahmen zu zeigen. „Dass wir Schriftsteller zeigen würden, war anfangs noch gar nicht klar, als mich Sabine Brenner-Wilczek (Direktorin des Heine-Instituts) und Gaby Köster (Kuratorin) in München besucht haben“, erinnert sich Ohbaum. Die Autorenfotos hatte sie eigentlich nur „so am Rande“ gezeigt, weil sie für ein Buchprojekt gedacht waren. Doch Brenner-Wilczek und Köster waren hin und weg von der Bilderserie, die mehrere Jahrzehnte abgedeckte. Damit war klar, „das müssen wir zeigen“.
Von Allende bis Walser
Für „Zeitenlese“ durfte Gaby Köster gemeinsam mit ihrem Kollegen Jan von Holtum das umfangreiche Archiv von Isolde Ohlbaum sichten. 18 Portraits von nationalen und internationalen Schriftstellern haben es schließlich in die Auswahl für „Zeitenlese“ geschafft, darunter Umberto Eco („Der Name der Rose“), der Beat-Poet Allen Ginsberg oder der Chronist deutscher Geschichte Walter Kempowski.
Drei Autoren bekommen in der Ausstellung eine Sonderstellung, denn von ihnen sind jeweils vier Aufnahmen zu sehen: Isabel Allende („Das Geisterhaus“), Elfriede Jellinek und Peter Handke. „Ich mag es, wie sich die Veränderungen durch die Zeit in den Fotografien widerspiegeln“, erklärt Isolde Ohlbaum ihre Faszination Menschen immer wieder vor die Linse zu holen. Interessantes Detail am Rande, im Vergleich der Aufnahmen sieht der Betrachter nicht nur die Veränderungen der vergangen Jahren, sondern auch Eigenarten der Autoren, sich in bestimmten Posen fotografieren zu lassen. Peter Handke vergräbt seine Hände beispielsweise immer in den Hosentaschen, während Isabel Allende gern die Arme verschränkt und Elfriede Jellinek ihr Gesicht immer mit einer Hand abstützt.
Schreiben und Lesen
Jedem Autorenportrait ist ein Zitat zur Seite gestellt, dass ihre Sicht auf das Schreiben wiedergibt. Da lag es nahe, auch die andere Seite, die des Lesers, zu zeigen. Diesen Part übernimmt die Stiftung Schloss und Park Benrath mit der parallel laufenden Ausstellung „Lesezeiten“. Die Fotografien von Menschen zeigt, die an den verschiedensten Orten lesen. Auch diese Aufnahmen stammen von Isolde Ohlbaum, die ihre Karriere als Fotojournalistin für Zeitungen begann, bevor sie als freischaffende Fotografin Bildbände zu unterschiedlichsten Themen machte, beispielsweise über Frauenskulpturen auf Friedhöfen, Städte, Blumen und Tiere. „Katzen sind unglaublich schwer zu fotografieren. Sie haben mich gelehrt Geduld zu haben“, schmunzelt die gebürtige Moosburgerin. Sie liebt den Ausgleich auch einmal andere Themen als die Schriftstellerei zu beackern.
Auch Isolde Ohlbaums erste Kamera und das Gesamtwerk ihrer Fotobücher sind in der Ausstellung zu sehen, Foto: Claudia Hötzendorfer
Begleitprogramm und Fotowettbewerb
Begleitend zur Ausstellung sind drei Veranstaltungen geplant: Am 23. Juli führen die Kuratoren ab 15 Uhr durch die Fotoschau im Heine-Institut. Am 4 August können kleine Leseratten ab 10 Jahren zwischen 14 und 17 Uhr im Schloss belernen, wie ein Buch gebunden wird und am 14. September liest Hans Pleschinski („Königsallee“) im Heine-Institut.
Die Stiftung Schloss und Park Benrath hat zudem einen Fotowettbewerb ausgerufen. Gesucht werden Aufnahmen vom liebsten Leseort, ob draußen in der Natur oder zuhause gemütlich auf dem Sofa. Auf den Auslöser drücken und senden an Schloss Benrath oder unter #schlosslese auf Instagram hochladen. Einsendeschluss: 1. August. Zu gewinnen gibt es ein Buchpaket.
Zeitenlese und Lesezeichen
Die Ausstellung „Zeitenlese“ im Heinrich-Heine-Institut, Bilker Straße 12.14, wird Am Samstag (25.6) ab 19 Uhr mit einer Jazz-Soiree und dem Duo Jazz & Bone eröffnet. Am Sonntag (26.6) wird die Parallelausstellung „Lesezeiten“ im Schloss Benrath, Schlossallee 100 – 106, ab 11 Uhr mit einer Jazz-Matinee und der Band „Der weiße Panda“ der Öffentlichkeit präsentiert. Die Fotografin Isolde Ohlbaum ist zu beiden Veranstaltungen anwesend. Der Eintritt ist frei.
Die Ausstellungen sind bis zum 18. September zu sehen.
„Zeitenlese“ im Heinrich-Heine-Institut, Öffnungszeiten: Di – So, 11 – 17 Uhr, Sa, 13 – 17 Uhr, Eintritt: 4,- €, Informationen hier.
„Lesezeiten“ im Schloss Benrath, Öffnungszeiten: Di – Fr, 11 – 17 Uhr, Sa und So, 11 – 18 Uhr, Eintritt: 6,- € – Informationen hier.
Fotos: Stadt Düsseldorf, David Young (2)