Düsseldorfs Straxit: FDP-Chefin Strack-Zimmermann will in den Bundestag – Kandidatenkür mit Hindernissen
Wenn Kampfkandidaturen und Stichwahlen für die Frische und Attraktivität einer Partei stehen, dann ist die FDP Düsseldorf gerade einem Jungbrunnen entstiegen. Am Samstag wählten die Liberalen ihre Kandidaten für die Landtagswahlen in NRW im Mai 2017 und die beiden Protagonisten für Operation „Rückkehr nach Berlin“ im September. Mit viel Leidenschaft und selbstgemachten Hindernissen.
Nur die Chefin, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, fand für ihre Kür zur Düsseldorfer FDP-Bundestagskandidatin für den Norden (Wahlkreis 106) keinen direkten Sparringspartner. Doch Asterix-Fans wissen genau: Sobald die tapferen Gallier ihren Majestix auf den Schild heben, geht das selten im ersten Anlauf gut. Und so notierten 33 von 109 Liberalen einfach ein „Ja“ auf ihrem FDP-blauen Wahlzettel. Gerade so, wie sie es von internen Abstimmungen her gewöhnt sind. Indes: Der Bundeswahlleiter schreibt das Aufnotieren des kompletten Kandidatinnen-Namens vor; andernfalls ist der Wahlzettel als ungültig zu betrachten.
Von wegen, den Wahlgang wiederholen!
Da war Feuer unterm liberalen Dach. Geschätzt zwei Dutzend FDPler behaupteten steif und fest, das Präsidium habe die Unterweisung vergessen; daher müsse neu gewählt werden. Nach einigem Hin und Her hielt es FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus nicht länger auf dem Stuhl: „Wir können doch nicht so lange wählen, bis uns das Ergebnis passt. Es gab die Belehrung, der Wahlgang war ordnungsgemäß und daher nicht zu beanstanden.“ 89,3 Prozent Ja-Stimmen sind vielleicht auch das liberalere Ergebnis als 95plus. Strack-Zimmermann nahm die verkorkste Wahl mit einem Augenzwinkern an: „Ich werte auch die Ja-Stimmen als Zustimmung – im Übrigen habe ich selbst nur ‚Ja‘ auf den Stimmzettel geschrieben.“
Zweiter Bundestagskandidat für den Wahlkreis 107 (Düsseldorf-Süd) ist Sebastian Rehne, 42 Jahre alt und Referatsleiter im Rechenzentrum der Finanzverwaltung. Er versprach vollen Einsatz, Teamgeist und eine liberale Haltung und setzte sich gegen Dr. Gerald Hansen durch.
Das liberale Kleeblatt für den NRW-Landtag
Bei den Bewerbern um Landtagsmandate mussten die Liberalen gleich zwei Mal in Stichwahlen – und nur die Dame im Kleeblatt kam ohne Gegenkandidaten aus. Am Ende machten diese vier das Rennen:
– Wahlkreis 40 – Düsseldorf 1: Felix Droste, 52, verheiratet, vier Kinder, Diplom-Volkswirt und Verlagskaufmann. Er versprach seine guten Kontakte zu Brauchtumsverein in die Stimmenjagd einzubringen.
– Wahlkreis 42 – Düsseldorf 2: Sönke Willms-Heyng, 55, verheiratet, zwei erwachsene Kinder, PR-Mann und Herausgeber des D7- Magazins in Gerresheim. Er sprach von einem klaren „Kampfauftrag“ der FDP gegen die flachen Sprüche der Rechtspopulisten von der AfD
– Wahlkreis 43 – Düsseldorf 3: Rainer Matheisen, 35, Kaufmann – der sich in der Stichwahl mit nur einer Stimme Mehrheit gegen den FDP-Fraktionskollegen Mirko Rohloff durchsetzte, nachdem beide leidenschaftliche Bewerbungsreden gehalten hatten.
– Wahlkreis 44 – Düsseldorf 4: Dr. Christine Rachner, Anästhesistin – also Spezialistin für die gezielte Betäubung, 47 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder – die zwar den Gerresheimer Ortsverband leitet, aber im Süden mangels geeigneter eigener Kandidaten einspringt.
Glocke, Uhr und Amt – Es war nicht einfach, die FDP-Wahlversammlung zu leiten
Nach der Wahlversammlung erläuterte FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus in der Aussprache des anschließenden außerordentlichen Kreisparteitags, dass es der Ampel im Düsseldorfer Rathaus gelungen sei, die Stadtfinanzierung perspektivisch auf sichere Beine zu stellen. Der Boden unter der Start- und Landebahn des Flughafens soll selbigem verkauft werden – falls das Angebot stimmt. Derzeit gehört es der Stadt Düsseldorf und der Flughafen nutzt es in Erbpacht.
Ein Bürgerfonds soll es Bürgern ermöglichen, sich in der Stadt zu engagieren. Und die alten Abwasserkanäle könnten den Abwasserbetrieben verkauft werden. Neuenhaus zeigte sich zufrieden: „Noch im Februar hätte ich nicht gedacht, dass wir so schnell und so weit zu einer Einigung kommen – und jetzt sogar den Oberbürgermeister eingefangen haben.“
Genug mit großer Politik – Wochenende!
Zu mehr großer Politik hatten die Liberalen nach den anstrengenden Wahlen dann aber keine Lust mehr. Zwei Eilanträge zum Brexit und Anträge zur digitalen Bildung, dem privaten Wohnungsbau und Sanktionen gegen Russland wurden an den Kreishauptausschuss verwiesen.