60 Jahre Düsseldorfer Marionetten-Theater
Das Düsseldorfer Marionetten-Theater feiert in diesen Tagen sein 60-jähriges Bestehen. In den sechs Jahrzehnten gab es viele Höhepunkte, die Leiter und Geschäftsführer Anton Bachleitner am vergangenen Samstagabend (18.6.) vor geladenen Gästen Revue passieren ließ. Die letzten Monate haben dem kleinen Betrieb arg zugesetzt, Brandschutzvorschriften und ein Nutzungsverbot der Produktionsräume nagten an den Nerven des elfköpfigen Teams um Bachleitner, dass nun auch noch mit einem Wasserschaden zu kämpfen hat.
Jim Knopf mit Anton Bachleitner
Jubiläumsfeier mit ernsten Momenten
„Ich werde heute Abend nicht davon sprechen, dass uns das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht.“ Anton Bachleitner, Leiter des Düsseldorfer Marionetten-Theaters, steht in schwarzem Samtanzug und Handschuhen hinter einem Rednerpult und lässt 60 Jahre Revue passieren. Sechs Jahrzehnte Puppenspiel, das ist vor allem Leidenschaft und Phantasie. Doch dann spricht er sie doch an, die Schwierigkeiten mit Brandschutzbestimmungen im historischen Palais Wittgenstein in der Bilker Straße, seit 1966 Heim des Marionetten-Theaters.
Dabei hatte man noch 2010 den Eingangsbereich und das Foyer aufwendig neu gestaltet. Im letzten Jahr dann das Nutzungsverbot der Produktionsräume, der Probebühne und des Theaterbüros. Brandschutzmängel! Zugegeben, Brandschutzregeln kommen nicht von ungefair und Tradition schützt nun einmal nicht vor Sicherheitsbestimmungen. Für ein kleines Unternehmen, wie das Marionetten-Theater, waren die Auflagen allerdings ein ziemlicher Schlag ins Kontor, der Bachleitner laut über die Existenz seiner Wirkstätte nachdenken ließ.
Kaum war das Theaterbüro entsprechend umgebaut und wieder einsatzbereit, setzte ein Wolkenbruch den Fundus unter Wasser. „Ich bin inzwischen der Mann ohne Nerven“, bilanziert Bachleitner. „Ich halte es mit Michael Endes „Momo“. Ich werde es einfach nicht zulassen, dass uns durch graue Männer die Luft zum Atmen genommen und unsere Phantasie zerstört wird.“ Allen Anwesenden ist klar, die „grauen Männer“, damit sind die Bürokraten gemeint, die ihm und seinem Team das Leben schwer machen.
Die Anfänge: Anton Bachleitner 1982 beim Schnitzen einer Marionette
Kölner Import wird in Düsseldorf zum Erfolg
Die Anfänge des Puppenspiels lagen nicht an der Düssel, sondern in der Domstadt weiter südlich. „Ich möchte lieber davon berichten, wie es sich anfühlt, wenn man eine neue Puppe fertig geschnitzt in der Hand hält. Ein neues Stück auf die Bühne bringt, das man inszeniert hat,“ leitete der Theaterchef seine Rückschau ein.
1925 gründeten die Brüder Emanuel und Franz Zangerle das „Rheinische Marionetten-Theater“ in Köln, wo es zeitweilig eine Bleibe in einem der Pfeiler der Hohenzollernbrücke fand. Der Krieg zwang die Zangerles ihr kleines Puppenspiel von Köln zunächst nach Frankfurt, später dann nach Steinau zu verlegen.
1956 öffnete das „Rheinische Marionetten-Theater“ seine Pforten in Düsseldorf an der Wallstraße. Zwei Jahre später bezog die Familie Zangerle mit ihrem Puppenspiel das Palais Wittgenstein an der Bilker Straße.
Nach dem Tod der Gründerbrüder Franz und Emmanuel Zangerle übernahm der gerade 24-jährige Anton Bachleitner 1981 die künstlerische Leitung.
Handarbeit und Leidenschaft
Über 500 Marionetten hat er seitdem gemeinsam mit seinem Team geschnitzt und allein Michael Endes Geschichte „Der Wunschpunsch“ 1140 Mal auf die Bühne gebracht.
Mit dem 1995 verstorbenen Autor Michael Ende verbindet Bachleitner eine enge Freundschaft und eine sehr produktive Zusammenarbeit, die bereits 1982 begann. Ende, der leidenschaftliche Geschichtenerzähler, schrieb eigenes für das Marionetten-Theater und adaptierte seine Romane „Momo“, „Der Wunschpunsch“ oder „Jim Knopf“ für die Puppenspieler. Nach seinem Tod inszenierte Bachleitner eine aufwendige Produktion der „unendlichen Geschichte“.
Zum Jubiläum gab es am vergangenen Wochenende einen kurzweiligen Rückblick auf einige der Stücke, die in den letzten Jahrzehnten gezeigt wurden. Darunter Ausschnitte aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ und eine Szene aus „Wilhelm Busch und die Folgen der Musik“.
Es bleibt dem engagierten Team, das jede Puppe von Hand schnitzt und die Bühnenbilder mit Liebe zum Detail entwirft und umsetzt, zu wünschen, dass es allen Widrigkeiten trotzt und weiter bestehen kann.
Aktuell steht noch bis zum 2. Juli „Die Zauberflöte“ auf dem Spielplan. Vorstellungen Mi – Sa jeweils 20 Uhr, Sa zusätzlich noch um 15 Uhr. Weitere Informationen hier.
Fotos: Marionettentheater Düsseldorf