Angebot für Düsseldorfer Schüler: „Antisemitismus, nein danke!“
Wie klärt man Schülern heutzutage über Antisemitismus auf und begegnet damit den Anfeindungen, die es immer noch gibt. Die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf hat ein mobiles Angebot zur Antisemitismus-Prävention entwickelt. Ein Koffer gefüllt mit unterschiedlichen Materialien zum Thema „Antisemitismus, nein danke!“ kann für den Unterricht oder Projekte ausgeliehen werden.
Neue Wege für den Unterricht
Das Angebot richtet sich Jugendliche ab 14 Jahren und ihre Lehrer oder Betreuer. Es kann in Schulen oder in Jugendfreizeiteinrichtungen eingesetzt werden. Der von zwei Ratinger Privatstiftungen geförderte Museumskoffer befasst sich mit der Aufklärung über rassistische Phänomene in Geschichte und Gegenwart. Dabei sollen die Materialien die Jugendlichen bei einer selbstbewussten Auseinandersetzung und der eigenen Meinungsbildung unterstützen. Neben der Wissensvermittlung sind auch Spiele sowie Audio- und Video-Interviews mit jugendlichen Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf enthalten. Damit gibt es neben der Theorie immer wieder Ansätze, bei denen die Schüler ihre Erfahrungen der Gegenwart einbringen können. Durch den modularen Aufbau können die Lehrkräfte flexibel entscheiden, wie intensiv die Kapitel erarbeitet werden.
Im Stil von Mensch-Ärger-dich-nicht geht es hier nur weiter, wenn man eine Frage richtig beantwortet hat
Der Koffer enthält verschiedene Materialien
Im Koffer sind Arbeitsunterlagen, aber auch eine CD, eine DVD, eine Schablone für hebräische Schriftzeichen und zwei Spiele. Mit einem Würfel und Fragekarten können beispielsweise die Gemeinsamkeiten zwischen den Weltreligionen festgestellt werden. Die beiden Autorinnen Sandra Franz und Astrid Wolters möchten mit dem mobile Angebot die Antisemitismus-Prävention in den Schulen stärken.
In der nächsten Woche wird eine Lehrerfortbildung mit den Materialien stattfinden. Astrid Wolters freut sich, dass bei der Fortbildung eine ganze Gruppe der Referendare aus Düsseldorf teilnimmt. „Wenn der Lehrernachwuchs diese Art der Unterrichtsgestaltung kennenlernt, werden auf diesem Wege auch die Fachschaften in den Schulen begeistert“, betont die Mitarbeiterin der Mahn- und Gedenkstätte..
Der Alu-Koffer kann für bis zu vier Wochen ausgeliehen werden und eignet sich auch für Gruppen in der Region, da biografische Beispiele aus Ratingen, Langenfeld und Mettmann mit einbezogen wurden. Die Leihgebühren betragen 30 Euro, 50 Euro sind zusätzlich als Pfand zu hinterlegen. Im Anschluss an die Ausleihe kann die Klasse oder der Kurs einen vertiefender Termin in der Ausstellung der Mahn-und Gedenkstätte vereinbaren.
Weitere Informationen sind unter www.gedenk-dus.de oder www.musenkuss-duesseldorf.de zu finden. Ein direkte Kontaktaufnahme ist über Nicole Merten per Mail möglich.
Formen des Antisemitismus (Definition Mahn- und Gedenkstätte)
Klassischer oder primärer Antisemitismus
ist die offene Abwertung von Juden und dem Judentum. Damit verbunden sind die Zuschreibung eindeutig negativer Stereotype, die Umkehr der Schuld für die Shoa, die Zuschreibung rassistischer Merkmale, sowie die Annahme, dass es eine „Weltverschwörung“ des Judentums gebe. Kernpunkt dabei sind der Mythos, dass Juden zu viel Einfluss haben und die Unterstellung, Juden seien durch ihr Verhalten an ihrer Verfolgung mitschuldig.
Sekundärer Antisemitismus
ist eine Form subtiler Judenfeindlichkeit, die nach der Shoa entstand. Alte Vorurteile, die schon im klassischen/primären Antisemitismus zu finden sind, liegen immer noch zugrunde, werden aber subtiler und weniger offen ausgedrückt. Diese Form entstand aus den Gefühlen der Scham und der Abwehr gegenüber dessen, was in der Zeit zwischen 1933 und 1945 geschehen ist. Grundlegend sind hier der Vorwurf, dass Juden aus der Vergangenheit Vorteile ziehen und die damit einhergehende Forderung nach einem Schlussstrich unter die Vergangenheit. Ausgedrückt wird dies in mangelnder Bereitschaft, „immer wieder“ von den deutschen Verbrechen an Juden zu hören und diese Verbrechen heute „vorgehalten“ zu bekommen. Dabei wird direkt Bezug auf die Shoa genommen. Dazu wird oft pauschale Kritik an Israel in Form von NS-Vergleichen geübt und als Antizionismus ausgegeben.
Anti-Judaismus
ist die pauschale Ablehnung des Judentums aus religiösen Gründen, vor allem im Christentum. Hier hat die Judenfeindschaft ihren Ursprung. Weil Juden die christliche Lehre ablehnten, wurden sie ausgegrenzt und als „Christusmörder“ beschimpft.
Die frühen Christen sahen sich im Konkurrenzkamp mit dem Judentum um den „wahren Glauben“ und sprachen den Juden die Mitgliedschaft im Bund mit Gott ab. Juden wurde vorgeworfen, Jesus verraten und gekreuzigt zu haben. Damit wurden sie nach christlicher Anschauung nicht nur als „Feinde des wahren Glaubens“, sondern als „Widersacher Jesu“ und des Christentums schlechthin betrachtet.