Roncalli in Düsseldorf: Seit 40 Jahren gibt es rote Nasen
Der Circus ist in der Stadt – das war vor vierzig Jahren eine Attraktion und ist es bei Roncalli bis heute geblieben. Auf den Rheinwiesen steht das blau-weiße Zelt und lange Schlangen vor den Eingängen künden von der bald beginnenden Vorstellung.
Die Clowns Anatoli und Ramon mit dem Roncalli Royal Orchestra
Bereits beim Eintreten begann das, wofür Roncalli steht: Eintauchen in eine bunte Welt mit Musik, Popcornduft, Artisten, Clowns und wer mag bekam auch eine rote Nase gemalt.
Im Zelt erwartungsvolles Gemurmel, während sich Ränge und Logen füllten. Dabei kreisten drei große Leinwände über der Manege, auf denen Bilder die Geschichte des Circus der vergangenen 40 Jahre Revue passieren ließen. „Das ist doch der Emil auf dem Bild“, rief eine ältere Dame neben mir, denn der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger tauchte natürlich auch auf den Bildern auf. Er war Geburtshelfer und Regisseur beim Neustart des Circus Roncalli in Köln.
Circusdirektor Bernhard Paul stand an der Manege und beobachtete, ob alles nach Plan lief. Von einigen Zuschauern erkannt, gab er auch gerne ein Autogramm ins Programmheft.
Vivi Paul
Die Vorstellung begann und die Akrobaten des Circustheaters Bingo zogen die Besucher gleich in ihren Bann. Zwei weitere Höhepunkte des Abends wurden von Bernhard Pauls Töchtern präsentiert. Während Vivi Paul am Aerial Loop – einem Reifen untern Dach den Circuszelt – als Harlekin mit ihrer Akrobatik die Zuschauer verzauberte, begeisterte ihre kleine Schwester Lili als Schlangenfrau mit Verrenkungen. Wobei Vivi nicht nur in luftiger Höhe ihr Können unter Beweis stellte. Gemeinsam mit Karl Trunk dirigierte sie die Pferde im Manegenrund und besonders die Kombination des großen englischen Kalbluts, einem Shire Horse, mit dem Mini-Shetlandpony erhält anhaltenden Applaus des Publikums.
Karl Trunk und Vivi Paul mit dem Shire Horse und dem Mini-Shetland
Viele der Artisten bei Roncalli sind Preisträger von internationalen Circus Festivals. Mit einigen hat Bernhard Paul auch ganz eigenen Nummern und Charaktere entwickelt. Bestes Beispiel ist der Clown Ramon Hopmann, der als gebürtige Holländer mit seinen Einlagen glänzt und auch mit einer Magie-Nummer sein Geschick zeigt.
Viele Stücke des Programms sind zeitlos aktuell und doch immer wieder überraschend neu. Im Vergleich zu den frühen Roncalli Aufführungen ist die Reise zum Regenbogen deutlich enger getaktet. Über zwanzig Programmpunkte bekommen zu Zuschauer zu sehen, das sind mehr als früher und die Abfolge ist deutlich beschleunigt.
Robert Wicke
Aber auch Nummern mit eigener Zeiteinteilung sind dabei. So nimmt Comedian Robert Wicke in seinem geringelten Hemd mit Schirmmütze die Besucher mit auf eine interaktive Reise. Das Publikum spielt mit und kaum zu glauben, aber da erklang von allen Rängen das Wiegenlied von Johannes Brahms „Guten Abend, gute Nacht“ um gleich darauf in modernem Beatboxing neu vertont zu werden.
Zuschauer allen Alters verließen beseelt und begeistert das Zelt.
Lili Paul