Düsseldorf zum 75.: Kaleu Jürgen Prochnow taucht im Filmmuseum auf
„Als ich 50 wurde, habe ich gedacht, da kann nicht mehr viel nachkommen. Jetzt bei meinem 75. bin ich relativ entspannt“, schmunzelt Jürgen Prochnow. International bekannt wurde der gebürtige Berliner 1982 mit Wolfgang Petersens Verfilmung von „Das Boot“. Die Bugwelle des Erfolgs, den dieser Film mit sich brachte, nahm Prochnow mit nach Hollywood Am 10. Juni wird er 75 und feiert in Düsseldorf. Denn mit der Stadt verbindet den Schauspieler viel, wie er report-D verrät. Das Filmmuseum widmet ihm zwischen dem 10. und 30. Juni in der Black Box eine Werkschau.
Wie kommt es, dass Sie Ihren 75. Geburtstag in Düsseldorf feiern?
„Das hat sich einfach so ergeben. Ich hatte ursprünglich gar nicht vor, meinen Geburtstag zu feiern. Ich habe Bernd Desinger vom Filmmuseum auf der Berlinale getroffen und er hat mir das vorgeschlagen. Ich habe gar nicht lange überlegt, denn ich finde, es ist eine gute Idee, an einem Ort zu feiern, der mich geprägt hat. Ich bin in Düsseldorf zur Schule gegangen und ich verdanke dieser Stadt gewissermaßen meinen Beruf. Die Anziehungskraft durch das Theater kam über eine Laienspielgruppe und später bekam ich dann den Zugang durch Statisterie und Beleuchtung am Düsseldorfer Schauspielhaus. Das führte schließlich zu dem Entschluss, Schauspieler zu werden.“
Wo haben Sie denn gelebt in dieser Zeit?
„Als wir von Berlin hergezogen sind, haben wir zuerst in der Worringer Straße gewohnt. Von der Innenstadt sind wir dann später nach Gerresheim raus gezogen.“
Haben Sie die Filme für die Werkschau im Filmmuseum gemeinsam mit Bernd Desinger ausgesucht?
„Wir haben uns natürlich Gedanken darüber gemacht, was wir zeigen können und was davon überhaupt zu bekommen ist. Es ist ja eine Lebensgeschichte, die wir abdecken. 1966 bin ich ans Theater gegangen. Damals hatte ich auch meine Ausbildung an der Folkwang Hochschule. Wenn ich das zusammenzähle, komme ich schon auf 50 Jahre. Am 10. Juni kommen auch alte Weggefährten und auch mein Bruder Dieter, der mit seiner Familie in Erkrath wohnt. Wir haben zusammen mit der Schauspielerei angefangen, waren in der gleichen Laienspielgruppe. Wir waren später auch zusammen an der Folkwang Hochschule. Er ist drei Jahre älter und war mir deshalb zeitlich voraus. Wir waren auch zusammen am Theater, beispielsweise haben in Hamburg gemeinsam gespielt.“
Nicht wiederzuerkennen: Jürgen Prochnow auf der Rheinpromenade. Er ging in Düsseldorf zur Schule und lernte hier das Theater kennen und lieben. Foto: Stadt Düsseldorf
Wann waren Sie denn das letzte Mal in Düsseldorf?
„Das ist noch gar nicht so lange her. Die Stadt hat sich wahnsinnig verändert. Vieles erkenne ich gar nicht mehr wieder. Zum Teil sind ja auch noch Baustellen da, sodass man nur erahnen kann, wie es danach aussieht. Es ist schon Wahnsinn, was in den Jahren gebaut wurde, allein die Rheinuferpromenade. Wenn wir damals als Statist oder Beleuchter am Theater waren – was fast jeden Abend der Fall war – waren immer in „Bobby’s Schnapskneipe“ und dem „Kreuzherreneck“. Das war der Treffpunkt mit den großen Schauspielern, die vom Theater dorthin kamen. Gründgens war gerade weg. Wir haben oft nächtelang angestanden, um Karten für eine Premiere zu bekommen. So stehen die Leute heute nur noch für ein Pop Konzert an.
Ich habe in der Altstadt im „Rialto“ auch meine erste Pizza gegessen. Ich konnte mir das gar nicht leisten und bin dazu eingeladen worden.“
In Kürze ist Fußball EM. Wenn bei der Weltmeisterschaft Deutschland gegen die USA antritt, für welche Seite fiebern Sie dann mit?
„Für die Deutschen natürlich. Das gilt für alle Sportarten. Ich bin zum großen NBA-Fan geworden, besonders die Lakers habe ich leidenschaftlich über viele Jahre verfolgt. Die sind allerdings leider jetzt abgestürzt. Mit denen habe ich auch mitgelitten. Aber wenn es darum geht, ob Deutschland oder USA … selbst als Klinsmann anfing die Amerikaner zu trainieren … habe ich natürlich zu Deutschland gehalten. Das ist doch ganz klar.“
Und wie steht’s mit der Fortuna?
„Die sind gerade noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen und nicht abgestiegen. Das habe ich mit großer Besorgnis im Internet verfolgt. Ich bin als kleiner Junge – so mit elf oder zwölf – noch am Flinger Broich gewesen, um die Fußballspiele der Fortuna zu sehen.“
Verfolgen Sie auch sonst, was so in Düsseldorf passiert?
„Ich höre viel durch meinen Bruder und über das Internet. Man kann ja die deutschen Zeitungen alle im Internet lesen. Selbst im Fernsehen gibt es inzwischen auch Möglichkeiten ein oder zwei deutsche Sender zu empfangen. Aber die beste Informationsquelle ist nach wie vor das Internet.
Was bedeutet die Zahl 75 für Sie?
(lacht) „Ich weiß nicht, ich versuche das irgendwie zu umgehen. Als ich 50 wurde, habe ich gedacht, jetzt ist dein Leben eigentlich zu Ende. Da kann nicht mehr viel nachkommen. Ich wollte den Geburtstag auch gar nicht groß feiern. Was dann aber doch der Fall war. Jetzt bei meinem 75. bin ich relativ entspannt.“
Ist Ruhestand für Sie ein Thema?
„Wenn man mir interessante Rollen anbietet, dann habe ich das Gefühl, geht es noch eine Weile.“
Woran arbeiten Sie derzeit?
„Ich bin gerade für Dreharbeiten in Deutschland. Der Film heißt „Leanders letzte Reise“ und handelt von einem alten Mann, 92 Jahre alt, der von mir gespielt wird. (lacht) Er begibt sich auf seine letzte Reise, um etwas über seine Vergangenheit zu erfahren.“
Die 20 Tage des Jürgen P.
Am 10. Juni feiert Jürgen Prochnow ab 19 Uhr im Filmmuseum, Schulstraße 4, seinen 75. Geburtstag. Nach einem Einführungsgespräch gibt es die Wiederaufführung des Films „Die Verrohung des Franz Blum“ von 1974.
Informationen zur Veranstaltung und zur Filmreihe in der Black Box (u. a. mit „Das Boot“, „Der Wüstenplanet“ und „Die dunkle Seite des Mondes“) bis 30. Juni unter www.duesseldorf.de/filmmuseum