Die Ärztin und eine gewisse Tradition
Das ist wie eine, sagen wir: Tradition. Die lässt einen Mann aus Wittlaer selbst im fortgeschrittenen Alter die immer selbe Praxis in Oberkassel besuchen. Dort sitzt eine Ärztin. Die wiederum hat auch so was wie ein Handlungsmuster. Sie lässt Medizin-Studentinnen an ihrer Arbeit teilnehmen.
Diese jungen Damen sitzen dann schon mal im Besprechungszimmer, wenn der Patient es arglos betritt. Oder warten neben der Ärztin am Ultraschallgerät auf den ahnungslosen Patienten, der mit blankem Bauch ins Zimmer kommt. Was soll das?
Gewiss, solch ein Ritual, es dient der (Aus-) Bildung des aufstrebenden Nachwuchses. Einerseits. Doch es raubt, andererseits, dem Patienten die Selbstbestimmung: Er wird vorher nicht um sein Einverständnis gebeten.
Wie darauf reagieren?
Er hat aber solche unbekannten Begegnungen zu genehmigen. Es sei denn, ja, es sei denn er gewöhnt sich widerspruchslos an die Zuführung junger Damen durch die Ärztin. Solch eine Anpassung freilich könnte zur Sucht des Mannes führen. Von der Behandlung so einer Abhängigkeit wiederum, na?, jawohl: leben andere Ärzte. – Ach! – Hinter alledem steckt womöglich ein Kartell? Eine Absprache unter den Medizinern? Wenn das so ist, dann, ja dann haben wir jetzt gelernt, wie sehr nutzbringend sie sein kann. Die Tradition.
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