Die Düsseldorfer EG vor drei angeblich sicheren Jahren – Trennung von Gesellschafter und Geschäftsführer
Die Kuh scheint vom Eis zu sein: Die Eishockey-Ikone DEG und die Stadt versicherten im Rahmen einer großen Pressekonferenz einträchtig am Mittwochnachmittag (18.5.), dass die Zukunft des Düsseldorfer Eishockeys für die kommenden drei Jahre gesichert sei. Die Nagelprobe dafür folgt sogleich: Bereits nächsten Dienstag, 24. Mai, muss die DEG die Unterlagen für die Lizenz in der Eishockey-Bundesliga DEL einreichen.
Schal und Schulterschluss von Sponsoren, Oberbürgermeister und DEG sollen signalisieren: Die Kuh ist vom Eis. Ein Zeichen an den Lizenzgeber, Deutsche Eishockey-Liga, Foto: Stadt Düsseldorf, David Young
Dazu gehört auch der Nachweis, dass es mit den Finanzen klappt. Und das ist die wunde Stelle bei den Rot-Gelben. Drei Millionen Euro stundet die ebenfalls klamme Stadt Düsseldorf dem Verein – Miete für die Brehmstraße und den Dome in Rath. Weitere drei Millionen fehlen angeblich in der Vereinskasse. Während die DEG sportlich zwei überraschend gute Jahre hinter sich hat, blieb Sponsor und Mit-Gesellschafter Mikhail Ponomarev, „Energy Consulting“, das Seinige schuldig. Er soll viel weniger Geld überwiesen haben als angekündigt – und hielt selbst die Mieten für eine von Ihm genutzte Luxus-Loge im Dome lange zurück. Weil angeblich keine Verträge über das Engagement des Russen existierten, war ihm schwer beizukommen. Eine professionelle Vereinsführung sieht anders aus.
Der Verein verneigt sich vor Peter Hoberg und hat dafür das Hoberg-Trikot kreiert
Notüberweisung der Gehälter
Während der seit vielen Jahren treue DEG-Sponsor Peter Hoberg, Düsseldorfer Stahlunternehmer, Fachgebiet nahtlose Röhren, die April-Gehälter der DEG-Eishockeyprofis überwies, raubte eine Zahlung von knapp 700.000 Euro für die Berufsgenossenschaft dem Kassenwart den letzten Schlaf. Nun ist das Kapitel Mikhail Ponomarev – starke Sprüche, schwache Substanz – beendet. Er hat seine 30,8 Prozent Gesellschafter-Anteile an Stephan Hoberg notariell beglaubigt überschrieben – den Bruder von Dauer-DEG-Retter Peter Hoberg.
Nicht mal neun Monate her – und ebenfalls mit Schal: der Ex-Gesellschafter Mikhail Ponomarev (links) und der damals frisch gekürte DEG-Geschäftsführer Paul Specht
Als zweiten Schuldigen identifizieren Stadt und Verein den jungen Geschäftsführer Paul Specht. Ihm wird angekreidet, dass die DEG trotz ihrer Erfolge auf dem Eis bei den Sponsorengeldern Schlusslicht der gesamten DEL war und ist. Und auch für das kommende Jahr stand bis vor kurzem noch nicht einmal eine dreiviertel Million Euro auf der Habenseite. Viel zu wenig, um eine Lizenz der DEL zu bekommen. OB Geisels Intimus Peter Kluth versicherte, allein in den vergangenen Tagen hätten sich ein gutes Dutzend Sponsoren gefunden. Über den Club 2020 werden weitere Gönner an die DEG gebunden werden. Möge die tiefe Lücke zwischen Zahlungswunsch und –ankündigung und Konto-Wirklichkeit schwinden.
Die Geschäftsstelle soll sparen, stellt aber neue Experten ein
Einsparungen in der Geschäftsstelle sollen die letzten Reserven mobilisieren, hieß es bei der Vorstellung der DEG-Zukunft. Zugleich hieß es, es werde schon bald ein neuer, professioneller Geschäftsführer kommen. Und für die Pressestelle wurde ein Mann aus der teuren Fußballbundesliga hinzugekauft, der sich beim Vfl Wolfsburg ums Web-TV gekümmert hat. Mehr ein technischer Experte, denn ein Lautsprecher – das bleibt Frieder Feldmann, der zusätzlich die Fanbetreuung verstärken soll.
Die DEG soll transparent und familiär bleiben, aber nach den groß-industriellen Prinzipien einer Marke geführt werden. Ob dieser Spagat schmerzfrei gelingt, kann nur die Zukunft zeigen.