Düsseldorf Gerresheim: PFT-belastetes Grundwasser soll gereinigt werden
Seit einem Brand im Jahr 2001 ist das Gelände an der Nördlichen Düssel in Gerresheim zwischen Dreherstraße und Zamenhofweg durch PFT verunreinigt. Damals wurden große Mengen Löschmittelkonzentrat eingesetzt, das Boden und Grundwasser verseuchte. Die Schadstoffe haben mit der Grundwasserströmung zu einer Verunreinigungsfahne von zwei Kilometern in südwestlicher Richtung geführt. Am Freitag (13.5.) startete das Umweltamt einen Langzeitpumpversuch zur Erprobung der Reinigung.
15 Jahre nach der Verseuchung
Auf dem Gelände in Gerresheim liegt, ebenso wie in Lohausen/Kaiserswerth, eine großflächige Grundwasserverunreinigung mit perfluorierten Tensiden (PFT) vor. Als erster Schritt der Sanierung wird ein Langzeitpumpversuch mit einer Dauer von zunächst 12 Monaten durchgeführt. Damit soll die gewählte Aufbereitungstechnik erprobt und die bestmögliche Reinigungsleistung gefunden werden.
Vorausgegangen waren umfangreiche Versuche zur Erprobung von Materialien und Verfahren zur Reinigung des PFT-belasteten Grundwassers. Die Versuche waren Teil eines Forschungsvorhabens, das gemeinsam vom Land Nordrhein-Westfalen, dem Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) NRW, der Cornelsen Umwelttechnologie GmbH und dem Umweltamt durchgeführt wurde. Das Land Nordrhein-Westfalen stellte dafür Fördermittel zur Verfügung.
"Nach den umfangreichen Vorversuchen ist die Inbetriebnahme der Anlage heute ein weiterer wichtiger Meilenstein bei der Sanierung der Gesamtverunreinigung", erklärte die Düsseldorfer Umweltdezernentin Helga Stulgies.
Ziel: Die Reinigung von 30.000 Liter pro Stunde
Die Anlage mit den Wasserbehältern auf der Industriebrache an der ehemaligen Glashütte, Foto Stadt Düsseldorf, M. Gstettenbauer
Zum Start des Pumpversuchs in der ersten Stufe pro Stunde 15.000 Liter verunreinigtes Grundwasser aus einem Sanierungsbrunnen gefördert. Das Grundwasser wird über eine Rohrleitung bis zur Abreinigungsanlage gepumpt, passiert dann Kiesfilter und läuft schließlich über spezielle Aktivkohlefilter. Das gereinigte Grundwasser wird in die Nördliche Düssel eingeleitet. Nach drei Monaten werden mit Beginn der zweiten Pumpstufe dauerhaft 30.000 Liter Grundwasser pro Stunde gefördert und gereinigt.
Gartenbewässerung mit Grundwasser bleibt verboten
Mit Beginn der Gartensaison wird von Seiten der Stadt nochmals darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, das Verbot der Nutzung von belastetem Wasser aus Gartenbrunnen zu beachten. Die Umweltdezernentin betonte: "Bei Einhaltung der Allgemeinverfügung ist der Anbau und Verzehr von selbst angebautem Obst und Gemüse bedenkenlos möglich, und eine Anreicherung von PFT in den Böden wird wirkungsvoll verhindert." Weiterhin wird von Seiten des Umweltamtes angeboten, Obst und Gemüse aus dem Bereich der Verunreinigung auf PFT zu untersuchen.
Informationen zur PFT-Problematik in Gerresheim finden sie hier.
Hintergrund: Perfluorierte Tenside (PFT)
PFT sind synthetisch hergestellte organische Stoffe, die in der Natur nicht vorkommen. Sie werden auf Grund ihrer oberflächenaktiven Eigenschaften (wasser-, fett- und schmutzabweisend) in vielen Industrie- und Konsumprodukten, wie etwa in der Textilindustrie, bei der Beschichtung von Pfannen, in Galvaniken sowie in Feuerlöschschäumen verwendet. Obwohl PFT – relativ gesehen – nur in geringen Mengen eingesetzt werden, werden sie bereits weltweit im Wasser, in Tieren, Lebensmitteln und auch in menschlichem Blut festgestellt. Aufgrund von Tierversuchen stehen diese Stoffe in Verdacht, krebserregend zu sein. Sie werden zudem als fortpflanzungsgefährdend eingestuft.
Grafik: Stadt Düsseldorf